Fuldaer Oberhirte dankt für Solidarität und ruft zum Gebet auf

Nach Anschlag in Hanau: Bischof Gerber schreibt Brief an Gläubige

Veröffentlicht am 22.02.2020 um 14:01 Uhr – Lesedauer: 

Fulda/Hanau ‐ Fuldas Bischof Michael Gerber hat sich nach dem rechtsextremen Terroranschlag von Hanau an die Gläubigen seines Bistums gewandt. In einem Schreiben dankte Gerber für die Solidarität nach der Bluttat. Außerdem rief er zum Gebet für die Opfer auf.

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Drei Tage nach dem rechtsterroristischen Anschlag in Hanau hat sich der Fuldaer Bischof Michael Gerber mit einem Schreiben an die Gläubigen seines Bistums gewandt. "Die Ereignisse von Hanau am 19. Februar haben uns zutiefst erschüttert. Uns bewegt das Schicksal der Menschen, die der Bluttat zum Opfer fielen, sowie deren Angehörigen und Freunde", schrieb Gerber, zu dessen Bistum Hanau gehört, am Samstag in dem auf der Internetseite seiner Diözese veröffentlichten Schreiben. Das weitere Leben der Betroffenen werde unter dem Eindruck der schrecklichen Erfahrung stehen.

"Dankbar für alle Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls"

"Umso mehr dürfen wir dankbar sein für alle Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls in diesen Tagen", so Gerber weiter. Viele Einsatzkräfte leisteten einen Dienst, der sie bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit führe. "Ich bin all jenen dankbar, die in unseren Beratungsstellen und in weiteren therapeutischen und seelsorglichen Angeboten für Gespräche bereitstehen", erklärte der Bischof. Aus der ganzen Welt kämen Botschaften der Solidarität und der Verbundenheit im Gebet. Auch das Schreiben, das Papst Franziskus nach dem Anschlag geschickt habe, sei "ein Zeichen der Ermutigung und der Stärkung."

Gerber betonte, es sei beeindruckend, wie sich die Vertreter der verschiedenen Religionen und Konfessionen in Hanau in großer Gemeinsamkeit den Herausforderungen stellten. "Als katholische Kirche erfahren wir uns gerade in Hanau als ein 'Volk aus vielen Völkern'", so der Bischof. Noch mehr zeige sich die Vielfalt, wenn man auf die Vertreter der unterschiedlichen Konfessionen und Religionen in Hanau schaue. Er selbst, so Gerber, habe anlässlich des "Sonntags der Weltmission" im vergangenen Oktober in der Stadt erfahren dürfen, welche Chance in diesem Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft liege.

Nach dem persönlichen Beitrag für eine "Kultur des Miteinanders" fragen

Für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung, die von Integration statt von Ausgrenzung geprägt sei, werde es wesentlich sein, ob es gelinge, Erfahrungsräume zu gestalten, in denen das Miteinander als Bereicherung erlebt und eingeübt werden könne. "Nicht zuletzt unsere Kindertageseinrichtungen sowie weitere Begegnungsorte und Initiativen leisten hier einen wesentlichen Beitrag. Herzlichen Dank allen, die sich in großer Kontinuität und Beharrlichkeit für dieses Miteinander einsetzen", betonte Gerber, der zugleich dazu aufrief, für die Opfer des Terroranschlags zu beten und die am Mittwoch beginnende Fastenzeit für die Frage zu nutzen, "was unser je persönlicher Beitrag für eine Kultur des Miteinanders sein kann: an dem Ort, an dem ich lebe, und in den Beziehungen, in denen ich stehe."

In der Nacht zum Donnerstag hatte der 43 Jahre alte Tobias R. in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Zudem soll der Sportschütze auch seine 72 Jahre alte Mutter und sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden hatte der Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank. (stz)