14 Patrozinien, die Sie (vielleicht) noch nicht kennen

Pfarreien in Deutschland: Diese Kirchenpatrone sind einmalig

Veröffentlicht am 10.07.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Pfarreien unter dem Patronat der Gottesmutter Maria oder anderer prominenter Heiliger gibt es in Deutschland zuhauf. Doch es gibt auch Patrone, denen nur eine einzige Pfarrgemeinde geweiht ist. Katholisch.de stellt 14 dieser besonderen und meist ziemlich unbekannten Patrozinien vor.

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Knapp 10.000 katholische Pfarrgemeinden gibt es derzeit noch in Deutschland. Sie alle sind mindestens einer Patronin oder einem Patron geweiht (seltener auch einem Glaubensgeheimnis), unter dessen Schutzherrschaft sie stehen. Die Liste der Heiligen und Seligen, die in der Bundesrepublik als Patrone verwendet werden, umfasst laut der Statistik der Deutschen Bischofskonferenz rund 400 Namen. Neben bekannten "Platzhirschen" wie der Gottesmutter Maria, die allein fast 1.400 Patrozinien vorweisen kann, oder Johannes dem Täufer, Martin von Tours und dem Erzengel Michael gibt es dabei auch viele Persönlichkeiten, denen nur eine Pfarrei und Pfarrkirche geweiht ist. Oft handelt es sich dabei um Selige oder Märtyrer, die vor allem in einer bestimmten Region verehrt werden. Katholisch.de stellt 14 dieser ebenso besonderen wie oftmals ziemlich unbekannten Patrone vor.

Carl Lampert (Halle an der Saale, Bistum Magdeburg)

"In der dunklen Zeit des Nationalsozialismus" habe er seinen Glauben bekannt und seine Treue zur Kirche und zum Priestertum bekundet: So würdigte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) kurz vor dessen Seligsprechung im November 2011 den österreichischen Priester Carl Lampert. Lampert war ab 1939 maßgeblich für die kirchliche Verwaltung des Tiroler Teils der damaligen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch verantwortlich. Mutig trat er in dieser Funktion gegen kirchenfeindliche Handlungen der NS-Gauleitung auf, die Tirol zum ersten "klösterfreien Gau" machen wollte. Mehrmals wurde Lampert in Gestapo-Haft genommen, die Nationalsozialisten identifizierten ihn als den "gefährlichsten Mann innerhalb des Klerus". Wegen seines Eintretens für den 1940 ermordeten Tiroler Pfarrer Otto Neururer begann für Lampert im August 1940 ein Martyrium durch die Konzentrationslager Dachau und Sachsenhausen-Oranienburg. Von Zwangsarbeit entkräftet, wurde er 1941 nach Stettin verbannt. Ein Gestapo-Spitzel verwickelte ihn dort in eine angebliche Spionageaffäre. Gemeinsam mit Mitgliedern des "Stettiner Priesterkreises" wurde Lampert im Februar 1943 verhaftet und bei Verhören schwer misshandelt. Er wurde wegen Spionage und Wehrkraftzersetzung angeklagt und am 13. November 1944 in Halle an der Saale enthauptet. Dort existiert seit 2009 zur Erinnerung an ihn die Pfarrgemeinde Carl Lampert.

Franziska von Aachen (Aachen, Bistum Aachen)

Franziska Schervier wurde 1819 als Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten in Aachen geboren. Zusammen mit ihren Aachener Altersgenossinnen Clara Fey, Pauline von Mallinckrodt und Josephine Koch gehörte sie zu den wichtigsten Persönlichkeiten der caritativ-sozialen Bewegung des 19. Jahrhunderts. Schon früh zeichnete sich Franziska Schervier durch Frömmigkeit und große Nächstenliebe aus; ihr Vorbild wurde der heilige Franz von Assisi. Am 3. Oktober 1845 begann sie mit vier gleichgesinnten Frauen ein gemeinsames klösterliches Leben, wobei sie einen großen Schwerpunkt bei der Krankenpflege setzten. Bereits sechs Jahre später wurde Scherviers Vereinigung durch den Kölner Kardinal Johannes von Geissel unter dem Namen Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus zu einer klösterlichen Gemeinschaft erhoben. Im Alter von 57 Jahren starb Franziska Schervier in Aachen. Am 28. April 1974 wurde sie im Petersdom von Papst Paul VI. (1963-1978) seliggesprochen. 2008 wurde der Prozess der Heiligsprechung begonnen, der aber noch nicht abgeschlossen ist. Die nach ihr benannte Pfarrei in ihrer Heimatstadt existiert seit 2010.

