Domdechant: Kölner Dom kehrt langsam zur Normalität zurück
Der Kölner Dom erlebt nach den Worten von Domdechant Robert Kleine derzeit eine langsame Rückkehr zur Normalität. "Normalerweise verzeichnen wir im Dom in den Hochzeiten des Sommers oder auch der Adventszeit bis zu 25.000 Besucher am Tag. Im Moment erreichen wir 9.000, was allerdings schon eine deutliche Steigerung zu den knapp 5.000 ist, die wir Anfang Juli gezählt haben", sagte Kleine am Samstag dem Internetportal domradio.de.
Derzeit mache sich bemerkbar, dass die meisten Bundesländer Ferien haben und auch Städtetouren wieder auf dem Programm stünden. "Allerdings der große internationale Tourismus – vor allem auch aus dem asiatischen Raum – bleibt weitestgehend aus." Seit kurzem gebe es auch wieder englischsprachige Führungen. "Das bedeutet, dass auch die Arbeit der Dom- bzw. Stadtführer, die viele Wochen beschäftigungslos waren, so langsam wieder anläuft."
Auch während des Shutdowns war der Kölner Dom für Beter stets geöffnet. Seit Mitte Mai wurde die Kathedrale auch wieder für den normalen Publikumsverkehr geöffnet. Auch Domschatzkammer und Domladen sind wieder zugänglich. Turmbesteigungen sind allerdings weiterhin nicht möglich.
Der leere Dom habe eine ganz eigene Erfahrung ermöglicht, sagte Kleine. "Diese imposante und doch filigrane Architektur in ihrer ganzen Erhabenheit ist über Tag völlig anders erfahrbar, wenn dort nicht tausende Menschen durchlaufen und damit immer auch ein gewisser Geräuschpegel einhergeht." Andererseits seien Kirchen für die Menschen gebaut worden – auch als Haltestationen und Gebetsoasen in alltäglicher Betriebsamkeit.
"Haben immer eine Menschenrelevanz"
"Und so war für uns im Domkapitel auch von Anfang an klar, dass der Dom selbst in der Hochzeit der Corona-Krise nicht geschlossen werden darf", so der Domdechant. Das sei auch ein Signal an die Öffentlichkeit gewesen. "Als Kirche haben wir vielleicht keine Systemrelevanz in dem Sinne, dass wir das Gemeinwesen am Laufen halten, aber wir haben immer eine Menschenrelevanz."
Kleine hält es für denkbar, dass die Corona-Krise auch Auswirkungen auf die Gottesdienstbesuche hat. Derzeit erlebe er als Priester vom Altar aus eine starke Vereinzelung der Gläubigen im Dom. Das widerspreche aber dem Ziel, dass die Teilnehmer sich als Volk Gottes versammelten und Gemeinschaft erlebten. "Vielleicht ist es wirklich so: Vor Corona gingen viele wenigstens noch aus lieb gewordener Tradition zur Sonntagsmesse. Inzwischen aber stellen sie fest, dass ihnen ohne den üblichen Gang zur Kirche eigentlich nichts wirklich Wesentliches fehlt."
Der von 1248 bis 1880 erbaute Kölner Dom war vor Corona mit sieben bis acht Millionen Besuchern jährlich die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Deutschlands. 1996 wurde das mit über 157 Metern dritthöchste Kirchengebäude der Welt von der UNESCO als eines der europäischen Meisterwerke gotischer Architektur eingestuft und zum Weltkulturerbe erklärt. (cbr/KNA)