Wie Schüler während Corona über sich hinaus wachsen
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Guter Religionsunterricht lebt vom intensiven Austausch und vom persönlichen Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern – auch in Zeiten, in denen die Religionslehrerinnen und Religionslehrer ihre Schüler nicht wie gewohnt jede Woche in der Schule sehen. Die Kolleginnen und Kollegen haben in dieser Kolumne bereits von tollen Ideen erzählt, wie dies gelingen kann. In diesem Beitrag möchte ich die Perspektive einmal wechseln, ausgehend von der Frage, was die Religionslehrer für die Schüler tun, kann es spannend sein zu fragen, was die Schülerinnen und Schüler selbst für andere tun können und wie sich Persönlichkeiten in Krisenzeiten entwickeln.
Nachbarschaftshilfe und Nähen von Stoffmasken
Was machen meine Schüler eigentlich zurzeit, wenn sie nicht jeden Morgen zur Schule gehen können? Wer jetzt glaubt, sämtliche junge Leute verbringen den Vormittag mit Fernsehen und Freizeit – weit gefehlt! Es ist womöglich denkbar, dass der zeitliche Umfang einer regulären Stundentafel von 30 bis 40 Unterrichtsstunden pro Woche nicht immer mit schulischen Arbeiten gefüllt wird. Es hat mich gefreut zu hören, dass mein Relikurs sich dafür über die schulischen Arbeiten hinaus privat verschiedensten Aufgaben widmet: Organisation einer Nachbarschaftshilfe, Unterstützung von Familienmitgliedern im Alltag, Nähen von Stoffmasken als Ehrenamt
Näher an der Praxis könnte der Religionsunterricht die Themen Nächstenliebe und soziales Engagement nicht behandeln. Dies war die Grundlage für die Idee, mit Schülerinnen und Schülern in der Woche vor Ostern ein digitales Videoprojekt durchzuführen. Bewusst erzähle ich von diesem Osterprojekt hier einige Wochen später, da das Projekt interessanterweise auch über die Osteroktav hinweg nachhallt, da der Videoblog scheinbar vielen Menschen eine Freude machen konnte.
Osterbotschaft per Video
Meine Schüler im Religionsunterricht erhielten kurz vor Ostern den Arbeitsauftrag, sich über die christliche Osterbotschaft zu informieren. Anschließend formulierten die Schülerinnen und Schüler selbst eine individuelle, an die Situation angepasste Osterbotschaft für ihre Mitmenschen; für Menschen, die sich um ihre Gesundheit sorgen und für diejenigen, die unter der Isolation leiden. Mit Blick auf den Schutz der Privatsphäre konnten auch die Schüler, die keinen Videoblog drehen wollten, eingebunden werden, indem sie ihre Botschaft schriftlich verfassten, und die Zeilen im Video gezeigt wurden. In dieser sehr persönlichen Botschaft gaben die Videoblogger Worte der Hoffnung und Zuversicht an ihre Mitmenschen weiter. Abschließend wurde das Video zusammengeschnitten und bearbeitet.
Ich freue mich, dass viele Schülerinnen und Schüler bei dem Projekt mitmachten, was für diese neben dem Lehrplanstoff auch zusätzliche Arbeit bedeutete. Manche wuchsen auch über sich hinaus: Ein sonst eher schüchtern wirkender Schüler steht vor der Kamera und verkündet selbstbewusst seine persönliche Osterbotschaft. Wenn guter Religionsunterricht vom intensiven Austausch und vom persönlichen Kontakt lebt, so ist diese Zeit wahrlich sehr herausfordernd. Doch lernen die jungen Menschen auch in Krisenzeiten kostbares dazu, etwas, dass im normalen Unterrichtsbetrieb eher theoretisch behandelt werden muss: Menschlichkeit und soziale Fürsorge! Achja, das nächste Thema im Reli-Grundkurs im neuen Schuljahr ist "Jesus von Nazareth". Ich glaube, einige Schülerinnen und Schüler haben in den letzten Wochen bereits begriffen was es heißt, ein bisschen mehr wie Jesus zu sein.