St. Gumbert (Apfelbach, Bistum Rottenburg-Stuttgart)

Gumbert wurde im 8. Jahrhundert geboren, entstammte dem karolingischen Adel und wurde Schüler von Bischof Burkard von Würzburg. Vor 748 gründete er auf seinem Besitz in Ansbach ein Benediktinerkloster, das der Unterstützung und Sicherung der fränkischen Herrschaft dienen sollte. Gumbert leitete das Kloster als Abt bis zu seinem Tod. 786 übertrug er die Rechte am Kloster auf Karl den Großen und erhielt dafür die Privilegien der Immunität und freien Abtswahl. Nach einem anderen Bericht war er ein Graf Guntpert, der ein nach ihm benanntes Kloster 768 dem Bischof von Würzburg vermachte. Guntpert sollte Nachfolger des 754 verstorbenen Bischofs werden, lehnte aber aus Bescheidenheit ab – nach anderer Überlieferung starb er während seiner Wahl. Dennoch wird er auch als Bischof verehrt. Die katholische Pfarrkirche St. Gumpert, die zudem auch St. Kunibert geweiht ist, liegt in Apfelbach, einem Stadtteil von Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis und wurde 1757 errichtet.

Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Gemälde der seligen Franziska Schervier, Gründerin der Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus, im Mutterhaus des Ordens in Aachen.

St. Jutta (Sangerhausen, Bistum Magdeburg)

Jutta von Sangerhausen lebte nach dem Tod ihres Mannes zunächst im Umfeld der Ulrichkirche in Sangerhausen und widmete sich dort nach dem Vorbild der heiligen Elisabeth von Thüringen der Krankenpflege. Da sie jedoch ein Leben in der Nachfolge Christi und in apostolischer Armut führen wollte, entschloss sie sich 1256, mit ihrem Verwandten Anno von Sangerhausen, dem Hochmeister des Deutschen Ordens, in das Ordensgebiet in der Gegend von Kulmsee im heutigen Polen zu gehen. Dort ließ Jutta sich in Bildschön (Bielczyny) als Einsiedlerin nieder und widmete sich den Armen und Aussätzigen. Das Verfahren zur Heiligsprechung Juttas wurde bereits 15 Jahre nach ihrem Tod durchgeführt. Allerdings kam es nie zur Heiligsprechung, weshalb sie heute als Selige gilt. Die Pfarrei St. Jutta in Sangerhausen hält das Andenken an sie wach.

St. Lutwinus (Mettlach, Bistum Trier)

Liutwin entstammte dem fränkischen Adel und wirkte zunächst als Beamter am fränkischen Hof. Die Legende berichtet, dass er bei einem Jagdausflug in der Nähe der Saarschleife auf einer Lichtung rastete und einschlief. Ein Adler flog herbei, blieb über dem Schlafenden in der Luft stehen und schützte ihn so vor der Sonne. Als Liutwin von seinem Diener davon erfuhr, deutete er das Ereignis als ein von Gott gesandtes Zeichen. Er ließ an der Stelle des Adlerwunders eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Dionysius errichten, die sich bald zu einem christlichen Missionszentrum entwickelte. An ihrer Stelle steht heute die Pfarrkirche St. Gangolf in Mettlach. Um 690 gründete Liutwin das Benediktinerkloster Mettlach, von 705 bis 715 war er dann nach dem Tod seines Onkels Basin Bischof von Trier. Wenig später übernahm er der Legende nach auch die Bistümer Reims und Laon und war somit einer der wichtigsten kirchlichen Würdenträger im fränkischen Reich. Liutwin starb 717 in Reims und wurde zunächst dort beigesetzt. Sein Nachfolger als Bischof von Trier und Reims war sein Sohn Milo. Dieser ließ die sterblichen Überreste seines Vaters nach Trier bringen, um ihn in der Heimat beisetzen zu lassen. Allerdings war es der Überlieferung nach nicht möglich, Liutwin in Trier zu bestatten. Also fiel der Beschluss, der Tote solle sich seinen Begräbnisplatz selbst suchen. Der Sarg wurde auf ein Schiff gebracht, das sich von selbst zunächst die Mosel, dann die Saar hinauf bewegte und schließlich in Mettlach anlegte, wo die Kirchenglocken zu läuten begannen. Liutwin wurde deshalb in der Marienkirche des Klosters Mettlach beigesetzt.

