Kardinal Marx: Kann mir Frau als DBK-Sekretärin vorstellen
Kardinal Reinhard Marx hat seine Offenheit für eine Frau als Sekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) bekundet. Wenn sich eine entsprechende Person finde, sei er "sehr, sehr dafür", sagte der DBK-Vorsitzende zu Beginn der Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe am Montag in Mainz. Schließlich sei es "höchste Zeit, die Präsenz von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen". Gleichzeitig betonte Marx, dass er dem neuen Vorsitzenden nicht bei der Auswahl eines neuen Sekretärs vorgreifen wolle. Eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Vorsitzenden der Bischöfe und dem DBK-Sekretär sei besonders wichtig.
Der amtierende Sekretär, Pater Hans Langendörfer, hatte zuvor seine Bereitschaft zur interimsweisen Fortführung des Amtes erneuert. "Nach diesen Jahren, die sehr schön waren, ist die Zeit der jüngeren Leute gekommen", doch das schließe eine pragmatische Übergangslösung nicht aus, so Langendörfer. Die Übernahme des Sekretärs-Amtes durch einen männlichen oder weiblichen Laien sei innerhalb der Bischofskonferenz noch nicht diskutiert worden, sei jedoch grundsätzlich möglich.
Gottesdienste stören? Marx findet Vorschlag bedauerlich
Kardinal Marx hofft außerdem darauf, dass die Bischöfe bei der nun begonnenen Vollversammlung eine Lösung bei der Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs finden. Die katholische Kirche in Deutschland gehe hier "einen Weg, der ohne Analogie" sei und deshalb besondere Beachtung von Opfern sowie in der Weltkirche finde. Bei der Herbst-Vollversammlung der Bischöfe in Fulda im vergangenen Jahr seien zu viele Fragen offengeblieben.
Kurz vor Beginn der Vollversammlung in Mainz hatte sich Opfervertreter Matthias Katsch für Störungen von Gottesdiensten ausgesprochen, falls die Bischöfe nicht zu einer raschen Entschädigungslösung fänden. Marx bezeichnete diesen Vorschlag als "bedauerlich" und betonte, dass die katholische Kirche "so intensiv wie keine andere Organisation" an diesem Thema arbeite. Vorwürfe von Missbrauchsopfern, die Kirche wolle keine Entschädigung oder zögere sie hinaus, seien nicht haltbar, pflichtete ihm Langendörfer bei.
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Marx sprach sich angesichts mehrerer rechtsextremistischer Anschläge in den vergangenen Monaten zudem gegen jede Form von Hass und Gewalt aus. Er sei "sehr beunruhigt", dass "im Zeichen von völkischer Hassrede" Gewalttaten in Deutschland verübt werden. "Als Kirche wollen wir aufstehen gegen jede Rede von Hass", so der DBK-Vorsitzende. Ferner müsse die Kirche bei humanitären Katastrophen wie dem aktuellen Zustrom von Flüchtlingen von der Türkei nach Griechenland ihre Hilfe anbieten. Man könne nicht einfach sagen: "Das geht uns nichts an. Die Flüchtlinge sollen in der Türkei bleiben."
Bereits zuvor hatten Reformgruppen ihre Forderungen nach einer kirchlichen Erneuerung bekräftigt. Vertreterinnen der beiden großen Frauenverbände kfd und KDFB hatten dem Präsidium des Synodalen Wegs in einem symbolischen Akt vor dem Mainzer Dom mehr als 130.000 Unterschriften von Gläubigen für eine geschlechtergerechte Kirche übergeben. Thomas Sternberg, der als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Mitglied des Synodalpräsidiums ist, nahm gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Karin Kortmann, Kardinal Marx und dem stellvertretenden DBK-Vorsitzenden, Bischof Franz-Josef Bode, die Unterschriften entgegen. "Sie machen etwas für unsere Kirche", dankte er den Unterzeichnern.
Die Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe endet am Donnerstag. Die Wahl eines neuen DBK-Vorsitzenden findet am Dienstag statt. Bode behält seine Position als Stellvertreter, da er seine ebenfalls sechsjährige Amtszeit 2017 angetreten hatte. (rom)