Befreiungstheologen bei Bürgerkrieg in El Salvador ermordet

Nach mehr als 30 Jahren: Prozess wegen Jesuiten-Morden hat begonnen

Veröffentlicht am 08.06.2020 um 14:35 Uhr – Lesedauer: 

Madrid ‐ Die Ermordung von mehreren Jesuiten im Jahr 1989 war der traurige Höhepunkt der Gewalt im Bürgerkrieg von El Salvador. Mehr als 30 Jahre später steht nun ein ehemaliger Oberst vor Gericht und muss sich für seine Taten verantworten.

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In der spanischen Hauptstadt Madrid hat heute der Gerichtsprozess gegen einen ehemaligen Oberst der Armee von El Salvador begonnen, der 1989 an der Ermordung von sechs Jesuiten und weiteren Menschen in dem mittelamerikanischen Land beteiligt gewesen sein soll. Den früheren Vize-Verteidigungsminister Inocente Montano erwarten bis zu 150 Jahre Haft, falls das Gericht ihn schuldig sprechen sollte, berichteten mehrere spanische Medien. Der Angeklagte befindet sich seit November 2017 in Untersuchungshaft, nachdem er zuvor von den USA, wo er gelebt hatte, der spanischen Justiz übergeben worden war.  

Montano wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, "an der Entscheidung, Planung oder Ausführung" des Mordes an den insgesamt acht Personen am 16. November 1989 auf dem Gelände der Universidad Centroamericana (UCA) in San Salvador mitgewirkt zu haben. Im salvadorianischen Bürgerkrieg hatte eine Todesschwadron der Armee die Gruppe von Geistlichen um den Befreiungstheologen Ignacio Ellacuría aufgrund ihrer Nähe zu linksgerichteten Guerilla-Gruppen getötet. Die meisten Täter sind bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden. 

Da fünf der ermordeten Priester die spanische Staatsbürgerschaft besaßen, war ein Prozess vor einem spanischen Gericht möglich. Neben dem 70-jährigen Montano, der aufgrund gesundheitlicher Probleme im Rollstuhl sitzt, steht ein weiterer ehemaliger Militärangehöriger aus El Salvador vor Gericht. Für den Prozess sind zehn Sitzungstage anberaumt. Bereits in der Vergangenheit hatte die spanische Justiz mehrere Beteiligte an den Jesuiten-Morden in Abwesenheit zu Haftstrafen verurteilt. Die salvadorianischen Behörden verweigerten jedoch die Auslieferung der Verurteilten. (rom)