St. Maria Goretti (Biebesheim, Bistum Mainz)

Maria Gorettis Lebensgeschichte ist ebenso kurz wie tragisch, denn als sie 11 Jahre alt war, versuchte der 16-jährige Nachbarsjunge Alessandro Serenelli sie zu vergewaltigen und verletzte sie durch 14 Messerstiche so schwer, dass sie einen Tag später starb. Sterbend verzieh sie ihrem Mörder: "Ich verzeihe ihm, ich will ihn bei mir im Himmel haben." Serenelli wurde zu 30 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Angeblich, so berichtete er später, wurde er durch einen Traum, in dem sein Opfer ihm erschien und ihm 14 Lilien schenkte, reumütig. An Weihnachten 1928 wurde er wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen und bat Marias Mutter um Vergebung, die sie ihm gewährte. Im Kloster der Kapuziner von Macerata arbeitete er danach als Gärtner und trat in den Orden ein. Maria Goretti wurde am 27. April 1947 seliggesprochen und schon drei Jahre später, am 24. Juni 1950, heiliggesprochen; sie wurde damit die jüngste Heilige der katholischen Kirche. Die Heiligsprechung durch Papst Pius XII. (1939-1958) war zudem die erste, die auf dem Petersplatz stattfand; an der Feier nahmen rund 500.000 Gläubige teil. St. Maria Goretti in Biebesheim am Rhein wurde nur neun Jahre nach der Heiligsprechung dem Patronat der Märtyrerin geweiht.

Selige Märtyrer vom Münchner Platz Dresden (Dresden, Bistum Dresden-Meißen)

Die Pfarrgemeinde Selige Märtyrer vom Münchner Platz Dresden ist eine der jüngsten Pfarreien in Deutschland, sie entstand zum 1. Juni 2020 aus vier zuvor eigenständigen Gemeinden. Der Name der neuen Pfarrgemeinde bezieht sich auf sechs polnische Märtyrer, die 1999 von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) seliggesprochen wurden. Der Steyler Missionar Grzegorz Frąckowiak und fünf Jugendliche aus Posen waren 1942 und 1943 in der Richtstätte am Münchner Platz in Dresden hingerichtet worden, nachdem die Nationalsozialisten ihnen Vorbereitungen zum Hochverrat vorgeworfen hatten. Der Ort der Richtstätte gehört zum Gebiet der bisher eigenständigen Gemeinde St. Paulus, die sich seit Jahren um das Gedenken polnischer Nazi-Opfer gekümmert hat und nun Teil der neuen Großpfarrei ist.

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Was sind Heilige?

St. Otger (Stadtlohn, Bistum Münster)

Der heilige Otger war ein angelsächsischer Diakon, der um das Jahr 700 seine Heimat verließ, um an der Missionierung der Sachsen mitzuwirken. Südlich der heutigen niederländischen Stadt Roermond baute Otger im Jahr 705 gemeinsam mit anderen Misionaren eine Kirche und ein Kloster, die neben Utrecht zum Zentrum der angelsächsischen Mission bei den Sachsen und Friesen wurden. Die Mönche drangen von hier in alle Provinzen der Niederlande und das westliche Münsterland vor und waren in der Region die ersten Verkündiger des Evangeliums. Weitere Einzelheiten aus Otgers Leben sind nicht bekannt, er starb vermutlich im Jahr 713. Die Legende schildert ihn als frommen Mann, der sich besonders durch Geduld, Gehorsam und Gottesfurcht auszeichnete. Die heutige Pfarrei St. Otger im münsterländischen Stadtlohn rühmt sich damit, weltweit die einzige Gemeinde unter dem Patrozinium des Heiligen zu sein.

