Existenz von Diakoninnen "unbestreitbarer Fakt"

Theologe: Diakonat kann neue "kirchliche Dienste der Frau" anregen

Veröffentlicht am 27.05.2020 um 14:06 Uhr – Lesedauer: 

Burgos ‐ Der Diakonat der Frau polarisiert die Experten: Einige Theologen fordern eine Weihe wie für Männer, andere halten lediglich eine Segnung für möglich. Nun hat sich ein Mitglied der vatikanischen Studienkommission zu diesem Thema geäußert.

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Der spanische Theologe Santiago del Cura Elena hat den Frauendiakonat als "Inspiration" zur Schaffung von neuen "kirchlichen Diensteder Frau" bezeichnet. Auf diese Weise könne die "Gleichheit und nicht Unterwerfung oder Unterordnung" der Frauen bekräftigt werden, sagte das Mitglied der im April von Papst Franziskus einberufenen zweiten Studienkommission zum Frauendiakonat, wie die Nachrichtenseite "Religión Digital" am Dienstag berichtete. "Es muss zugegeben werden, dass die öffentliche und kirchliche Würdigung im Sinne der Gleichberechtigung der Rolle der Frauen in der Kirche immer noch aussteht", so del Cura weiter. Mehr Anerkennung für Frauen würden sich "die riesige Mehrheit der Katholiken, angefangen bei Papst Franziskus" wünschen. 

Der Theologe halte die Möglichkeiten für eine solche Würdigung "heute schon für groß und in der Zukunft noch größer". Zugleich räumte del Cura ein, dass es bei der Frage des Diakonats der Frau nicht darum gehen könne, ein antikes Amt der Kirche einfach in der Gegenwart wiedereinzuführen. Schließlich könne heute "jede Frau ohne jedwede Weihe in der Kirche mehr Aufgaben und Funktionen ausüben als eine Diakonin des Altertums". 

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Das größte Hindernis in der Debatte um die Wiedereinführung weiblicher Diakoninnen sei nach del Cura die kirchenrechtliche Einordnung, also "ob der Frauendiakonat als ein 'Sakrament' im strikten Sinn oder eher als ein 'Sakramentale' verstanden werden muss". An diesem Punkt befinde sich die theologische Diskussion "weit weg von Einmütigkeit". Dennoch müsse herausgestellt werden, dass die Existenz von Diakoninnen ein "unbestreitbarer historischer Fakt" sei. Ihre Aufgaben seien je nach "Epoche, Kirche und Kontext" sehr unterschiedlich gewesen und hätten von der Assistenz bei Taufen und Salbungen von Frauen über die Pflege von Kranken, Armen und Witwen bis zur Vermittlung der christlichen Lehre gereicht. Ab dem 7. Jahrhundert sei das Amt der Diakonin sowie des Diakons aus unbekannten Gründen nahezu verschwunden. 

Im April hatte Papst Franziskus eine Studienkommission mit zehn Mitgliedern unter der Leitung von Kardinal Giuseppe Petrocchi eingesetzt, um den Frauendiakonat zum zweiten Mal in kurzer Zeit untersuchen zu lassen. Bereits 2016 hatte der Pontifex eine solche Arbeitsgruppe aus Theologen eingesetzt, die nicht zu einem übereinstimmenden Ergebnis gekommen war. Das Schlussdokument der Amazonas-Synode hielt im Oktober 2019 fest, eine Zulassung von Frauen zum Diakonat sei in den Beratungen mehrfach gefordert worden.  

Del Cura gehört der neuen Kommission an, die ihre Arbeit aufgrund der Corona-Krise noch nicht hatte beginnen können. Der Theologieprofessor aus Burgos gilt als Experte für die Geschichte und Bedeutung des Diakonats. Er hat viel zu diesem Thema veröffentlicht und gehörte von 1997 bis 2009 der Internationalen Theologenkommission des Vatikan an. In dieser Funktion arbeitete del Cura an einem Papier der Theologenkommission zu Perspektiven des Diakonats mit. Der Theologe ist zudem ein Kenner der Kirche in Deutschland, da er bereits seit mehr als 40 Jahren regelmäßig die Sommervertretung des Pfarrers in einer Kirchengemeinde des Bistums Mainz übernimmt. (rom)