Theologe fordert Massenouting schwuler Priester
Der Leiter der Arbeitsstelle für Männerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Andreas Heek, fordert ein "Massenouting" von homosexuellen Klerikern. In einem Beitrag für das theologische Feuilleton "Feinschwarz" spricht er sich für eine Enttabuisierung und Entmoralisierung von Homosexualität in der Kirche aus. Dabei bezeichnet er die lehramtliche Wertung homosexuellen Lebens als "in sich nicht in Ordnung" als revisionsbedürftig. Mit ihr würden homosexuelle Menschen ausgeschlossen, "weil sie einem ausgedachten Ideal von Natürlichkeit nicht entsprechen".
Heek, der auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der LSBTIQ-Seelsorger/innen in den deutschen Diözesen ist, beklagt mangelnde Solidarität zwischen schwulen Priestern und Laien. Es fehle ein Einstehen für andere Homosexuelle Menschen. Dies sei der Grund dafür, dass die kirchliche Diskussion etwa in Bezug auf die Segnung homosexueller Partnerschaften nicht vorankomme. Nur in der persönlichen Seelsorge sei diese Solidarität häufig zu spüren, nicht aber in der Öffentlichkeit. Heek zeigt sich überzeugt, dass ein "Rebellieren" homosexueller Priester gegen die offizielle Lehrmeinung der Kirchen dazu führen würde, dass das "homophobe Lehrgebäude" in sich zusammenstürzen würde.
Outing in der Kirche kein Ausweg
Der Theologe erklärt das Phänomen homosexueller Kleriker, die sich selbst deutlich ablehnend gegenüber Homosexualität äußern, mit "internalisierter Homophobie": Die Ablehnung der eigenen Person durch andere werde verinnerlicht. "Gleichzeitig hasst man, dass man sich hasst, und so wird der Hass nach außen getragen", erläutert Heek die Dynamik, die auch der französische Journalist Frédéric Martel in seinem Buch "Sodom" beschreibt. Martel hatte darin seine Recherche über Homosexuelle an der Kurie veröffentlicht. Gerade die homosexuelle Neigung vieler Kleriker verhindere laut Heek Reformen. Diese Erklärung helfe auch dabei, die "oft fast ins Hysterische gehende Neigung mancher kirchlicher Vertreter gegen Homosexuelle, gleichgeschlechtliche Partnerschaft und Genderdiskurse aller Art" zu verstehen, so Heek.
Verschlimmert werde die Situation dadurch, dass ein Outing im kirchlichen Raum als Ausweg wegfalle. Einige schwule Priester arrangierten sich in Nischen im Verborgenen. "Viele, zu viele" Priester verhielten sich laut Heek aber auch homophob. Er nennt dieses Verhalten einen "Skandal" und "unchristlich": "Die eigene ungelebte oder gelebte, desintegrierte oder bewusst verheimlichte Homosexualität erscheint vollkommen verlogen, wenn diese homophilen Priester gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu Felde ziehen." Gleichzeitig steigere dies auch den eigenen Selbsthass. (fxn)