Anne Soupa schlägt Einrichtung von Online-Diözesen "in Lyon, Bordeaux oder Köln" vor

Bischofsbewerberin für Lyon: Empathie wichtiger als Kompetenzen

Veröffentlicht am 02.08.2020 um 15:52 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Im Mai hatte sich die französische Journalistin und Theologin Anne Soupa um den Stuhl des Erzbischofs von Lyon beworben. Nun zieht die selbsternannte Bischofskandidatin ein Zwischenfazit ihrer Bewerbung.

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Die Bewerberin für den Erzbischofsstuhl von Lyon, Anne Soupa, hat Empathie und menschliche Wärme in den Mittelpunkt ihrer Kandidatur gerückt. Sie seien in der gegenwärtigen Situation wichtiger als andere Kompetenzen, die es auch zur Leitung einer Diözese brauche, sagte Soupa bei einer internationalen Zoom-Konferenz am Samstag. Das Erzbistum Lyon habe zuletzt viel unter den Skandalen sexuellen Missbrauchs und klerikaler Abschottung gelitten. Es gelte zu beweisen, dass nicht nur Männer die Frohe Botschaft Jesu auf hohem Niveau verkünden könnten.

Als konkrete Idee für eine Beendigung des Patriarchats in der Kirche forderte Soupa die Frauen in der Weltkirche auf, bei der Vakanz von Bischofsstühlen eigene Kandidatenlisten nach Rom zu schicken. "Niemand kann uns daran hindern", so die Theologin. Als eine weitere mögliche Initiative brachte die 73-Jährige die Einrichtung von Online-Diözesen "in Lyon, Bordeaux oder Köln" oder auch in anderen Weltregionen wie Brasilien oder Asien zur Sprache, um dort "das Evangelium zu verkünden".

Zum Vorschlag, den Ortsbischof wie in der Antike aus der Gemeinde heraus selbst zu wählen, sagte Soupa, die Gemeinde müsse auf jeden Fall beteiligt sein. Denkbar wäre nach ihren Worten auch, dass die Gemeinde eine Kandidatenliste zur Auswahl nach Rom schicke oder der Vatikan der Gemeinde eine Dreierliste zur Abstimmung vorlege.

Soupa ermunterte die Frauen, in der Kirche zu bleiben und ihre Stimme zu erheben, wo es um Missstände und um ihre Rechte gehe. Sie sollten "weder gehen noch schweigen". Nur wer das tue, verfestige die Strukturen des Patriarchats. Das jüngste Vatikanpapier zur Zukunft der Pfarrgemeinden müsse man "ignorieren", da es versuche, die bestehenden Verhältnisse zu zementieren.

Selbsternannte Bischofskandidatin Soupa: Von "Freude" erfüllt

Soupa hatte sich im Mai um die Nachfolge des zurückgetretenen Lyoner Kardinals Philippe Barbarin beworben und damit international für Aufsehen gesorgt. Ihre erste Zwischenbilanz erfülle sie mit "Freude", sagte sie; Freude über das Gefühl, "dass wir nicht allein sind". Frauen müssten in der Kirche nicht mit einer einzigen Stimme sprechen, aber "mit vielen solidarischen Stimmen".

Die Papstbotschaft in Paris hatte zuletzt mehrere Bewerberinnen auf leitende Kirchenämter kontaktiert. Diese begrüßten den "Prozess des Dialogs"; dies sei "genau, was wir gesucht haben: eine Diskussion über den Platz der Frauen in der Kirche zu eröffnen", zitierte die Zeitung "La Croix" die Katholikin Marie-Automne Thepot. Sieben Frauen hatten am 22. Juli ihre Bewerbungen auf Kirchenämter in Frankreich bei der Nuntiatur abgegeben. In rund 20 der landesweit 92 Bistümer steht in den kommenden zwei Jahren ein Wechsel an der Spitze an.

Soupa sagte am Samstag dazu, auf ihre Eingaben habe in Rom bislang noch niemand reagiert. Vielleicht geschehe dies im Rahmen der Einzelgespräche, zu denen der päpstliche Nuntius in Paris, Erzbischof Celestino Migliore, nun einige Frauen für September eingeladen hat. Die Frauen hatten um ein gemeinsames Treffen mit dem Nuntius gebeten. "Wir wollen nicht in gute und schlechte Aktivistinnen aufgeteilt werden, je nach unserem Lebensweg, unserem theologischen Hintergrund, unserem Familienstand", so Thepot. Sie ist Mitglied des Vereins "Toutes Apotres!" (Alle Apostel!), der vergangene Woche von Frauen verschiedener Organisationen und Generationen gegründet wurde. Man beanspruche den Platz von Maria Magdalena, erklärte Soupa vergangene Woche, die die Gruppe ins Leben gerufen hatte. (rom/KNA)