St. Priska (Ippingen, Erzbistum Freiburg)

Prisca wurde der Überlieferung nach von Petrus getauft und starb im Alter von nur 13 Jahren als erste abendländische Märtyrerin, weil sie nach ihrer Taufe das von Kaiser Claudius geforderte Weihrauchopfer für den römischen Gott Apollo verweigerte. Sie wurde deshalb gefoltert und am dritten Meilenstein der Via Ostiensis enthauptet. Der römische Bischof Eutychianus ließ Priscas Gebeine im 3. Jahrhundert in die nun ihr geweihte Kirche Santa Prisca auf dem Aventin überführen, die im 12. Jahrhundert von Papst Paschalis II. (1099-1118) neu errichtet wurde. In der Kirche wird das Gefäß aufbewahrt, mit dem Petrus Prisca getauft haben soll. Die Pfarrei St. Priska in Ippingen besteht bereits seit dem Jahr 1720 und zählt heute rund 500 Gläubige.

St. Raymund von Penaforte (Breitenberg, Bistum Passau)

Raymund wurde um 1175 in Penyafort bei Barcelona geboren. Nach dem Studium der "Freien Künste" und der Theologie wurde er zum Priester geweiht. Er studierte in Bologna Rechtswissenschaft und lehrte später Philosophie und Kirchenrecht. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Heiligkeit veranlasste den Bischof seiner Heimatstadt, ihn als Kanoniker an seine Kirche zu holen. 1222 trat er in den Dominikanerorden ein. Hier war er bestrebt, die Verehrung der Gottesmutter im Volk zu verbreiten und zu vertiefen. Mit Eifer sorgte er sich zudem um die Heranbildung der Priester für den Seelsorgedienst. Papst Gregor IX. (1227-1241) berief ihn 1230 als päpstlichen Pönitentiar und Berater an die Kurie nach Rom und gab ihm den Auftrag, eine Sammlung der päpstlichen Dekrete herauszugeben. Drei Jahre widmete er sich dieser Aufgabe. Anschließend war er von 1238 bis 1240 Ordensmeister der Dominikaner, ehe er nach Katalonien zurückkehrte. Gemeinsam mit dem Franziskaner-Terziaren Raimundus Lullus trat Raymund für die Mission unter Juden und Muslimen ein; in echter Sorge um den Dialog mit dem Islam ermunterte er die Missionare, die arabische Sprache zu lernen und den Koran zu studieren. Raymund war etwa 100 Jahre alt, als er am 6. Januar 1275 in Barcelona starb; 1601 wurde er heiliggesprochen und gilt heute als Patron der Kirchenrechtler.

St. Sturmius (Rinteln, Bistum Hildesheim)

Sturmius war ein Gefährte des heiligen Bonifatius und wurde von diesem im Jahr 744 damit beauftragt, an der Fulda in Hessen ein Kloster zu errichten. Als Abt des Klosters reiste Sturmius wenige Jahre später nach Rom und zum Kloster Montecassino, um die Regel des Benedikt von Nursia zu studieren und sein Kloster dann als Benediktinerkloster zu führen. Das Kloster Fulda wurde 751 unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt, es sollte nach Bonifatius' Plänen ein geistig-spirituelles Zentrum werden und die neu missionierten Länder von innen heraus stärken. Nach dem Tod von Bonifatius überführte Sturmius dessen Gebeine in die Krypta des Klosters in Fulda; diese Reliquien brachten dem Kloster viele Pilger und große Schenkungen ein. Sturmius geriet danach immer mehr in den Strudel machtpolitischer Ränke, die unter anderem dazu führten, dass er 763 ins Exil verbannt wurde. Nach seiner Rehabilitation und der von König Pippin ermöglichten Heimkehr entwickelte Sturmius das Fuldaer Kloster zu einem der bedeutendsten Klöster im Mittelalter. 779 begleitete Sturmius Karl den Großen auf dessen Feldzug gegen die Sachsen, von wo er krank zurückkehrte und bald darauf starb.

