Meiering: Bei Debatte um Umbenennungen Namensherkunft nicht vergessen
Die Mohrenstraße in Köln ist Stadtpfarrer Dominik Meiering zufolge nach einem schwarzen christlichen Märtyrer benannt. Die frühere römische Kolonie Köln sei von Söldnern aus der Thebäischen Legion, also aus Nordafrika, vor den Barbaren auf der rechten Rheinseite beschützt worden, sagte der Pfarrer und Kunsthistoriker dem Kölner Internet-Portal domradio.de am Montag. Diese Söldner seien oft Christen gewesen – darunter auch ein schwarzer "Maure", der für seinen Glauben enthauptet worden sei. "Deshalb hat also diese Straße ihren Namen zur Verehrung des heiligen Gregor Maurus bekommen."
Insgesamt begrüßte der leitende Pfarrer der Kölner Innenstadtgemeinden die Debatte um Straßenumbenennungen. Er mahnte jedoch, die Herkunft der Namen nicht zu vergessen. "Das gehört so zu unserer Kölner Geschichte. Diese schwarzen Menschen sind es gewesen, die das Christentum nach Köln gebracht haben", sagte Meiering.
Afrikanistin: Informationstafel reicht nicht aus
Die Kölner Afrikanistin Marianne Bechhaus-Gerst hingegen fordert, die Straße umzubenennen: "Warum nennen wir da nicht seinen Namen: Gregorius Maurus?", sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). So werde zwar der historische oder religiöse Kontext nicht getilgt, aber die Perspektive darauf würde verändert. "Und der rassistische Begriff des 'Mohrs' wäre nicht mehr im Umlauf." Den Namen beizubehalten und die "Mohrenstraße" mit einer Informationstafel zu ergänzen, reiche aus ihrer Sicht nicht aus, sagte Bechhaus-Gerst. "Sprache bestimmt unser Denken, wer das M-Wort liest, hat stereotype Bilder im Kopf. Außerdem werden Info-Tafeln zu selten gelesen."
Auch in Berlin fordern Aktivisten einen neuen Namen für die Mohrenstraße im dortigen Stadtteil Mitte. Im Zuge der aktuellen Debatte um Rassismus und Diskriminierung kündigten die Berliner Verkehrsbetriebe kürzlich zudem an, den U-Bahnhof "Mohrenstraße" neu zu benennen. (gho/epd/KNA)