Neymeyr würdigt Elisabeth von Thüringen – "Rosenwunderweg" geplant
Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr hat die karitative Lebensleistung der heiligen Elisabeth von Thüringen (1207-1231) gewürdigt. "Schon als Landesfürstin begnügte sich Elisabeth nicht damit, Almosen zu geben, sondern sie begann, im Dienst an Kranken und Bedürftigen schwere Tätigkeiten zu verrichten, die von ihren Zeitgenossen als entwürdigend angesehen wurden", sagte Neymeyr am Montag in Eisenach. Ab 1226 – als eine schwere Hungersnot zu einer Verelendung weiter Bevölkerungskreise geführt habe – habe die Heilige zudem in einem von ihr selbst gegründeten Spital bei der Pflege der Kranken mitgeholfen und sich gezielt um diejenigen gekümmert, deren Krankheiten besonders entstellend gewesen seien. "Die Liebe zu den Armen war ein Ausdruck ihres christlichen Glauben", so Neymeyr wörtlich.
Erinnerung an die Heilige und kirchlich-vorreformatorisches Erbe würdigen
Der Bischof äußerte sich bei der Unterzeichnung eines "Letter of Intent", mit dem die Stadt Eisenach, das Bistum Erfurt und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland gemeinsam ihren Willen bekunden, die Erinnerung an die Heilige und das kirchlich-vorreformatorische Erbe Eisenachs "seiner nationalen und internationalen Bedeutung entsprechend zu würdigen". Laut dem Papier, das neben Neymeyr von Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf und dem evangelischen Landesbischof Friedrich Kramer unterzeichnet wurde, verfolgen die drei Partner das Ziel, mittelfristig einen touristisch attraktiven "Rosenwunderweg" von der Stadt zur Wartburg zu etablieren. Langfristig wünschen sich die Partner zudem die Etablierung eines dauerhaften Erinnerungsortes für die Heilige in Eisenach.
Elisabeth von Thüringen stehe symbolisch für das kirchlich-vorreformatorische Erbe, da sie einen wichtigen Teil ihres Lebens auf der Wartburg und in Eisenach verbracht habe. "Das heutige kirchlich-katholische Leben der Stadt Eisenach steht in ihrer Tradition und ist eingebettet in die vielfältige Verehrung Elisabeths als Vorbild für karitatives Handeln in Thüringen und als Hauptpatronin des Bistums Erfurt", heißt es in dem gemeinsamen Papier. Der Umstand, dass mit dem Wirken des Reformators Martin Luther eine zweite, kirchengeschichtlich bedeutsame Tradition in Eisenach beheimatet sei, lasse die Wartburgstadt zudem zu einem Ort der Ökumene werden. Überdies sei Elisabeth in den vergangenen Jahren auch in der evangelischen Kirche zu einer geschätzten und verehrten historischen Gestalt geworden.
Eine der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche
"Das caritative Wirken der Heiligen Elisabeth am Fuße der Wartburg ist untrennbar mit Eisenach verbunden", sagte Oberbürgermeisterin Wolf. Sie begrüße es sehr, dass das Leben der Heiligen und ihre Sorge um andere Menschen als geschichtliches Erbe aus der kirchlichen Zeit vor der Reformation in Erinnerung gebracht werde. Mit dem "Letter of Intent" blickten die beteiligten Partner auch auf das Jahr 2021 voraus, in dem sich die Heirat von Elisabeth mit dem Thüringer Landgrafen Ludwig in der Eisenacher Georgenkirche zum 800. Mal jähre.
Elisabeth von Thüringen ist eine der bekanntesten und beliebtesten Heiligen der katholischen Kirche. Geboren in Ungarn als Tochter von König Andreas II. und seiner Frau Gertrud von Andechs wurde sie bereits als Kleinkind dem ältesten Sohn des Thüringer Landgrafen versprochen und im Alter von vier Jahren auf die Wartburg gebracht. 1221 heiratete sie Ludwig IV. von Thüringen, von dem sie drei Kinder bekam. Nach dem Tod ihres Mannes zog sie nach Marburg. Vier Jahre nach ihrem Tod wurde sie heiliggesprochen. Bekannt ist Elisabeth heute vor allem für ihr karitatives Engagement. Trotz ihrer königlichen Herkunft besuchte sie regelmäßig Armenviertel und kümmerte sich als "Mutter der Armen" leidenschaftlich um Bedürftige. Die wohl bekannteste Legende um die Heilige ist das "Rosenwunder". Danach verließ sie eines Tages die Wartburg mit einem Korb voll Brot für die Armen. Von ihrem Mann gefragt, was sie in dem mit einem Tuch verhüllten Korb trage, deckte sie ihn auf – statt mit Brot war er mit Rosen gefüllt. (stz)