Ein krimineller Pfarrer, der selbst die Justiz zum Staunen brachte
Geldwäsche, Überweisungsbetrug, Geldschmuggelei, das Fälschen von Steuererklärungen: Mit solchen Delikten sollte ein Pfarrer eigentlich höchstens in der Beichte in Berührung kommen. Bei Marcin Stanislaw Garbacz war das anders. Ganz anders. Der frühere Priester der Diözese Rapid City in South Dakota in den USA wurde kürzlich von einem Gericht für all diese Vergehen in insgesamt 65 Fällen schuldig befunden.
Wie bei Indiana Jones
Die kriminelle Energie des Kirchenmanns ist auch für die Justiz nicht alltäglich. Das Diebesgut, das Garbacz angehäuft habe, erinnere ihn an die Schätze des Indiana Jones-Films "Jäger des verlorenen Schatzes", sagte der zuständige Staatsanwalt Ron Parsons. Nach seinen Angaben hat der Geistliche unter anderem mehr als ein Dutzend vergoldete Kelche, zahlreiche Bronzestatuen, einen Diamant-Ring im Wert von rund 9.000 Euro und Füller von Montblanc angehäuft.
Das Geld dafür hatte der Priester systematisch aus Spendengeldern zusammengeklaut. Heimlich war er abends in die Kirchen seiner Pfarrei gegangen und hatte das Geld von Gottesdienstkollekten genommen, die dort in einbruchsicheren Taschen oder Beuteln gelagert waren. Das Geld habe er dann – oft nach Mitternacht — über Geldautomaten auf seine Konten eingezahlt. Gewaschen habe er es darauf über verschiedene Banken, Investmentfirmen und Kreditkarten-Institute. Insgesamt seien so "hunderttausende Dollar" zusammengekommen, heißt es von der Staatsanwaltschaft in South Dakota.
Doch im Mai vergangenen Jahres war dann Schluss: Garbacz ahnte schon, dass er auffliegen könnte, besorgte sich 50.000 Euro in bar und ein One-Way-Flugticket nach Polen. Doch die Behörden waren ihm dicht auf den Fersen. Kurz vor dem Abflug wurde Garbacz am Flughafen von Seattle festgenommen und später vor Gericht gestellt — bis zur Entscheidung in der zweiten Märzwoche.
Linktipp: Nach über 40 Jahren: Dieb gibt Löffel ab
"Ich bin sicher, dass eine späte Reue besser ist als gar keine": Mit einem ungewöhnlichen Brief hat sich ein Unbekannter dafür entschuldigt, vor mehr als 40 Jahren im Benediktinerkloster in Weltenburg einen Kaffeelöffel gestohlen zu haben.Das Strafmaß für Garbacz, der sich in Untersuchungshaft befindet, steht zwar noch aus. Aber es könnte einiges zusammenkommen. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, liegt die Höchststrafe für Geldwäsche und Überweisungsbetrug jeweils bei 20 Jahren Gefängnis, für Geldschmuggelei bei zehn Jahren und für Steuerbetrug bei drei Jahren.
Auch für sein Bistum ist der Fall eine Tragödie. Als die Machenschaften des Priesters ans Licht kamen, suspendierte der damalige Bischof Robert Gruss, heute Oberhirte der Diözese Saginaw in Michigan, Garbacz vom Priesteramt. Auch zu dem Urteil jetzt hat sich die Diözese Rapid City geäußert. Der Priester habe sich mit dem gestohlenen Geld selbst bereichert, heißt es.
Gebet des Diözesanadministrators
Diözesanadministrator Michel Mulloy sagte, er bete für alle, die durch die Taten des Priesters verwundet worden seien. Angesichts des Gerichtsprozesses habe er an das Gleichnis des Barmherzigen Samariters denken müssen. So wie Jesus dessen Wunden versorgt habe, werde der Sohn Gottes das auch für diejenigen tun, denen Garbacz Schaden zugefügt hat.