Kirchenkritikerin fordert Ende aller kirchlichen Hierarchien

"Maria 2.0"-Gründerin: Frauenweihe ist nur eine Zwischenlösung

Veröffentlicht am 15.02.2020 um 18:10 Uhr – Lesedauer: 

Oberursel/Münster ‐ Immer wieder wird die Priesterweihe von Frauen in der katholischen Kirche gefordert. Für die Mitbegründerin von "Maria 2.0" ist das aber nur eine Zwischenlösung. Sie glaubt nicht, "dass Jesus überhaupt eine Priesterschaft aufbauen wollte."

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Die Mitgründerin der Bewegung "Maria 2.0", Lisa Kötter, wünscht sich eine Kirche ohne Hierarchien. Weiheämter für Frauen seien nur eine "Zwischenlösung" und "Minderung der Ungerechtigkeit", sagte sie der Zeitschrift "Publik-Forum" am Freitag. 

Jesus habe mit allen Hierarchien gebrochen. "Ich sehe nicht, dass Jesus überhaupt eine Priesterschaft aufbauen wollte", so Kötter. "Das hat mir bisher auch noch kein Bischof beweisen können." Erst mit dem Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion habe die Kirche einen "Pakt mit der Macht" geschlossen.

Die Kirche soll "mit den Fridays for Future auf die Straße gehen"

Kötter sprach von einen rückwärtsgewandten Blick der katholischen Kirche. Sie laufe "immer hundert Jahre hinterher, ist lau und laff und kalt". Stattdessen solle die Kirche nach ihren Worten aber aber anprangern, voranstürmen und "mit den Fridays for Future auf die Straße gehen", fordert die Künstlerin. 

Eine Anfrage von Beteiligten, am Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodeln Weg, teilzunehmen, habe "Maria 2.0" abgelehnt. "Als Teil des Synodalen Weges könnten wir nicht mehr offen diskutieren, sondern müssten für die Dauer dieses zweijährigen Prozesses die Füße stillhalten", sagte Kötter. 

Lisa Kötters Frauenbild Nr. 1 zeigt Maria mit zugeklebtem Mund
Bild: ©Lisa Kötter

Maria mit einem zugeklebten Mund: Das Bild von Lisa Kötter wurde zu einer Art Logo der Bewegung.

Sie selbst sei in einer "superkonservativen" katholischen Familie aufgewachsen. "Da war es nur natürlich, dass ich immer rebelliert habe. Meine WG-Genossen oder die Frauengruppe haben nie verstanden, dass ich bei ihnen mitmachte – und nach der Sitzung in die Kirche gegangen bin", sagte Kötter. 

Den Impuls, die Kirche zu verlassen, habe sie noch nie gehabt. "Ich habe das Katholische einfach in den Knochen." Sie könne aber genauso gut katholisch sein ohne Rom. "Das Zentrum ist für mich nicht in Rom. Für mich ist Jesus das Zentrum."

Den Namen der Bewegung "Maria 2.0" habe ihr Mann erfunden. Die Kirche habe das Bild von Maria devot, schweigend und dienend gezeichnet, sagte Kötter: "Aber sie war eine starke, mutige Frau. Sie hat das Magnifikat bestimmt nicht mit geschlossenem Mund gesungen." 

Die freischaffende Künstlerin hat das Bild von Maria mit zugeklebtem Mund gemalt, das zum Logo der Bewegung wurde. Gemeinsam mit fünf anderen Frauen aus der katholischen Kreuzkirchengemeinde in Münster rief sie im Januar 2019 zu einer Aktionswoche auf und gründete die Aktion "Maria 2.0". (cbr/KNA)