95-jährige Ordensfrau fordert: Weg mit der Mitra!
"Könnte man den Papst bitten, den Bischöfen diese nutzlosen Hüte wegzunehmen?" – mit dieser Frage wandte sich die 95-jährige Schwester Mercedes Loring in einem Leserbrief zu Wort und erntete damit viel Zustimmung. Wie das Onlineportal Religion Digital am Montag berichtete, haben sich auf den dort in der Vorwoche veröffentlichten Leserbrief hunderte Menschen mit teils begeisterter Zustimmung gemeldet.
Loring hatte geschrieben, sie bekäme immer schlechte Laune, wenn sie einen Bischof mit Mitra im Gottesdienst sehe: "Ich kann mir Jesus nicht mit so etwas vorstellen. Seine Vertreter müssen sich durch Schlichtheit auszeichnen!" Ein Pileolus genüge, findet die Schwester, und bittet um Unterstützung für ihr Anliegen. Den Reaktionen aus aller Welt nach zu urteilen scheint das kurze Schreiben einen Nerv getroffen zu haben: Die Menschen forderten von den "Hirten von heute" einen "einfachen, nüchternen und bescheidenen Stil – wie Jesus", kommentiert das Portal die Rückmeldungen.
Nach dem Konzil wurde die Mitrenmode vereinfacht
Einige hätten dabei an ein Gedicht des aus Katalonien stammenden Befreiungstheologen Pedro Casaldáliga erinnert. Der Bischof von São Félix in Brasilien schrieb anlässlich seiner Bischofsweihe: "Deine Mitra sei der Strohhut der Bauern des Sertão […] Dein Stab sei die Wahrheit des Evangeliums […] Dein Ring sei die Treue des Neuen Bundes."
Offizielle Reaktionen auf den Wunsch der Ordensfrau gibt es bisher nicht. Die Mitra ist in der Tradition verschiedener christlicher Konfessionen die liturgische Kopfbedeckung von Bischöfen. Auch manche Äbte dürfen Mitra tragen. Erst seit dem 11. Jahrhundert ist die Kopfbedeckung belegt, ihr Ursprung wird teilweise auf den persischen Raum, teilweise auf Vorbilder der römischen Antike zurückgeführt. Mitren gehören neben Ring, Stab, Brustkreuz und gegebenenfalls dem Pallium zu den Pontifikalinsignien. Die heute in der katholischen Kirche verwendeten Mitren stellen bereits eine Vereinfachung vorheriger Traditionen dar. Während es bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil drei verschiedene Typen gab, die auch während eines Gottesdienstes gewechselt wurden – "kostbare", "goldene" und "einfache" Mitra –, unterscheidet man heute nur noch Mitra simplex (einfache Mitra) und Mitra ornata (geschmückte Mitra), die je nach Bedeutung der Feier getragen werden sollen. (fxn)