Papstvertrauter Fernández: "Viri probati" in Amazonas-Ritus möglich
Der argentinische Erzbischof Víctor Manuel Fernández hält die Weihe von "viri probati" innerhalb eines neuen kirchlichen Ritus im Amazonas-Gebiet für möglich. In seinem Nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" habe Papst Franziskus ausdrücklich die Einführung eines eigenen amazonischen Ritus erwähnt, hob Fernández in einem Gastbeitrag auf der spanischen Nachrichtenseite "Religión Digital" am Mittwoch hervor. Der Pontifex habe dazu aufgerufen, gegensätzliche kirchenpolitische Auffassungen miteinander zu versöhnen und gleichzeitig die "wertvollen innewohnenden Möglichkeiten"darin zu bewahren. Daraus schließt der als Vertrauter des Papstes geltende Erzbischof, dass die Möglichkeit bestehe, "einem neuen Ritus den Vorschlag der Weihe bestimmter verheirateter Männer in angemessenem Rahmen einzugliedern".
Fernández, der 2018 von Franziskus zum Erzbischof von La Plata in Argentinien ernannt wurde, lobte die ausdrückliche Erwähnung eines regionalen Eigenritus in "Querida Amazonia" als "ausführliche und mutige Entwicklung für die Inkulturation". Die kirchlichen Riten würden "nicht nur liturgische Normen oder Feiern beinhalten, sondern auch kanonische Vorschriften", die mit den Liturgien und kirchlichen Ämtern in Zusammenhang stünden. Der Priesterweihe verheirateter Männer vorausgehen müsse jedoch eine "Analyse der konkreten Realität in den unterschiedlichen Gebieten des Amazonas, ihrer Kultur, ihrer tatsächlichen Möglichkeiten und einer neuen Ausgestaltung der Dienstämter im Allgemeinen". Deshalb könne von Franziskus keine rasche Entscheidung über das Thema "viri probati" erwartet werden.
Auch ein neuer Ritus für Amazonien entstehe nicht "von heute auf morgen" oder nach kurzen Verhandlungen. "Ein Ritus ist eine ernste Sache und benötigt ein umfassenderes Urteil als die Schlussfolgerungen einer Synode", so Fernández weiter. Dabei gehe es um mehr, als eine kanonische Norm zu erlassen: "Riten entstehen nicht an Schreibtischen oder in Planungstreffen." Sie benötigten "Leben" und würden "langsam aus Vorschlägen erblühen, die das Volk selbst in Betracht zieht, bewertet und verändert". Deshalb müsse ein Eigenritus auch die ökologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Probleme der Amazonas-Völker aufgreifen, die eine "schmerzhafte Realität" darstellten.
Papst wolle "neue Theologie der Macht in der Kirche"
Zudem habe sich Franziskus in seinem Nachsynodalen Schreiben für eine "neue Theologie der Macht in der Kirche" ausgesprochen, die dazu verpflichte, "viele Dinge zu überdenken", so Fernández. Der Papst fordere, "das Priestertum mehr von der Eucharistie als von der Ausübung von Macht her“ zu denken. Dieser Aufruf ermögliche die "Entmystifizierung der von Aufgaben überladenen Figur des Priesters" und führe zu "größerer Macht" sowie Autorität für Laien, bis hin zur Leitung von Kirchengemeinden.
Mitte Februar hatte Papst Franziskus sein Nachsynodales Schreiben "Querida Amazonia" veröffentlicht, das sich auf das Schlussdokument der Amazonas-Synode aus dem vergangenen Jahr bezieht. Kritiker bemängelten, dass das Kirchenoberhaupt nicht auf die Weihe von verheirateten Männern oder das Diakonat der Frau eingegangen war. Zu Beginn seines Schreibens würdigte er das Schlussdokument der Synode und empfahl, es "ganz zu lesen". In "Querida Amazonia" legte er einen Schwerpunkt auf die kulturellen, ökologischen und kirchlichen Herausforderungen der in Amazonien lebenden Menschen. (rom)