Johannes Paul II. und Johannes XXIII. demnächst heilig

Der Weg ist frei

Veröffentlicht am 05.07.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
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Heiligsprechung

Vatikanstadt ‐ Die Päpste Johannes Paul II. (1978-2005) und Johannes XXIII. (1958-1963) werden demnächst heiliggesprochen. Papst Franziskus kündigte am Freitag ein Konsistorium der Kardinäle an, das abschließend über die Heiligsprechung der beiden befinden werde, wie der Vatikan mitteilte. Der Papst unterzeichnete am Freitag ein Dekret, das eine Wunderheilung auf Fürbitte des seligen Johannes Paul II. bestätigt.

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Zudem billigte Franziskus demnach das Votum der Heiligsprechungskongregation, die sich bei ihrer jüngsten Kardinalssitzung für eine Heiligsprechung des Konzilspapstes Johannes XXIII. ausgesprochen habe. Sie erfolgt in diesem Fall ohne die förmliche Anerkennung eines zweiten Heilungswunders. Der Papst habe entschieden, dass das nicht erforderlich sei, erklärte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. "Wir kennen alle die Tugend und die Persönlichkeit von Papst Roncalli, es ist nicht nötig, die Gründe für seine Heiligkeit zu erklären."

Bei Johannes XXIII., der mit bürgerlichem Namen Angelo Giuseppe Roncalli hieß, handele es sich um einen besonderen Fall. Johannes XXIII. machte in seinem kurzen Pontifikat die Fenster der Kirche weit auf, indem er überraschend ein Konzil der Gesamtkirche einberief. Das Zweite Vatikanum (1962-1965) veränderte die Kirche zutiefst.

Das Konzil öffnete den Katholizismus

Die größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts öffnete den Katholizismus für die gesellschaftlichen und politischen Fragen der Zeit und für die Probleme der zeitgenössischen Menschen. Das Konzil brachte die Dimension der Weltkirche ins Bewusstsein und machte den Weg frei für einen ökumenischen wie interreligiösen Dialog. Der greise "Übergangspapst" hatte eine Zeitenwende ausgelöst. Johannes XXIII. war m Jahr 2000 seliggesprochen worden.

Der 2011 seliggesprochene Papst aus Polen Johannes Paul II. könnte nun bereits acht Jahre nach seinem Tod zur höchsten Ehre der Kirche gelangen. Es wäre die schnellste Heiligsprechung in der neueren Kirchengeschichte. Dem voraus ging die Anerkennung eines weiteren Wunders auf Fürsprache von Johannes Paul II. Vatikansprecher Lombardi zufolge handelt es sich um die Heilung einer Frau aus Costa Rica. Sie sei nach der Anrufung von Johannes Paul II. am Tag von dessen Seligsprechung im Mai 2011 von einem schweren Hirnschaden geheilt worden.

Der charismatische Pole Karol Wojtyla trug als Papst mit seinen politischen Botschaften und Symbolen maßgeblich zum Sturz des Kommunismus bei. Er war der erste Nichtitaliener seit 455 Jahren, bereiste die Weltkirche in einem Maß wie keiner seiner Vorgänger. In seinen Lehrschreiben verurteilte er nicht nur den Kollektivismus, sondern auch maßlose Habgier und fehlende Solidarität eines ungebremsten Kapitalismus. Seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Judentum und seine ökumenischen und interreligiösen Initiativen schrieben Geschichte. Im Gedächtnis blieb auch sein quasi öffentliches Leiden und Sterben.

Was bedeutet Heiligsprechung?

Die Heiligsprechung ist in der katholischen Kirche eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über seine endgültige Aufnahme zu Gott. Nach dieser "Kanonisation", die während eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.

Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess voraus, der über mehrere Instanzen führt. Dabei muss nachgewiesen werden, dass durch die Fürsprache des oder der Betroffenen Wunder geschehen sind. Das gilt allerdings nicht für Menschen, die als Märtyrer, also wegen ihres Glaubens, gestorben sind.

Vor einer Heiligsprechung steht die Seligsprechung. Bei ihr wird nur eine regionale Verehrung des Seligen zugelassen. In der Kirche wurden anfangs die Heiligen ohne förmlichen Prozess anerkannt. Weil es dabei zu Übertreibungen und Parteilichkeiten kam, zog der Papst den Vorgang an sich. Der erste von einem Papst Heiliggesprochene war Bischof Ulrich von Augsburg im Jahr 993.

Das Gesamtverzeichnis der Seligen und Heiligen der katholischen Weltkirche ("Martyrologium romanum") nennt rund 7.000 namentlich bekannte Selige und Heilige. (mog/KNA/dpa)

Lebensstationen von Papst Johannes Paul II.

