Lajolo bis Sonntag in Limburg
Lajolo war am Montag zu einem "brüderlichen Besuch" in Limburg eingetroffen, um sich angesichts der Diskussionen um die Amtsführung von Diözesanbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) ein Bild von der Lage im Bistum zu machen. Nach Angaben von Schnelle hält sich Lajolo in der Lahnstadt auf. Er führe Gespräche mit dem Bischof, dem Domkapitel, dem Diözesansynodalrat, dem Priesterrat und mit Vertretern der Ordensgemeinschaften im Bistum. Auch sei es sein Wunsch, den Gläubigen zu begegnen. Wann Lajolo schließlich nach Rom zurückreisen wird, konnte Schelle nicht sagen.
Zwischen 1995 und 2003 war Lajolo, der fließend Deutsch spricht, Apostolischer Nuntius in Deutschland, anschließend bis 2006 vatikanischer "Außenminister". Jetzt gehört er der vatikanischen Bischofskongregation an. Deren Präfekt, Kardinal Marc Ouellet, hatte in einem Schreiben an Tebartz-van Elst Lajolos Besuch angekündigt und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich dabei nicht um eine "Apostolische Visitation" handele. Vor allem komme Lajolo, um den "bischöflichen Dienst zu stützen und zum Frieden und zur Einheit zu ermutigen". Zum Mittel einer Apostolischen Visitation greift der Vatikan nur im Fall von sehr schwerwiegenden Missständen in einem Bistum, einem Orden oder bei einem Hilfswerk.
Lajolo will auch mit Kritikern des Bischofs sprechen
Lajolo hatte am Montagabend erklärt, er wolle im Bistum Limburg die "brüderliche Stimmung fördern". Bei seinem "Besuch in der Familie" werde alles zur Sprache kommen, was zuletzt für Spannungen gesorgt habe, auch die Streitigkeiten um das neue Diözesane Zentrum in Limburg, sagte er dem Hessischen Rundfunk. Er werde "selbstverständlich" auch mit den Kritikern von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst reden. Zudem betonte er, er sei "ganz im Sinne von Papst Franziskus" unterwegs: "Mit Liebe lässt sich alles klären, alles überwinden, der Weg gemeinsam gehen."
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner bezeichnete den Konflikt um Tebartz-van Elst als eine "sehr schmerzliche Sache, nicht nur für Limburg". Denn "wir sind eine Kirche" und mitbetroffen, sagte der Erzbischof am Dienstag vor Journalisten in Köln. Es sei gut, dass Lajolo aus Rom gekommen sei, um bei einer Lösung zu helfen. Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehman sagte, er sei froh, "dass Kardinal Lajolo das ist und nicht irgendein anderer". Er rief zur Versöhnung in der Nachbardiözese auf .
PR-Experte kritisiert unpräzise Berichterstattung
Hasso Mansfeld (51), renommierter Kommunikationsberater, nahm den Limburger Bischof unterdessen in Schutz. Tebartz-van Elst habe sich zwar in der Frage seines Erste-Klasse-Flugs nach Indien im "Spiegel"-Interview unglücklich verhalten und sich mit dem darauf folgenden «juristischen Gezänk weiter vergaloppiert", sagte er dem Wochenmagazin für die Kommunikations- und Medienbranche "Werben __amp__ Verkaufen". Andererseits aber werde der Bischof unfair behandelt; an ihm "kondensieren jetzt alle Ressentiments gegen die katholische Kirche". Die Berichterstattung sei aus dem Ruder gelaufen.
Mansfeld hielt den Medien vor, unpräzise und unseriös zu berichten und immer neue "Protagonisten der Anklage aus dem Hut zu zaubern, ohne dass deren Motivation hinterfragt wird. Das ist kein guter journalistischer Stil". So werde von einer "Dienstvilla" gesprochen. Der "Spiegel" schreibe von Hunderten geheimer Fotos von Handwerkern, die den Prunk dokumentieren sollten, veröffentliche aber kein einziges.
Nach massiver Kritik öffnete Tebartz-van Elst das "Diözesane Zentrum Sankt Nikolaus", den neuen Dienst- und Wohnsitz des Limburger katholischen Bischofs, für Besucher. Der Bau hat nach Angaben des Bistums 9,85 Millionen Euro gekostet; ursprünglich geplant waren 5,5 Millionen. Die Entscheidung für das Projekt, das Kritiker immer wieder als überzogen, klotzig oder pompös bezeichneten, fällte das Limburger Domkapitel bereits Anfang 2007 und damit vor dem Amtsantritt von Tebartz-van Elst. (luk/KNA)