Jugendverband BDKJ setzt Kommission zu Missbrauch ein
Die Dachorganisation der katholischen Jugendverbände in Deutschland richtet eine Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt ein. Sie solle die eigenen Strukturen kritisch hinterfragen und mögliche Missbrauchstaten aufarbeiten, teilte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) am Wochenende in Düsseldorf mit.
"Mit einer Aufarbeitungskommission stellt der BDKJ sicher, dass mögliche in der Vergangenheit begangene Taten sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen in den katholischen Jugendverbänden ans Licht kommen und das Leid der Betroffenen entsprechend anerkannt wird", beschloss die BDKJ-Hauptversammlung am Samstagabend bei ihrem digitalen Treffen.
Der Verband habe sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Fragen von Prävention und Intervention in der katholischen Kinder- und Jugendarbeit auseinandergesetzt. "Zu einem gerechten Umgang mit sexualisierter Gewalt im Sinne der Betroffenen zählt aber auch ein Konzept zur Aufarbeitung in der Vergangenheit begangenen Unrechts", sagte die BDKJ-Bundesvorsitzende Lisi Maier.
Die Kommission besteht aus acht gewählten Experten, von denen mindestens vier kein aktuelles Mandat in einem Jugend- oder Diözesanverband des BDKJ haben, einem Mitglied des BDKJ-Bundesvorstand und einem Referenten in der BDKJ-Bundesstelle. Experten aus Betroffenenorganisationen und weiteren Fachstellen sollen regelmäßig zur Beratung hinzugezogen werden.
Deutliche Kritik an Vatikan-Instruktion
Bei der Hauptversammlung äußerte der BDKJ auch deutliche Kritik an der Vatikan Instruktion zu Gemeindereformen und appellierte an die deutschen Bischöfe, für die Weiterentwicklung der katholischen Kirche einzutreten.
"Als katholische Jugendverbände sprechen wir uns klar gegen eine Rolle rückwärts aus und möchten gerade nach dem Schreiben aus Rom die positiven Erfahrungen der geteilten Leitung zwischen Laien und Priester in unseren Jugendverbänden entgegenstellen", sagte die BDKJ-Bundesvorsitzende Katharina Norpoth. "Uns ärgert, dass die Anweisungen aus dem Vatikan die Bemühungen der Ortskirchen und die Realitäten vor Ort ignorieren. Genau dieser Klerikalismus demotiviert viele Engagierte."
Die Hauptversammlung betonte, die katholische Kirche brauche Leitungsmodelle, die die Taufberufung und die Kompetenzen aller Gläubigen ernst nähmen. Die 2018 veröffentliche Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz zeige deutlich, dass eine klerikale Kirchenstruktur ein entscheidender Risikofaktor für Machtmissbrauch bis hin zu geistlicher und sexualisierter Gewalt sei.
Gleichzeitig appellierte der BDKJ an die engagierten Katholiken, den innerkirchlichen Reformprozess Synodalen Weg weiterhin gemeinsam auf Augenhöhe zu gehen und zielstrebig für die Weiterentwicklung der katholischen Kirche einzutreten. (cbr/KNA)