Verpflichtung sei "nicht unverzichtbar"

Papstvertrauter Fernández: Sonntagspflicht könnte abgeschafft werden

Veröffentlicht am 28.04.2020 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Sind Sonntagspflicht und Beichtpraxis, so wie sie derzeit gehandhabt werden, unveränderliche Vorgaben? Für den argentinischen Erzbischof und Papstvertrauten Víctor Manuel Fernández jedenfalls nicht.

  • Teilen:

Der argentinische Erzbischof Víctor Manuel Fernández hält eine generelle Abschaffung der Sonntagspflicht für möglich. Die Verpflichtung zum sonntäglichen Messbesuch sei "nicht unverzichtbar und etwas, das aufgehoben werden könnte", sagte der als Vertrauter von Papst Franziskus geltende Oberhirte am Montag der spanischen Nachrichtenseite "Religión Digital". Es gebe in der aktuellen Sakramentenpraxis der Kirche "Dinge, die wir für unveränderlich halten, die es in Wirklichkeit aber nicht sind". Ebenso habe das Sakrament der Versöhnung im Laufe seiner Geschichte große Veränderungen erfahren: Die derzeitige Form der Beichte "ist nur eine der möglichen". 

Die Sonntagspflicht ist das erste der fünf Kirchengebote: Gläubige sollen jeden Sonntag und an kirchlichen Hochfesten die Heilige Messe besuchen. Da durch die Corona-Pandemie die Feier öffentlicher Gottesdienste weltweit eingeschränkt ist, haben zahlreiche Bischöfe momentan Dispensen von der Sonntagspflicht erteilt.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Fernández äußerte sich auch zum Nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia", das im Februar veröffentlicht wurde. Papst Franziskus habe mit seinem Papier "die Laien ermächtigen" wollen und versucht, die enge Verbindung von Priestertum und Macht zu lockern. "Es ist sein Vorschlag, die Macht durch neue Dienste und Funktionen von Laien aufzuteilen, die mit Autorität ausgestattet sind." Diese Anregungen des Papstes seien in der Rezeption des Schreibens jedoch leider nicht verfolgt worden. 

Die zahlreichen Online-Angebote der Kirche in der weltweiten Corona-Krise sieht Fernández zwiespältig: Die Übertragungen von Gottesdiensten im Internet hätten "viel Gutes" bei den Gläubigen bewirken können. Zudem seien bei Livestream-Messfeiern mehr Gläubige zusammengekommen als bei Präsenzgottesdiensten. Doch für den Erzbischof sei "eine Online-Messe fast eine Sinnwidrigkeit". Denn "die Messe braucht das Fleisch, die spürbare Nähe, die physische Präsenz". Für Papst Franziskus sei die derzeitige Kontaktesperre eine Herausforderung, da er stets intensiv die Nähe zu den Menschen suche. (rom)