Früherer Leiter der vatikanischen Bildungskongregation gestorben
Kardinal Zenon Grocholewski, langjähriger Leiter der Römischen Bildungskongregation, ist tot. Er starb im Alter von 80 Jahren, wie die Polnische Bischofskonferenz am Freitag via Twitter mitteilte.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) holte den polnischen Kirchenrechtler Ende 1982 als Sekretär der Apostolischen Signatur an den Vatikan und ernannte ihn 1998 zum Präfekten des Obersten Gerichtshofs. Ein Jahr später berief er ihn an die Spitze der Bildungskongregation und nahm ihn 2001 ins Kardinalskollegium auf.
Nach seiner Priesterweihe 1963 arbeitete der im Oktober 1939 geborene Grocholewski fast 20 Jahre lang als Priester und Kirchenrechtler. In dieser Zeit studierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana Kirchenrecht und promovierte dort auch. Von 1975 bis 1998 lehrte Grocholewski Kirchenrecht an mehreren päpstlichen Universitäten in Rom. Dabei arbeitete er an der Neufassung des weltweit gültigen kirchlichen Gesetzbuches Codex Iuris Canonici (CIC) mit, die 1983 erschien. An der Spitze der Bildungskongregation veranlasste er eine Neuordnung des kanonistischen Studiums.
Einer der einflussreichsten Polen im Vatikan
Unter Papst Johannes Paul II. zählte Grocholewski nach dem päpstlichen Privatsekretär Stanislaw Dziwisz zu den einflussreichsten Polen im Vatikan. Die Päpste Benedikt XVI. (2005-2013) und Franziskus bestätigten ihn als Chef der Bildungskongregation, die Grocholewski insgesamt 16 Jahre lang leitete.
Im März 2015 nahm Franziskus das Rücktrittsgesuch des damals 75-Jährigen an. Im Mai 2017 erhielt der Pole die Ehrendoktorwürde der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Grocholewski lebte bis zuletzt im Vatikan.
Papst würdigt Verdienste
Papst Franziskus würdigte Grocholewski für seine Verdienste um die katholische Kirche. In einem Telegramm an den in Poznan (Posen) lebenden Bruder Wladislaw hob der Papst neben der Tätigkeit Grocholewskis an der Kurie auch dessen Wirken als akademischer Lehrer und Wissenschaftler auf dem Gebiet des Kirchenrechts hervor. Den Angehörigen bekundete Franziskus seine Verbundenheit. Am Samstag findet im Petersdom eine Gedenkmesse unter Leitung des Vizedekans des Kardinalskollegiums, Leonardo Sandri, statt. An der Feier, zu der die in Rom anwesenden Kardinäle eingeladen sind, nimmt nach einer Mitteilung des Vatikan vom Freitag auch der Papst teil.
Das Kardinalskollegium hat nun noch 221 Mitglieder. Davon sind 122 unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl berechtigt. Aus Deutschland stammen derzeit acht Kardinäle, von denen drei in einem Konklave wahlberechtigt wären: Friedrich Wetter (92), Walter Brandmüller (91), Walter Kasper (87), Karl-Josef Rauber (86), Paul Josef Cordes (85), Gerhard Ludwig Müller (72), Reinhard Marx (66) und Rainer Maria Woelki (63). (mal/KNA)
17.7., 15.00 Uhr: ergänzt um die Reaktion von Papst Franziskus.