Was für eine Liebe
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Impuls von Schwester Anne Kurz
Auf den ersten Blick wirkt das Evangelium unpassend zum heutigen Dreifaltigkeitssonntag. Weder wird Gott darin "Vater" genannt, noch findet der Heilige Geist Erwähnung. Der Auftaktsatz aber lässt hinhören: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab."
"Jemanden so sehr lieben" – davon können Viele ein Lied singen. Ein Lied, das Schönheit und Verletztheit, Tod und Leben umfasst. Liebe kann eröffnen und verzaubern. Sie führt in die Tiefe der Unterwelt und in die Höhe des Himmels. Sie macht arm und macht reich. Nicht immer geht es "glücklich" aus. Man kann sich enttäuschen oder abhängig werden, Klarheit und Eigenstand verlieren. Wenn Verliebte sich gar nicht mehr aus den Augen lassen können, werden sie blind für die Welt und driften ins Unwirkliche ab.
"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab." Der Sohn ist sein Liebstes, sein Schönstes, sein Leben, sein Glück. Dass er uns den Sohn gibt, klingt fast so, als hätte Gott irgendetwas nicht mehr stoppen können. Es ist wohl kaum das überfließende Geben gemeint, das das Verliebtsein begleitet. Dieses kann versiegen, wenn Ernüchterung aufsteigt.
Vielmehr dürfte es sich um eine Liebe handeln, die aus dem tiefsten Inneren kommt, Erschütterung kennt, leidensfähig ist, sich gibt – trotz allem, was dies an Tod bedeuten kann. Gott kann nicht aufhören, diese Welt zu lieben, Hoffnung für sie zu haben, an den Menschen zu glauben. Es kostet, aber es ist der Weg. Der Sohn wird Mensch: Gottes geerdete Liebe.
"Jemanden so sehr lieben" – Eine schöne Erfahrung, sie kann aber zu Verwirrung, Schmerz und innerem Ringen führen. Ein Gebet steigt aus der Tiefe auf: "Gott, zeig mir den Weg. Wie kann ich diese Liebe leben?" Unser Herz betet, sucht nach Einsicht.
Liebe ist Quellpunkt der Gottesbeziehung. In diesen Momenten voller Fragen begreifen wir, dass Gott auf dem Herzensgrund gegenwärtig ist. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind in uns die Quelle von Leben und Liebe. Weil sie sich geben, deswegen können wir uns geben.
Bilder von Menschen steigen in mir auf. Da ist jemand, dessen geliebter Mensch ist plötzlich schwer krank geworden. Tränen in seinen Augen. Er hat sie so lieb. Es tut weh. In meinem Innern danke ich ihm für seine Liebe, seine Innigkeit. Dafür, dass er den Weg weitergeht. Er hat mir die Dreifaltigkeit heute nahegebracht.
Ich denke an viele andere, die geben aus Liebe. Sie sind da und nähren die Hoffnung. Die "Dreifaltigkeit" ist nichts Abstraktes, sie ist das Bodenständigste, das Konkreteste, das Notwendigste in mir und dieser Welt.
Evangelium nach Johannes (Joh 3, 16-18)
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.