Bewerberinnen beanspruchen leitende Kirchenämter in Frankreich

Frauen bewerben sich auf Weiheämter – Päpstlicher Nuntius empfängt sie

Veröffentlicht am 31.07.2020 um 09:54 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Sie bewerben sich auf leitende Kirchenämter in Frankreich und haben um ein Gespräch darüber mit der Kirchenleitung gebeten. Diese Bitte wurde nicht ignoriert: Der Päpstliche Nuntius wird sie zu Einzelgesprächen empfangen.

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Die Papstbotschaft in Paris hat die Bewerberinnen auf leitende Kirchenämter kontaktiert. Diese begrüßten den "Prozess des Dialogs"; dies sei "genau, was wir gesucht haben: eine Diskussion über den Platz der Frauen in der Kirche zu eröffnen", zitiert die französische Zeitung "La Croix" die Katholikin Marie-Automne Thepot. Sieben Frauen hatten am 22. Juli ihre Bewerbungen auf Kirchenämter in Frankreich bei der Nuntiatur abgegeben. In rund 20 der landesweit 92 Bistümer steht in den kommenden zwei Jahren ein Wechsel an der Spitze an. Den Termin wählten die Frauen nach eigenen Angaben nicht zufällig: Der 22. Juli ist der Feiertag von Maria Magdalena, die Papst Franziskus auch als "Apostelin der Apostel" bezeichnet.

"Ungeheure Ungerechtigkeit"

"Das Fehlen von Frauen in verantwortlichen Positionen - sei es in der Leitung unserer Pfarreien, unserer Diözesen, im Vatikan oder als geweihte Amtsträgerinnen - ist ein Skandal und steht in Gegensatz zum Zeugnis der Kirche", heißt es in einem von den Frauen am Mittwoch veröffentlichten Manifest. Der Päpstliche Nuntius in Paris, Erzbischof Celestino Migliore, hat nun einige Frauen für September zu Einzelgesprächen eingeladen. Die Frauen hatten um ein gemeinsames Treffen mit dem Nuntius gebeten. "Wir wollen nicht in gute und schlechte Aktivistinnen aufgeteilt werden, je nach unserem Lebensweg, unserem theologischen Hintergrund, unserem Familienstand", so Thepot.

Thepot ist Teil des Vereins "Toutes Apotres!" (Alle Apostel!), der vergangene Woche von Frauen verschiedener Organisationen und Generationen gegründet wurde. Dass Frauen in der Kirche keine leitenden Positionen besetzen könnten, sei eine "ungeheure Ungerechtigkeit", heißt es in dem Manifest weiter. Es sei kein "geringes Problem", sondern schade der gesamten Kirche.

Man beanspruche den Platz von Maria Magdalena, erklärte vergangene Woche die 73-jährige Theologin Anne Soupa, die die Gruppe ins Leben gerufen und sich im Mai auf den Posten als Erzbischöfin von Lyon beworben hatte. Der Posten ist seit dem Rücktritt von Erzbischof Philippe Barbarin im Zusammenhang mit der Affäre um Missbrauchsfälle durch einen Priester im Bistum vakant. "Der Platz der Frauen ist nicht so, wie er im Jahr 2020 sein sollte", so Soupa. "Dass die Kirche Frauen weiter unsichtbar macht, ist ein Skandal." In einer Zeit der Gleichberechtigung könne es so nicht weitergehen, in der tiefen Krise der Kirche müssten nun Türen geöffnet werden: "Dies ist keine Geste gegen die Kirche, sondern für sie." (tmg/KNA)