"Sackgasse aus Feudalismus, Klerikalismus, Traditionalismus"

Synodaler Weg reiche nicht: Missionar für demokratische Kirchenordnung

Veröffentlicht am 23.07.2020 um 14:04 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ 40 Jahre lang war Pater Bernd Pehle in Sambia – dort hat er eine lebendige Kirche erlebt, in der Menschen sich beteiligen können. Aus dieser Erfahrung könne auch der Synodale Weg lernen – der geht ihm derzeit nicht weit genug.

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Der ehemals in Sambia tätige Missionar Bernd Pehle fordert eine demokratische Kirchenordnung und eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche Bedeutung der Eucharistie. In einem Beitrag für das Magazin "Feinschwarz" sieht das Mitglied der Weißen Väter das Fundament der Kirche in der "im Namen Jesu sich versammelnde Gemeinde vor Ort". Diese Gemeinde sei der Souverän, aus deren Mitte sie "Personae bapticatae probatae (d.h. Männer und Frauen) für die unterschiedlichen Dienste" berufe. In seinem ehemaligen Einsatzort Sambia sei die Gemeinde Subjekt der Pastoral, "hier in Deutschland scheint mir die Gemeinde zum Objekt pastoraler Agenten geworden zu sein".

Pehle sieht die Kirche in einer Sackgasse aus Feudalismus, Klerikalismus und Traditionalismus. Die Überlegungen und Vorschläge des Synodalen Wegs betrachtet er nicht als ausreichende Lösung. Als Ausweg sieht Pehle nur den Weg einer "echten demokratischen Kirchenordnung, welche die Würde und Rechte aller getauften Männer und Frauen respektiert". Die Kirche müsse sich "vom traditionellen Feudalklerikalismus in all seinen Formen verabschieden und diese nicht vom Volk Gottes legitimierte Art der Machtausübung aufgeben".

Eucharistie müsste Gemeinde stärker einbeziehen

Ein Grundproblem liege in einem Eucharistieverständnis, das eine Verehrung der Eucharistie stärker betont als eine "Beauftragung und Bestärkung der Gemeinde zum Dienst für die Verwandlung der Welt" durch die Feier der Gemeinde. Es werde nicht mehr gefragt, wie der "durch die Eucharistie neu verwandelte Leib Christi, und das heißt die Gemeinde, den Missions-Auftrag Jesu weiterführen" könne. In der Kirche solle es nach Pehle keine unabhängigen Kleriker geben, sondern ausschließlich von der Gemeinde "berufene und bestellte Priester/innen".

Auch eine tägliche Eucharistiefeier sieht der Afrika-Missionar als problematisch an. Die gemeinsame Eucharistie am Sonntag solle der Rückschau auf die Woche und der Stärkung für die kommende Woche dienen. Unter der Woche seien Wort-Gottes-Feiern etwa mit Bibelteilen besser geeignet, um in einen Austausch in der Gemeinde zu kommen und sich auf die sonntägliche Eucharistiefeier vorzubereiten.

Der 1939 geborene Pater Bernd Pehle gehört zur Gemeinschaft der Weißen Väter und war von 1968 bis 2008 Missionar in Sambia und lebt seither in Köln. Die als Weiße Väter bekannte Gesellschaft der Missionare von Afrika wurde 1868 gegründet und steht für eine Missionstätigkeit, die die Kultur der jeweiligen Länder respektiert und so den Glauben inkulturiert. (fxn)