Papst Franziskus hat den Weg für eine Heiligsprechung von Johannes Paul II. (1978-2005) freigemacht. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert noch einmal die wichtigsten Stationen im Leben des 2005 verstorbenen Papstes aus Polen: 18. Mai 1920: Karol Wojtyla wird in Wadowice bei Krakau geboren. 1. November 1946: Nach Besuch eines Untergrund-Seminars im Zweiten Weltkrieg Priesterweihe in Krakau. Seit 1953 Professor für Moraltheologie. 28. September 1958: Als jüngstes Mitglied des polnischen Episkopats Weihbischof in Krakau. 13. Januar 1964: Ernennung zum Erzbischof von Krakau. Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil und zäher Widerstand gegen die kommunistischen Machthaber in Polen. 26. Juni 1967: Verleihung der Kardinalswürde durch Papst Paul VI. 16. Oktober 1978: Nach dem Tod Johannes Paul I. wird Wojtyla als erster Pole zum Papst gewählt. Er nimmt den Namen Johannes Paul II. an. Er ist der erste Nicht-Italiener auf dem Heiligen Stuhl seit 1523. 2. Juni 1979: Als erster Papst reist Johannes Paul II. in den kommunistischen Ostblock und löst in Polen eine anhaltende Welle der Opposition aus. 13. Mai 1981: Johannes Paul II. wird durch ein Attentat des Türken Ali Agca schwer verletzt. 25. November 1981: Johannes Paul II. beruft den Münchner Kardinal Joseph Ratzinger, den heutigen Papst Benedikt XVI., zum Präfekten der römischen Glaubenskongregation. 1989/1990: In Osteuropa Fall des Eisernen Vorhangs als ein Mitverdienst des Papstes, der die Opposition unterstützte. 2. April 2005: Johannes Paul II. stirbt nach langer Krankheit unter weltweiter Anteilnahme. Zur Trauerfeier kommen Hunderttausende nach Rom. Das Pontifikat ist das zweitlängste in der Kirchengeschichte. Johannes Paul II. verfasste 14 Enzykliken und unternahm 104 Auslandsreisen in 129 Länder. Juni 2005: Papst Benedikt XVI. eröffnet entgegen der üblichen Wartezeit das Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul II. 11. Januar 2011: Die Kardinäle und Bischöfe der Heiligsprechungskongregation bestätigen ein Heilungswunder, das auf Fürbitte des Papstes aus Polen erfolgt sein soll. 1. Mai 2011: Benedikt XVI. spricht seinen Vorgänger Johannes Paul II. auf dem Petersplatz selig. 5. Juli 2013: Papst Franziskus macht den Weg frei für eine Heiligsprechung von Johannes Paul II. (KNA)

Das Leben von Papst Johannes XXIII.

Vor 50 Jahren, am 3. Juni 1963, starb Johannes XXIII., der bis heute von vielen Menschen als der "gute Papst" verehrt wird. Die wichtigsten Stationen seines 81-jährigen Lebens als Kind aus einfachen Verhältnissen, als Priester, Vatikandiplomat und Kirchenoberhaupt: 24. November 1881: Angelo Giuseppe Roncalli wird als Sohn einer Bauernfamilie im lombardischen Dorf Sotto del Monte geboren. Seine Mutter und sein Großonkel Zaverio befördern seine Schulkarriere, die allerdings viele, vor allem materielle, Hindernisse zu überwinden hat. 1904: Doktor der Theologie und Priesterweihe 1915: Militärseelsorger im Ersten Weltkrieg 1953: Patriarch von Venedig und Kardinal Oktober 1958: Wahl zum Papst Januar 1959: Ankündigung eines allgemeinen, "ökumenischen" Konzils, dem ersten seit 90 Jahren. Als ein Ziel formuliert Johannes XXIII. auch die Überwindung der Kirchenspaltung zwischen den Konfessionen. 1961: Sozialenzyklika "Mater et magistra" September 1962: Ärzte stellen einen inoperablen Magentumor fest. Oktober 1962: Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils. Erste Sitzungsperiode: 11. Oktober bis 8. Dezember April 1963: Friedensenzyklika "Pacem in terris" 3. Juni 1963: Am Abend des Pfingstmontags stirbt Johannes XXIII. Am 21. Juni wird sein Wunschnachfolger, der Mailänder Kardinal Giovanni Battista Montini, zum Papst gewählt. Als Paul VI. (1963-1978) führt er das Konzil im Sinne Roncallis weiter. 2000: Papst Johannes XXIII. wird gemeinsam mit dem ihm theologisch sehr verschiedenen Pius IX. (1846-1878) seliggesprochen - offenbar ein innerkirchlicher Kompromiss. (KNA)