Zu dünnes Papier verhindert Ausleiferung in zehn Bistümern

Warten aufs Gotteslob

Veröffentlicht am 09.08.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Kirche

Bonn/Nördlingen ‐ Wenn zum 1. Advent wieder "Tür und Tor" für den Herrn aufgemacht werden sollen, dann hätte eigentlich in alle katholischen Kirchen das lange angekündigte neue "Gotteslob" einziehen sollen. Advent, die Zeit der Ankunft - fast schon ein symbolischer Termin.

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Dieser werde in den "ersten Gemeinden Deutschlands" auch eingehalten, teilten die Deutsche Bischofskonferenz und die Druckerei C.H.Beck am Donnerstagabend mit. Produktionen für mehrere Diözesan-Verlage seien planmäßig abgeschlossen. Allerdings werde sich die Auslieferung eines Teils der Ausgaben "bis in das nächste Jahr erstrecken".

Kirchenmusiker und Chöre sind vorbereitet

Das Bistum Regensburg hatte schon vor ein paar Tagen angekündigt, dass es zusammen mit anderen betroffenen Bistümern die Einführung des Gebet- und Gesangbuchs auf das Frühjahr 2014 verschieben müsse. Der Grund: "Die Qualität des Papiers eines Teils der Auflage entspricht nicht den Erwartungen." In der Erklärung der Bischofskonferenz ist die Rede von "Meinungsverschiedenheiten" zwischen der Druckerei und den Bistümern "in Bezug auf das zu verwendende Papier".

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Video: © Klaus Böllert

Die Bischöfe Franz-Josef Bode, Werner Thissen und Norbert Trelle singen "Atme in uns, Heiliger Geist" aus dem neuen Gotteslob

"Es ist zu dünn, so dass andere Seiten durchscheinen. Das Lesen ist dadurch erheblich erschwert", sagt Bernhard Kellner. Der Pressesprecher der Erzdiözese München-Freising betont jedoch: "Wir sind gelassen." In den Pfarreien hätten die Kirchenmusiker und Chöre längst entsprechende Kompendien, aus denen Lieder herausgekopiert werden dürfen. Geübt und geprobt werden kann somit ab Herbst. Ab dem 1. Dezember will man sich notfalls mit Liedzetteln behelfen, was in vielen Pfarreien auch jetzt schon gängige Praxis sei.

Das löst das Problem aber noch nicht. "Die betroffenen Bistümer haben den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) gebeten, sie in dieser Angelegenheit zu vertreten", hatte Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, bereits vorab wissen lassen. Beiden Partnern sei die Einhaltung des geplanten Liefertermins für alle Diözesen ebenso wichtig wie die einwandfreie Auslieferung aller "Gotteslob"-Exemplare, heißt es jetzt in der aktuellen gemeinsamen Erklärung. Auch bemühten sich beide Seiten, "die offenen Fragen in konstruktiven Gesprächen zu klären".

Annahme verweigert

Der Auftrag zum Druck sei bewusst an die 250 Jahre alte Druckerei C. H. Beck in Nördlingen vergeben worden, die über eine langjährige Erfahrung im Bereich Dünndruck verfüge, heißt es in der Mitteilung weiter. Immerhin geht es um rund 3,6 Millionen Exemplare. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks sollen insgesamt mindestens neun Bistümer betroffen sein. Dazu gehörten neben München-Freising und Regensburg auch Freiburg, Köln, Bamberg, Augsburg, Limburg, Paderborn und Mainz, ebenso die Ausgabe für Bozen-Brixen.

„Für uns liegen von den bestellten Exemplaren 85.000 Stück bereit, aber wir verweigern die Abnahme.“

—  Zitat: Franz Vogelgesang, Domkapitular, Bistum Speyer

Inzwischen teilte aber auch das Bistum Speyer mit, dass sich die Auslieferung seiner Ausgabe verzögere. Der zuständige Domkapitular Franz Vogelgesang sagte der Bistumszeitung "Der Pilger": "Für uns liegen von den bestellten Exemplaren 85.000 Stück bereit, aber wir verweigern die Abnahme." Das nun im Druck befindliche Werk löst nach knapp 40 Jahren das bisherige Gebet- und Gesangbuch für die deutschsprachigen Bistümer ab. Der Stammteil des "Gotteslob" umfasst rund 960 Seiten, dazu kommen die jeweiligen individuellen Diözesanteile mit 240 bis 340 Seiten.

Voderholzer enttäuscht

Die Diözese Regensburg lässt sich durch die Aufregungen nicht unterkriegen. "Die Schulungen werden ausnahmslos wie geplant stattfinden", heißt es auf der Homepage. Bischof Rudolf Voderholzer wird zudem wie folgt zitiert: "Ich bin enttäuscht über die mindere Qualität und empfinde die so verursachte zeitliche Verzögerung als sehr ärgerlich." Optimistisch fügt er allerdings hinzu: "Die Vorfreude auf das neue Gotteslob sollten wir uns aber dadurch nicht trüben lassen."

Zur Not gibt es ja auch immer noch die alten "Gotteslob"-Bücher. Und die klassischen Adventslieder können viele Gläubige ohnehin auswendig. Was diese dann tatsächlich in Händen halten werden, wird sich zeigen. Zum Beispiel schon im ZDF-Fernsehgottesdienst zur Einführung, der am 1. Dezember live aus dem Freiburger Münster übertragen wird.

Von Barbara Just (KNA)