Gedenkausstellung an die vier Lübecker Märtyrer in der Krypta der Herz-Jesu-Kirche.
Bild: ©KNA

Die Lübecker Märtyrer wurden am 10. November 1943 wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime gemeinsam in Hamburg hingerichtet

Hl. Theodard (Rülzheim, Bistum Speyer)

Theodard von Maastricht wurde bei Speyer geboren und war Bischof von Tongern-Maastricht. Als er sich im Jahr 670 bei König Childerich II. gegen die Plünderung seines Bistums durch fränkische Adelige beschweren wollte, wurde er auf der Reise südlich Speyer – laut der Überlieferung bei Rülzheim – von Heiden erschlagen. Es wird vermutet, dass die Ermordung im Auftrag der Adeligen erfolgte, über die sich der Bischof beim Herrscher beklagen wollte. Die Leiche des Oberhirten wurde zunächst am Tatort beigesetzt, später von seinem Schüler und Nachfolger, dem heiligen Lambert, nach Lüttich überführt. Theodard wurde ab seiner Ermordung als Märtyrer und Heiliger verehrt. An der Todes- und ersten Grabstätte entstand eine Kapelle, das sogenannte "Dieterskirchel". Der Ort ist eine der ältesten Wallfahrtsstätten im Bistum Speyer. Die heutige Pfarrei St. Theodard wurde 2015 aus vier zuvor eigenständigen Pfarreien gegründet.

St. Trudpert (Münstertal, Erzbistum Freiburg)

Der irische Missionar Trudpert kam der Überlieferung zufolge als Wallfahrer nach Rom und erhielt dort den Auftrag, als Glaubensbote in Alemannien zu wirken. Nach der Legende ließ er sich 604 im Münstertal bei Freiburg nieder und erhielt dort Land vom Grafen Othbert. Als er an seiner Einsiedelei im heute nach ihm benannten St. Trudpert eine Kirche errichten wollte, erschlugen ihn zwei Knechte, die ihm beim Roden helfen sollten, mit einer Axt. An der Stelle des Martyriums entsprang eine Quelle, über der eine Kapelle errichtet wurde. Neben Truperts Todesort entstand um 815 die Benediktinerabtei St. Trudpert. Das Kloster wurde im Dreißigjährigen Krieg 1632 von den Schweden zerstört, danach jedoch wiederaufgebaut. 1806 wurde es säkularisiert. Das Klostergebäude wurde nach verschiedenen Nutzungen 1918 von den "Schwestern vom hl. Josef " erworben, heute befindet sich hier das Mutterhaus der Josefschwestern von St. Trudpert.

Zu den Lübecker Märtyrern (Lübeck, Erzbistum Hamburg)

Als "Lübecker Märtyrer" werden neben dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink die drei katholischen Priester Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek bezeichnet. Alle vier wurden am 10. November 1943 wegen ihres Widerstands gegen das NS-Regime gemeinsam in Hamburg hingerichtet. Der Pastor und die Priester hatten unter anderem die regimekritischen Predigten des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, verbreitet, Zwangsarbeiter seelsorglich betreut, die Ideologie der Nationalsozialisten öffentlich kritisiert und "Feindsender" gehört. Die drei katholischen Geistlichen wurden am 25. Juni 2011 seliggesprochen; Stellbrink erhielt dabei ein ehrendes Gedenken. Neben dem gemeinsamen Patrozinium der Märtyrer in Lübeck gibt es in Deutschland auch jeweils ein eigenes Patrozinium der drei katholischen Priester: Seliger Hermann Lange in Leer (Bistum Osnabrück), Seliger Eduard Müller in Neumünster und Seliger Johannes Prassek in Hamburg (jeweils Erzbistum Hamburg).

Von Steffen Zimmermann