Petition für Änderung des heiligen Mauritius im Stadtwappen Coburgs
Rassismus-Diskussion um den heiligen Mauritius: Eine vor wenigen Tagen im Internet gestartete Petition fordert die Stadt Coburg dazu auf, die als "Coburger Mohr" bezeichnete Darstellung des Heiligen aus ihrem Stadtwappen zu entfernen. "Wir fordern eine Änderung des Wappens, um Schwarzen Menschen den Respekt zu geben, den sie verdienen und sie nicht weiter auf ein diskriminierendes Klischee, das man so aus der Zeit der Sklaverei kennt, zu reduzieren", schreiben die Initiatorinnen zur Begründung. Das Stadtwappen, das den Kopf eines dunkelhäutigen Menschen mit dicken Lippen und großem Ohrring zeigt, nutze verletzende, rassistische und kolonialistische Stereotype. Bis Mittwochabend wurde die Petition von mehr als 2.500 Menschen unterschrieben.
Bürgermeister: Ansinnen der Petition ist "völlig sinnfrei"
Laut dem Bayerischen Rundfunk (BR) stößt die Petition in der Stadtspitze allerdings auf Ablehnung. Coburgs zweiter Bürgermeister Hans-Herbert Hartan (CSU) sagte dem BR, es sei ihm völlig schleierhaft, was man in das Wappen hineininterpretieren wolle. Er halte das Ansinnen für "völlig sinnfrei" und vermute, dass die Initiatoren der Petition keine Coburger seien. Der ehemalige Coburger Stadtheimatpfleger Hubertus Habel betonte gegenüber dem Internetportal inFranken.de, er halte den "Coburger Mohr" für denkbar ungeeignet, um "eine Kolonialismus- beziehungsweise Diskriminierungsdebatte" vom Zaun zu brechen. "Der 'Coburger Mohr' hat mit Kolonialismus überhaupt nichts zu tun. Wenn man es auf den Punkt bringt, ist er eher ein ausdrückliches Phänomen der Hochachtung", so Habel.
Dass der "Coburger Mohr" tatsächlich den heiligen Mauritius darstellen soll, bestätigt die städtische Marketingagentur "Coburg Marketing" auf ihrer Internetseite. "Die Stadt Coburg ist stolz darauf, den heiligen Mauritius in ihrem Stadtwappen zu führen", heißt es dort. Zur Erklärung, warum der aus Ägypten stammenden Mauritius im Wappen als Schwarzafrikaner dargestellt wird, schreibt die Agentur: "Der heilige Mauritius aus Ägypten wurde von den Künstlern des Mittelalters als Mohr dargestellt." Diese Darstellung habe sich erhalten und mache den Heiligen zum "Mohrenkopf von Coburg".
Nationalsozialisten entfernten den "Coburger Mohr" im Jahr 1934
Mauritius wurde der Legende nach im 3. Jahrhundert im oberägyptischen Theben geboren und starb als Anführer der aus Christen bestehenden Thebaischen Legion in der heutigen Schweiz den Märtyrertod. Die Verbindung zwischen Mauritius und Coburg entstand im 10. Jahrhundert durch den Transport der Reliquien des Heiligen nach Magdeburg; die sterblichen Überreste wurden damals in einer Coburger Kirche zwischengelagert. 1354 tauchte der "Coburger Mohr" erstmals auf einer Münze auf, im 16. Jahrhundert wurde der Kopf des Mauritius dann in das Wappen der Stadt eingefügt.
Die jetzige Petition ist derweil nicht der erste Versuch, den "Coburger Mohr" aus dem Stadtwappen zu entfernen. 1934 ersetzten die Nationalsozialisten den Mohr durch einen SA-Dolch mit Hakenkreuz im Knauf, um die Bedeutung Coburgs für die Geschichte der NS-Bewegung zu betonen. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der heilige Mauritius jedoch auf das Wappen zurück, die aktuelle Version stammt aus dem Jahr 1974. (stz)