Trierer Bischof "ernüchtert" nach römischer Intervention

Ackermann erwartet massive Änderungen bei Trierer Bistumsreform

Veröffentlicht am 18.06.2020 um 18:52 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Er sei "bedrückt" angesichts der "massiven römischen Intervention": Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat sich zu den Gesprächen mit den vatikanischen Behörden geäußert. Doch als gescheitert betrachte er die Reform trotzdem nicht.

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Der Trierer Bischof Stephan Ackermann rechnet mit erheblichen Änderungen bei der im Bistum geplanten Reform der Pfarreien. Er könne nicht verhehlen, dass "ich selbst ernüchtert und ein Stück weit bedrückt bin angesichts der massiven römischen Intervention", sagte der Bischof in einem vertraulichen Video des Bistums an ausgewählte Mitarbeiter, das der "Trierische Volksfreund" am Donnerstag online veröffentlichte.

Im Zuge der Aussetzung der Reform durch den Vatikan habe sich gezeigt, dass es nicht "um zwei, drei Kleinigkeiten gehen würde, sondern um mehr". Dennoch wolle er an den grundsätzlichen Linien der Reform festhalten. Ackermann betonte: "Sind wir ernüchtert? Ja. Sind wir gescheitert? Nein."

Im Bistum sei man sich bewusst gewesen, dass man mit dem Gesetz zur Neustrukturierung der Pfarreien "bis an die Grenzen des gelten Kirchenrechts" gehen würde, sagte Ackermann. Nach Gesprächen zwischen dem Bischof und den zuständigen Behörden der römischen Kurie am 5. Juni hatte sich gezeigt, dass die geplante Reform nicht wie angestrebt umgesetzt werden könne. Der Vatikan hatte Bedenken geäußert zur Stellung der Pfarrer im Leitungsteam der Pfarrei, der Rolle der übrigen Priester, den Kompetenzen der Pfarreigremien, der Größe der Pfarreien sowie dem Tempo der Reform.

Rom befürchte, dass die geplanten Pfarreien zu groß seien

In dem Video konkretisierte Ackermann nun, Rom habe "in Erinnerung gerufen", dass kirchliche Räte nicht den Entscheidungscharakter von weltlichen Parlamenten hätten. Zudem müsse die Rolle des Pfarrers im Leitungsteam aufgewertet werden. Auch befürchte Rom, dass die geplanten Pfarreien zu groß seien und keine "unmittelbare Beziehung zwischen Pfarrern und Gläubigen" ermöglichten.

Weiter betonte der Bischof, dass die Gespräch mit Rom in einer "guten und kooperationsbereiten Atmosphäre" stattgefunden hätten. Es sei nicht der Eindruck vermittelt worden, "dass Rom über das Bistum Trier und den Bischof zu Gericht sitzt". Das Bistum müsse das Gesetz nun ändern. Die weiteren Schritte sollen eng mit Rom abgestimmt werden. Bis Freitag berät der Bischof mit rund 200 Personen aus dem Bistum über weitere Schritte. Am Samstag will er über den aktuellen Stand informieren.

Die geplante Reform zielt auf neue Strukturen und inhaltliche Schwerpunkte von Seelsorge und Kirche. Geplant war, die 887 Pfarreien im Bistum zu 35 Großpfarreien zusammen zu legen, die jeweils von einem Team aus einem Pfarrer, zwei hauptamtlichen Laien sowie Ehrenamtlichen geleitet werden sollen. Die anderen Priester sollten in der angedachten Struktur keine Leitungsfunktion haben. (KNA)