Missionsakzent des Schreibens sei richtig

"Maria 1.0" und Katholiken-Forum begrüßen Vatikan-Papier

Veröffentlicht am 25.07.2020 um 15:50 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Kaufering ‐ Nachdem deutsche Bischöfe und Theologen das Vatikan-Dokument über Pfarreien vor allem kritisiert haben, äußern sich jetzt "Maria 1.0" und das Forum Deutscher Katholiken positiv zu dem Papier. Sie sind "sehr dankbar" für die "notwendige Instruktion".

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Die Katholikinnen-Initiative "Maria 1.0" und das Forum Deutscher Katholiken haben die jüngste Vatikan-Instruktion zu Reformen in Kirchengemeinden begrüßt. Man sei Papst Franziskus "sehr dankbar für diese deutliche Richtungsweisung", erklärte "Maria 1.0" am Freitagabend. "Wenn der Inhalt hier in Deutschland der Realität nicht mehr entspricht, sollte man jetzt mit allen Mitteln versuchen, diesen hier umzusetzen, damit er Realität werde. Wir sind überzeugt, dass dies genau der Schlüssel für die Lösung unserer Probleme der katholischen Kirche in Deutschland ist."

Aus Sicht der Initiative muss der Reformdialog Synodaler Weg den Fokus auf die Umsetzung der Instruktionen aus Rom setzen und Wege finden, um sie zu verwirklichen. "Wir sind überzeugt, dass eine Schärfung des katholischen Profils und eine klare Verkündigung der katholischen Lehre der Weg zu neuem Wachstum sind", hieß es. "Maria 1.0" betonte, die Anhängerinnen der Initiative würden sich freuen, wenn "der Weg der Bekehrung und Neuevangelisierung" bei den Bischöfen in Deutschland beginnen würde, indem sie ihre Äußerungen zu dem Papier "überdenken" würden.

Auch das Forum Deutscher Katholiken befürwortet die neue Vatikan-Instruktion. Das Schreiben sichere dem Pfarrer als geweihtem Priester seine eigentliche Aufgabe der Bevollmächtigung zum Hirtenamt oder gebe sie ihm zurück, teilte Forumssprecher Hubert Gindert am Freitag in Kaufering mit. Die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland liege in der Mission. Auf diese lege das Schreiben seinen Akzent. Durch die Suche nach neuen Wegen der Verkündigung des Evangeliums sei ein Klima zu schaffen, das Priesterberufungen fördere und Weltchristen ihre Aufgaben in der Gesellschaft wahrnehmen lasse.

Schreiben lege sich "Bestreben, eine andere Kirche zu schaffen, in den Weg"

Gindert ergänzte: Wenn Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), einige Bischöfe und Theologen diese "notwendige Instruktion" etwa als realitätsfern abqualifizierten, "zeigen sie nur, wes Geistes Kind sie sind. Das römische Schreiben legt sich ihrem Bestreben, eine andere Kirche zu schaffen, in den Weg." Die Schaffung von Großpfarreien mit Leitungsteams, "die dem Pfarrer vorschreiben, was seine priesterlichen Aufgaben sind, ist keine Lösung, sondern ein Armutszeugnis", kritisierte Gindert.

Nach der am Montag in Rom veröffentlichten Instruktion bleiben Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen. Dagegen hebt der Text die Rolle des Pfarrers hervor. Bestrebungen, die Leitung von Pfarreien beispielsweise Teams aus Priestern und kirchlich Engagierten sowie anderen Mitarbeitern anzuvertrauen, widerspricht das Schreiben direkt. Zahlreiche Kirchenvertreter und Theologen aus Deutschland kritisierten das Papier als rückwärtsgewandt. Scharfe Kritik gab es von den Bischöfen Franz-Josef Bode (Osnabrück), Peter Kohlgraf (Mainz) und Franz-Josef Overbeck (Essen).

Auch Bambergs Erzbischof Ludwig Schick sagte, die Instruktion bringe für die Kirche und ihren missionarischen Auftrag "mehr Schaden als Nutzen", und nannte das Papier theologisch defizitär. Bischof Gebhard Fürst kündigte an, am Rottenburg-Stuttgarter Leitungsmodell festhalten zu wollen. Auch Erzbischof Stephan Burger sagte, er wolle trotz des Vatikan-Dokuments an der Pfarreireform im Erzbistum Freiburg festhalten. Bischof Franz Jung sagte, er vermisse im Dokument innovative Ansätze. Bischof Stephan Ackermann bedauerte, die Instruktion schränke die Eigenverantwortung von Bischöfen und Diözesen ein. Kardinal Reinhard Marx kritisierte: "Es ist schon etwas merkwürdig, wenn ein Dokument von Rom kommt, ohne dass jemals mit uns darüber gesprochen wurde – ist das ein Miteinander von Universal- und Teilkirche, wie man sich das wünscht? Eigentlich nicht." Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hingegen lobte die Instruktion und untermauerte seine Haltung noch einmal am Freitag in einem Gastbeitrag für katholisch.de. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier fand positive Worte und betonte, seine Diözese könne mit der neuen Vatikan-Instruktion "gut leben".

"Maria 1.0" war im Mai vergangenen Jahres von der Schongauer Lehrerin Johanna Stöhr als Reaktion auf die Bewegung "Maria 2.0" gegründet worden. Diese hatte sich zu einer bundesweiten Protestwelle gegen eine männerdominierte katholische Kirche und für den Zugang von Frauen zu Weiheämtern entwickelt. Das Forum Deutscher Katholiken versteht sich als lockerer Zusammenschluss "papst- und kirchentreuer" Katholiken. Gegründet wurde das Forum im Jahr 2000 in Fulda; seinen Sitz hat es in Kaufering. (cbr/KNA)