Ex-Freiburger Erzbischof: Ehrenbürgerwürde weg, Straße wird umbenannt
Konstanz hat dem früheren Freiburger Erzbischof Conrad Gröber (1872-1948) die Ehrenbürgerwürde der Stadt aberkannt. Grund dafür sei Gröbers "positive Einstellung gegenüber dem NS-Regime" sowie seine "fördernde Mitgliedschaft in der SS und sein vielfach belegter Antijudaismus", heißt es in einer Erklärung der Stadt, die bereits im Herbst veröffentlicht wurde. Gleiches gelte für den früheren Konstanzer Oberbürgermeister Franz Knapp sowie Reichspräsident Paul von Hindenburg. Wie der "Südkurier" (Mittwoch) berichtete, sollen nun die nach Gröber, Knapp und Hindenburg benannten Straßen in Konstanz einen anderen Namen erhalten.
In seiner Sitzung am 26. September hatte der Gemeinderat beschlossen, Knapp, Gröber und Hindenburg die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen. Dies sei ein symbolischer Akt, da die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod der Person erlischt, teilte die Stadt am 1. Oktober 2019 mit. Oberbürgermeister Knapp (1880-1973) habe als Repräsentant des NS-Regimes in Konstanz etwa die Eintreibung der Abbruchkosten der am 10. November 1938 zerstörten Synagoge bei der kaum handlungsfähigen Israelitischen Gemeinde veranlasst, hieß es. Danach habe er die "Arisierung" des Grundstücks zugunsten der Stadt in die Wege geleitet. Hindenburg (1847-1934) habe als Reichspräsident allein zu den Entschluss getroffen, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen, und damit die NS-Diktatur ermöglicht, so der Gemeinderat. Für die Franz-Knapp-Passage, die Conrad-Gröber-Straße sowie die Hindenburgstraße würden nun andere Namenspaten gesucht, so der "Südkurier". Vorschläge gebe es bereits, darunter der Konstanzer jüdische Architekt und Freimaurer Josef Picard (1879-1946).
Gröber war von 1931 bis 1932 Bischof von Meißen und ab 1932 bis zu seinem Tod Erzbischof von Freiburg. Seine Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus ist unter Forschern umstritten. Seine Versuche, sich politisch mit dem Regime zu arrangieren, sowie antijudaistische Tendenzen brachten ihm den Beinamen "der braune Conrad" ein. Andererseits protestierte er unter anderem gegen den Boykott jüdischer Geschäfte und die NS-Mordaktion an Geisteskranken. (tmg/KNA)