Vatikan bestätigt: Belgische Ordens-Kliniken nicht mehr katholisch
Der Vatikan hat die Aberkennung der katholischen Identität für psychiatrische Kliniken des belgischen Ordens "Broeders van Liefde" (Brüder der Nächstenliebe) bestätigt. Wie bereits vor Wochen bekannt geworden war, dürfen sie sich seit Ende März nicht mehr als "katholisch" bezeichnen. In einem am Dienstag veröffentlichten Brief begründete die römische Glaubenskongregation nun den Schritt.
Nach zahlreichen Kontakten und Treffen müsse man leider zur Kenntnis nehmen, dass in den mit den Orden verbundenen Kliniken keine Bereitschaft vorhanden sei, die katholische Lehre zu akzeptieren. Aktive Sterbehilfe bleibe auch in extremen Fällen unzulässig, heißt es in dem von Kardinal Luis Ladaria unterzeichneten Schreiben. Das menschliche Leben behalte unter allen Umständen seine Würde. Umso "perverser" sei es, wenn Ärzte und Verwandte aus falschem Mitleid heraus aktive Sterbehilfe praktizierten. Daher habe man sich "nach einem langen und schmerzhaften Weg" entschlossen, die betroffenen Kliniken nicht länger als katholisch zu betrachten.
Vorstandsvorsitzender reagiert gelassen
Der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Brüder der Nächstenliebe, Raf de Rycke, hatte bereits im Mai gelassen auf die Aberkennung reagiert. Sie habe keine "zivilrechtlichen Folgen", sagte er damals der flämischen Zeitung "De Standaard". Das bestätigte auch der Leuvener Kirchenrechtler Rik Torfs. "Die Tatsache, dass Rom das Etikett 'katholisch' wegnimmt, muss an sich nichts ändern", sagte Torfs damals. Allerdings befürchte er ein langes Gerichtsverfahren mit "Gesichtsverlust" für beide Parteien.
Der Streit, ob eine psychiatrische Klinik, die die Anwendung aktiver Sterbehilfe nicht ausschließt, sich noch als katholisch bezeichnen dürfe, geht auf das Jahr 2017 zurück. Damals hatte die belgische Organisation "Broeders van Liefde" mitgeteilt, dass sie aktive Sterbehilfe für psychisch Kranke in ihren Kliniken künftig nicht mehr ausschließe. Die Glaubenskongregation und Stockman selbst hatten daraufhin den drei Brüdern im Vorstand der Krankenhäuser in Ordensträgerschaft ein Ultimatum gestellt, sich von aktiver Sterbehilfe zu distanzieren. Zuvor hatte sich auch Papst Franziskus persönlich eingeschaltet und sich explizit gegen aktive Sterbehilfe in den Kliniken des Ordens ausgesprochen. Der Orden kündigte damals aber an, bei seiner Entscheidung bleiben zu wollen. In Belgien ist aktive Sterbehilfe seit 2002 unter bestimmten Bedingungen legal, auch für psychisch Kranke.
Die "Broeders van Liefde" führen in Belgien zwölf psychiatrische Kliniken sowie Dutzende Schulen, Krippen und Orthopädiezentren. Insgesamt hat die Organisation eigenen Angaben zufolge landesweit 14.000 Beschäftigte. Rechtlich ist die Ordensgemeinschaft eng mit der Organisation verknüpft. Das Spezialgebiet des 1807 in Gent gegründeten Ordens der Brüder der Nächstenliebe ist die Pflege von psychisch Kranken. Die Gemeinschaft, die in Belgien unter dem Namen "Broeders van Liefde" bekannt ist, hat weltweit etwa 600 Mitglieder und ist in rund 30 Ländern aktiv. (tmg/KNA)