Martin Kopp sieht sich als Opfer einer Intrige der Churer Bistumsleitung

Geschasster Generalvikar: Ich wurde gezielt gedemütigt

Veröffentlicht am 20.03.2020 um 13:22 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Chur ‐ Am Mittwoch wurde Martin Kopp von der Churer Bistumsleitung als Generalvikar für die Urschweiz abgesetzt. Er ist sich sicher, dass die offizielle Begründung nicht den Ausschlag gegeben habe: Bestimmte Leute hätten gezielt darauf hingearbeitet.

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Der entlassene Generalvikar für die Urschweiz, Martin Kopp, sieht sich als Opfer einer Intrige der Churer Bistumsleitung. "Dahinter stecken Generalvikar Martin Grichting und der Medienbeauftragte Giuseppe Gracia", sagte Kopp am Donnerstag in einem Interview des Schweizer Nachrichtenportals "kath.ch". Der Apostolische Administrator Peter Bürcher lasse sich von den beiden das Programm diktieren und sei so "gebrieft" worden, "dass er den Harten markiert hat". Grichting habe auf eine "gezielte Demütigung" Kopps hingewirkt und ständig in dessen Aufgabengebiet "hineingefunkt". Der Medienbeauftragte Gracia verstehe sich als alleiniger Sprecher für das ganze Bistum Chur und "duldet nicht, wenn jemand seine Deutungshoheit in Gefahr bringt". Kopp betonte, er sei "jetzt viele Sorgen los".

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Der Geistliche war am Mittwoch von Bürcher als regionaler Generalvikar für die Urschweiz abgesetzt worden. In einem Schreiben warf der Apostolische Administrator Kopp vor, sich in der "NZZ am Sonntag" wertend zur anstehenden Bischofswahl in Chur geäußert und eine Einmischung des Staates begrüßt zu haben. Er habe sich demnach wohlwollend gegenüber der Initiative einer Regierungsrätin gezeigt, wonach der Schweizer Bundesrat den Papst in einem Brief bitten sollte, dafür zu sorgen, dass im Bistum Chur ein Bischof gewählt werde, der den Landeskirchen freundlich gesinnt sei. "Dadurch hat er öffentlich eine Initiative unterstützt, die darauf abzielt, die Freiheit des Apostolischen Stuhls und des Domkapitels bei der Wahl des neuen Bischofs einzuschränken", so Bürcher. Durch diese "illoyale" Vorgehensweise habe Kopp sein Vertrauen verloren. Zudem habe er eine interne Regel verletzt, wonach öffentliche Stellungnahmen zur Frage der Bischofsnachfolge verboten seien und alle Presseanfragen an den Medienbeauftragten gehen sollten.

Kopp hingegen betont, er sei "mit Allgemeinplätzen zu einer Sache, die mir unbekannt war", zitiert worden. Er habe lediglich gesagt, dass eine staatliche Intervention auf Rom mehr Eindruck mache. Auch habe er Generalvikar Grichting nicht vorgeworfen, er stelle die typisch schweizerische Kirchenverfassung infrage. Er habe bloß darauf hingewiesen, dass Grichting das duale System der Schweizer Kirche nicht gut finde, so Kopp. Das sei allerdings kein Geheimnis. "Doch an diesen zwei Äußerungen werde ich jetzt aufgehängt", moniert er. Das "duale System" bezeichnet eine Besonderheit der Kirchenverfassung in der Schweiz. Neben den Bischöfen mit ihren Diözesen gibt es gewählte Laienvertretungen, die die Kirchensteuer erhalten und verteilen. Grund dafür sind gesetzliche Vorgaben in der Schweiz für die öffentliche Anerkennung von Organisationen: Dazu gehört unter anderem eine demokratische Verfasstheit. Diese Vorgabe erfüllen die Bistümer nicht. 

Wunsch nach "Brückenbauer" werde nicht in Erfüllung gehen

Angesprochen auf seine Prognose für die Bischofswahl sagte Kopp: "Ich habe große Sorgen, dass der Wunsch des ganzen Bistums nach einem Brückenbauer nicht in Erfüllung geht." Der Churer Bischofsstuhl ist seit vergangenem Jahr vakant, nachdem Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt von Bischof Vitus Huonder akzeptiert hatte. Dieser gilt als Vertreter des konservativen Kirchenflügels und hatte während seiner Amtszeit in der Diözese und darüber hinaus mit Äußerungen zu Sexuallehre, Kirchenverfassung oder Lebensschutz polarisiert. Seit Huonders Emeritierung leitet Peter Bürcher die Diözese als Apostolischer Administrator übergangsweise. Immer wieder tauchen Spekulationen über mögliche Nachfolger Huonders auf. Medieninformationen zufolge sind vier als besonders konservativ geltende Priester im Gespräch. Unter ihnen soll auch Martin Grichting sein, der unter Huonder bereits Generalvikar des Bistums war.

Neben der Entlassung Kopps hatte Bürcher in seinem Schreiben bekannt gegeben, dass sich der Churer Weihbischof Marian Eleganti künftig nur noch im Einvernehmen mit ihm und dem Medienbeauftragten des Bistums medial äußern dürfe. Zuvor hatte Eleganti einen Zusammenhang zwischen der Frömmigkeit eines Volkes und seiner Bedrohung durch Seuchen wie die Corona-Pandemie hergestellt sowie Schutzmaßnahmen wie das Leeren von Weihwasserbecken und das Verbot der Mundkommunion kritisiert. Diese Stellungnahmen seien nicht abgesprochen gewesen und hätten "bei den Gläubigen und in der Öffentlichkeit Verwirrung über die diesbezügliche Haltung des Bistums Chur" gestiftet, so Bürcher. (mal)