Corona als Strafe Gottes? Scharfe Kritik an Churer Weihbischof
Kirchenvertreter aus der Schweiz haben den Churer Weihbischof Marian Eleganti scharf für dessen Äußerungen zum Coronavirus kritisiert. Eleganti hatte Anfang der Woche in einem Video einen Zusammenhang zwischen dem Glauben einer Gesellschaft und ihrer Betroffenheit von Krieg, Seuchen und anderen Katastrophen hergestellt.
"Zynisches Gerede"
Angesichts der vielen Opfer, die die Pandemie bereits gekostet habe, sei das "Gerede" Elegantis von einer Strafe Gottes "zynisch", sagte Franziska Driessen-Reding, Synodalratspräsidentin der Zürcher Katholiken, dem Internetportal kath.ch. Zürich liegt im Bistum Chur und ist der Wohnort Elegantis. Auch eine Sprecherin der Schweizer Bischofkonferenz sagte, die Äußerungen des Weihbischofs seien "rein persönlicher Natur und verpflichten somit nur ihn." Die Anfang März formulierten Empfehlungen der Bischofskonferenz mit Hygienevorschriften zur Eindämmung des Virus seien nach wie vor gültig.
Das Zürcher Gesundheitsamt kritisierte Eleganti laut kath.ch ebenfalls. Ein Sprecher bat die "Verantwortlichen der katholischen Kirche, den Empfehlungen der Behörden unbedingt zu folgen." Es sei sicher nicht im "Sinne der Würdenträger, wenn sich ein Gläubiger ausgerechnet in seinem Gotteshaus mit dem Virus anstecken würde." Der frühere Schweizer Bundesgerichtspräsident Giusep Nay sagte, der Glaube verlange "niemals eine solche Naivität, gegen die erwiesenen natürlichen Tatsachen zu handeln".
Weihbischof Eleganti hatte in einem Video auf dem Portal "kath.net" gesagt, Gebet, Buße und Umkehr sowie Gottesvertrauen wirkten sich auf die Befindlichkeit von Nationen und wie auch von einzelnen Menschen aus. "Es gibt da ganz klar einen Zusammenhang, den wir nicht übersehen dürfen". Große Heilige wie Karl Borromäus oder Gregor der Große hätten in ähnlichen Pandemie-Situationen zu Gebet und Umkehr aufgerufen und Bittprozessionen organisiert.
Dass jetzt Weihwasserbecken geleert oder von der Mundkommunion abgeraten werde, das gehe ihm "nicht ins Herz", so Eleganti. Die Maßnahmen seien eine Kapitulation des Glaubens vor dem Virus. Gerade in Lourdes, wo oft tausende Menschen in den Bädern mit dem gesegneten Wasser gebadet hätten, sei "noch nie" überliefert worden, dass sich jemand angesteckt habe. Er selbst rechne in Zeiten des Coronavirus mit der Kraft und dem Schutz Gottes, so Eleganti. Er hoffe auf ein Wunder, auch wenn er wisse, dass er dafür kritisiert werde. Eleganti hatte in der Vergangenheit schon häufiger durch provokante Aussagen Kritik auf sich gezogen. So hatte er beispielsweise gefordert, dass Homosexuelle nicht zum Priester geweiht werden dürften.
Badebecken in Lourdes geschlossen
Die Schweizer Bischofskonferenz hatte Anfang März Empfehlungen zum Umgang mit dem Coronavirus herausgegeben. Darin heißt es unter anderem, dass bei Gottesdiensten die Kommunion auf die Hand gespendet werden solle. Außerdem könne es "an manchen Orten angebracht sein, die Weihwasserbeckern zu leeren". Das Marienheiligtum Lourdes in Frankreich hatte schon Anfang März beschlossen, die Badebecken für Pilger zu schließen. (gho)