Bistum Münster regt neue Leitungsformen an
Das Bistum Münster hat eine Handreichung mit unterschiedlichen Möglichkeiten der Leitung von Pfarreien und Gemeinden versendet. "Ich möchte dazu ermutigen, Leitungsstrukturen zu entwickeln, die für die jeweiligen Situationen angemessen sind", sagte Bischof Felix Genn, wie die Diözese am Dienstag mitteilte. “Die Gremien der Pfarrei verantworten dabei die pastoralen Leitlinien der gesamten Pfarrei und ermöglichen ihre Umsetzung”, sagte Genn weiter. Dabei soll laut der Handreichung "ein höheres Maß an Partizipation" erreicht und geklärt werden, "welche konkrete Verantwortungs- und Entscheidungskompetenz den Menschen übertragen werden kann, die der Kirche vor Ort ein Gesicht geben", teilt das Bistum weiter mit.
Konkret schlägt das Bistum etwa eine Verwaltungsleitung in Pfarreien vor, was nach Angaben der Diözese bereits in einer Pilotphase getestet werde. Dadurch soll der Pfarrer von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Möglich sei außerdem, "dass gewählte Ehrenamtliche gemeinsam mit den Hauptberuflichen die Pfarreileitung im Sinne eines erweiterten Pastoralteams verantworten". Ein weiterer Vorschlag sieht Pastoralreferenten, Diakone, Priester oder auch ein Team als Gemeindeleitung vor.
Zudem seien multiprofessionelle Teams, beispielsweise mit Sozialpädagogen, denkbar sowie, dass Haupt- oder Ehrenamtliche gemeinsam einzelne seelsorgliche Handlungsfelder übernehmen. Genn schließe darüber hinaus die Anwendung von Kanon 517 §2 des kirchlichen Gesetzbuches nicht aus. Dort ist geregelt, dass Einzelpersonen oder eine Gemeinschaft von Personen ohne Weihe Leitungsaufgaben in einer Kirchengemeinde wahrnehmen können, wobei gleichzeitig ein "moderierender" Priester mit den Rechten und Pflichten eines Pfarrers bestimmt wird.
Broschüre
Die Broschüre mit dem Titel "Leitung von Pfarreien und Gemeinden im Kontext lokaler und diözesaner Kirchenentwicklung" finden Sie hier.Die in der Handreichung vorgestellten Leitungsformen entstammen einem Diskussionsprozess mit Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Pfarreien des Bistums und antworten auf die Zusammenführung von Pfarreien in den vergangenen Jahren, die laut Handreichung "eine veränderte Pastoral und ein verändertes Leitungshandeln erfordert". Dabei nehme man die Aufgabenteilung, Organisation und Führung in den Blick und wolle ein Gleichgewicht zwischen seelsorglichem Handeln und den nötigen Verwaltungstätigkeiten schaffen. Dadurch solle "das Bewusstsein für die gemeinsame Berufung und Befähigung aller Getauften gestärkt werden, der Sendung der Kirche vor Ort zu dienen", heißt es in der Mitteilung.
Gerade während der Corona-Krise sei den Pfarreien viel abverlangt worden, um weiterhin auf anderen Wegen in Kontakt mit den Gläubigen zu bleiben und Gottesdienste zu feiern. Mit der Handreichung wolle man dazu anregen, "über neue Formen von Leitung nachzudenken", sagt die Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge des Bischöflichen Generalvikariats Maria Bubenitschek. Auf einer Internetseite sollen Erfahrungsberichte veröffentlicht werden, um Pfarreien und Gemeinden miteinander zu vernetzen. Dabei sei man in den jeweiligen Kirchengemeinden nicht in der Pflicht, eine vorgestellte Leitungsform zu übernehmen, sondern solle abwägen, was möglich sei.
"So unterschiedlich die Pfarreien und Gemeinden sind, so unterschiedlich dürfen auch die Leitungsformen sein", sagte Münsters Generalvikar Klaus Winterkamp und bezog sich damit auf den Pastoralplan der Diözese, der darauf hinweist, dass "die Lebenswirklichkeit der Menschen" der Ausgangspunkt der Pastoral sei. Die Entwicklung neuer Leitungsformen sei immer im Kontext lokaler Pastoralpläne zu betrachten. "Die Überlegungen zu den neuen Leitungsformen knüpfen am Pastoralplan an oder entwickeln sich daraus weiter", so Winterkamp. (mpl)