Befragung kurz nach Veröffentlichung von "Querida Amazonia"

Umfrage: Viele Deutsche sehen Franziskus nicht als Reformpapst

Veröffentlicht am 20.02.2020 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Das nachsynodale Schreiben war für viele Befürworter von Kirchenreformen eine bittere Enttäuschung. Wie sehen die Menschen Papst Franziskus nach Veröffentlichung des Dokuments? Eine neue Umfrage wollte das herausfinden.

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Zwölf Prozent der Deutschen sehen einer Umfrage zufolge Papst Franziskus als Reformpapst, 48 Prozent lehnen die Bezeichnung ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag in Würzburg veröffentlichte Erhebung des Meinungsforschungsinstituts "INSA Consulere". Sie wurde im Auftrag der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" durchgeführt.

Laut dem Forschungsinstitut handelt es sich um eine online durchgeführte "bevölkerungsrepräsentative Umfrage". Demnach gaben 32 Prozent der Befragten an, sie wüssten nicht, wie sie Franziskus diesbezüglich einschätzen sollten, acht Prozent machten dazu keine Angaben.

Laut Mitteilung wurden 2.065 erwachsene Personen zwischen dem 14. und 17. Februar interviewt, also kurz nach Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens des katholischen Kirchenoberhaupts zur Amazonas-Synode. In "Querida Amazonia" hatte Franziskus die Anregung der Synode vom Oktober, in Ausnahmefällen auch erfahrene verheiratete Männer zu Priester zu weihen oder ein Diakonat für Frauen zu schaffen, nicht aufgegriffen. Als erste Maßnahmen gegen Priestermangel in Amazonien empfahl Franziskus stattdessen Gebete für mehr Berufungen, verstärkten Einsatz vorhandener Priester in der Region sowie eine gezieltere Ausbildung.

Aufschlüsselung nach Konfessionen und Alter

In der Umfrage seien die Befragten unter anderem nach Konfessionen aufgeschlüsselt worden, heißt es. So gaben von den Katholiken 16 Prozent an, Franziskus als Reformpapst zu sehen, 53 Prozent aber nicht. 26 Prozent meinten, sie wüssten nicht, wie sie Franziskus diesbezüglich einordnen sollten. Unter den Protestanten hätten zwölf Prozent Franziskus als Reformer eingestuft, 50 Prozent lehnten diese Einschätzung ab. Bei den konfessionslosen Befragten lagen die Werte bei neun und 49 Prozent.

Auch nach ihrem Alter seien die Befragten aufgeteilt worden, heißt es. Der Anteil jener, die Franziskus als Reformpapst einstuften, sei in allen Altersgruppen nahezu gleich groß gewesen. Anders sehe es bei den Ablehnenden aus. Je älter die Befragten gewesen seien, desto höher sei der Anteil derer gewesen, die Franziskus nicht als Reformpapst sähen. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen liege der Wert sogar bei knapp 60 Prozent. Unter den 18- bis 29-Jährigen seien es nur 28 Prozent gewesen.

Nach der Veröffentlichung des Papstschreibens zur Amazonas-Synode hatte auch der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf erklärt, in Franziskus keinen Reformpapst mehr zu sehen. "Was soll man noch von einem Papst erwarten, der sagt, macht mir mutige Vorschläge - dann machen Bischöfe und Laien mit großer Mehrheit mutige Vorschläge, und was passiert? Nichts", so Wolf im Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". (tmg/KNA)