Journalistin beschreibt innere Zerrissenheit

Florin: Katholisch zu sein bedeutet nicht blinden Gehorsam

Veröffentlicht am 16.07.2020 um 10:49 Uhr – Lesedauer: 

Innsbruck ‐ Die Journalistin Christiane Florin fühlt sich zerrissen: Einerseits sieht sie die Institution Kirche als professionelle Beobachterin kritisch, andererseits ist sie selbst Teil von ihr. Deshalb will sie sich auch nicht "davonstehlen".

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Die Religionsjournalistin Christiane Florin findet, dass katholisch zu sein nicht bedeute, "in blindem Gehorsam zu leben". Vielmehr gehe es darum, sich einzumischen und sich zu überlegen, wo man "begründet widersprechen kann", sagte sie dem "Tiroler Sonntag" in der aktuellen Ausgabe. Sie betonte zudem, dass Kirchenkritik nicht das Gleiche wie Kirchenhass sei.

Florin schilderte eine eigene innere Zerrissenheit seit dem Bekanntwerden der zahlreichen Missbrauchsfälle in der Kirche – sie bezeichnet das als "Augenöffner". Seitdem blicke sie als professionelle Beobachterin kritisch auf die Institution Kirche und deren Autoritäten, "die im Machtsystem Kirche strukturell bevorzugt sind". Als klassisch katholisch sozialisierte Frau und engagierte Katholikin sehe sie die Kirche aber auch als "Teil meines Lebens". Das wolle sie nicht aufgeben. Kirche verstehe sie nicht nur als normative Institution, sondern auch immer als "etwas Gefühliges: Heimat, Zugehörigkeit". Deshalb wolle sie nicht austreten, da sich das wie ein "Davonstehlen" anfühlen würde.

Florin arbeitete lange für die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt", bevor sie als Redakteurin zum Deutschlandfunk wechselte. Aufsehen erregte sie unter anderem mit ihren Büchern "Weiberaufstand" und "Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben". (cph)