Dokument biete wertvolle Impulse für missionarischen Aufbruch

Hanke: Vatikan-Instruktion ist kein Kampf um Rollen in der Kirche

Veröffentlicht am 28.07.2020 um 11:50 Uhr – Lesedauer: 

Eichstätt ‐ Statt zu schauen, wer Verlierer und wer Gewinner der Vatikan-Instruktion ist, sollte man das Verbindende suchen, findet der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Denn aus seiner Sicht bietet das Dokument Impulse für einen missionarischen Aufbruch.

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Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat dazu aufgerufen, das Verbindende in der Vatikan-Instruktion zur Rolle der Pfarrgemeinde zu sehen. Mit Blick auf den zweiten Teil der Instruktion lohne es sich, "statt hierin einen Kampf um die Rollen in der Kirche zu sehen oder nun das Verlierer-Sieger-Schema zu bemühen, der von Papst Franziskus eröffneten Hermeneutik zu folgen und zunächst das allen Gemeinsame zu suchen", sagte Hanke am Dienstag in einer Stellungnahme zum Vatikan-Dokument auf der Internetseite des Bistums Eichstätt. 

Im deutschsprachigen Raum sei die Instruktion vor allem wegen des zweiten Teils kritisch bewertet worden, so Hanke weiter. Das Anliegen sei aber nicht allein, den wichtigen Dienst des Priesters hervorzuheben. Das Dokument ziele viel mehr auf die "konkretisierte Sakramentalität" der Kirche. "Dazu gehört die Ordnung des Zueinanders von Amt und Charisma, von gemeinsamem Priestertum aus Taufe und Firmung und Priestertum des Dienstamtes." 

Die Sakramentalität der Kirche sei das verbindende Wesen, "weil die Kirche Leib Christi mit vielen Gliedern ist", so Hanke. Aus seiner Sicht wolle die Instruktion "die Pfarrgemeinden und uns alle" einladen, vom Verbindenden auszugehen, um so gemeinsame Wege der Evangelisierung zu gehen, "die die Kirche vor Ort als Sakrament, als Zeichen und Werkzeug der Vereinigung erfahrbar machen."

Eigene Strategien und Strukturen dürfen nicht im Vordergrund stehen

Die Menschen zu erreichen und ihnen nahe zu sein gehöre zum missionarischen Auftrag der Kirche. Dabei dürften aber nicht eigene Strategien und Strukturen im Vordergrund stehen. Erneuerung der Kirche ereigne sich durch Männer und Frauen, die sich vom Geist rufen lassen, in einem Netz zwischenmenschlicher Beziehungen, so Hanke.  

Vor der Gliederung in Ämter, Dienste und somit verschiedene Rollen stehe die gemeinsame Berufung in das Volk Gottes, sagte der Eichstätter Bischof. Aus seiner Sicht folge das Dokument damit ganz der Linie von Papst Franziskus"Es geht im Dokument um die Sendung des Volkes Gottes in die Evangelisierung, konkretisiert für die Pfarrei", so Hanke. Die Instruktion biete damit "viele wertvolle Impulse" für einen missionarischen Aufbruch der Pfarrgemeinden. "Das Dokument ermutigt und unterstützt alle, die bereits solche Wege eingeschlagen haben." 

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Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße äußerte sich am Dienstag auf Facebook zur Vatikan-Instruktion. Er sei überzeugt, der eingeschlagene Weg des Erneuerungsprozesses sei der richtige. "Wir werden auch weiterhin gemeinsam missionarisch für unsere Kirche im Norden unterwegs sein", so Heße.

Diskussionen seit Veröffentlichung

Am Montag der vergangenen Woche hatte die vatikanische Kleruskongregation die Instruktion "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" veröffentlicht. Sie besagt unter anderem, dass Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen sind. Auch Teams aus Geweihten und Nicht-Geweihten sind demnach nicht zulässig. Stattdessen wir die Rolle des Pfarrers betont. Zahlreiche Kirchenvertreter und Theologen aus Deutschland kritisierten das Papier als rückwärtsgewandt. Scharfe Kritik gab es von den Bischöfen Franz-Josef Bode (Osnabrück), Peter Kohlgraf (Mainz) und Franz-Josef Overbeck (Essen). 

Auch Bambergs Erzbischof Ludwig Schicksagte, die Instruktion bringe für die Kirche und ihren missionarischen Auftrag "mehr Schaden als Nutzen" und nannte das Papier theologisch defizitär. Bischof Gebhard Fürstkündigte an, am Rottenburg-Stuttgarter Leitungsmodell festhalten zu wollen. Auch Erzbischof Stephan Burgersagte, er wolle trotz des Vatikan-Dokuments an der Pfarreireform im Erzbistum Freiburg festhalten. Bischof Franz Jungsagte, er vermisse im Dokument innovative Ansätze. Bischof Stephan Ackermannbedauerte, die Instruktion schränke die Eigenverantwortung von Bischöfen und Diözesen ein. Münchens Kardinal Reinhard Marx forderte ein stärkeres Aufeinanderhören in der Kirche. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige bezeichnete die Instruktion als "wirklichkeitsfern". 

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hingegen lobte die Instruktion und untermauerte seine Haltung noch einmal am Freitag in einem Gastbeitrag für katholisch.de. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier fand positive Worte und betonte, seine Diözese könne mit der neuen Vatikan-Instruktion "gut leben". Zuletzt schrieb auch der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper, dass er dem Dokument Positives abgewinnen könne. (cbr)