Deutsche Bistümer geben Soforthilfe für Beirut
Nach der schweren Explosion in Beirut haben einige deutsche Bistümer finanzielle Hilfen für die libanesische Hauptstadt auf den Weg gebracht. Das Bistum Limburg und der Diözesan-Caritasverband stellten 50.000 Euro als Nothilfe für die Opfer der Katastrophe bereit. Das Geld ging an die Caritas im Libanon und soll für die Verteilung von Medikamenten und Lebensmitteln genutzt werden. Zudem rief das Bistum zu weiteren Spenden auf. "Wir alle sollten uns jetzt solidarisch zeigen und die Betroffenen in Beirut unterstützen", betonte der Leiter der Abteilung Weltkirche der Diözese, Winfried Montz, und verwies darauf, dass das Land in den vergangenen Jahren mehr als einer Million Flüchtlingen aus Syrien geholfen habe.
Das Erzbistum Köln rief ebenfalls zur Solidarität mit dem Libanon auf und sagte 100.000 Euro Soforthilfe zu. Die Situation in dem Land sei "so verfahren und so schlimm", wie seit dem dortigen Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 nicht mehr, betonte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Noch 2017 hatte er den maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Rai im Libanon besucht und ihn 2015 in Köln empfangen. Der Patriarch und die anderen Kirchen hätten sich sehr deutlich auf die Seite der Menschen im Libanon gestellt und gesellschaftliche Veränderungen angemahnt.
Münsteraner Generalvikar: Gedanke an Opfer lässt Bistum nicht los
Auch das Bistum Münster stellt 150.000 Euro für Soforthilfen in der libanesischen Hauptstadt zur Verfügung. Die Bilder der Detonation und der verstörten Menschen sowie der Gedanke an die vielen Todesopfer ließen das Bistum nicht kalt, erklärte Generalvikar Klaus Winterkamp am Donnerstag in Münster. Das Geld geht den Angaben zufolge an die katholische Hilfsorganisation Caritas International, die eng mit der Caritas im Libanon zusammenarbeite. Deren Netz an Freiwilligen habe bereits mit Essensausgaben und Aufräumarbeiten begonnen. Derzeit fehlten vor allem Medikamente, hieß es.
Weitere 50.000 Euro stellt das Bistum Mainz zur Verfügung. Das Geld werde über Caritas International den Betroffenen als Soforthilfe zugutekommen, teilte Weihbischof Udo Bentz am Donnerstag mit. Gleichzeitig ruft er die Gläubigen im Bistum zu weiteren Spenden für die Arbeit von Caritas International auf. "Angesichts des schrecklichen Ausmaßes dieser Katastrophe ist es wichtig, unsere Solidarität mit den Einwohnern von Beirut zu zeigen, und mit unserer finanziellen Hilfe einen Beitrag für die Linderung der größten Not zu leisten", so Bentz, der die weltkirchliche Arbeit im Bistum Mainz. Ebenfalls 50.000 Euro für Caritas International beziehungsweise Caritas Libanon stellen die Erzbistümer Paderborn und Bamberg zur Verfügung. In beiden Fällen kommt das Geld aus dem diözesanen Katastrophenfonds.
Die evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stellte 15.000 Euro Soforthilfe für die Near East School of Theology (NEST) bereit, mit der die EKHN seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Die Einrichtung, in der seit 19 Jahren regelmäßig eigene Pfarrer im interreligiösen und interkulturellen Dialog ausgebildet würden, sei durch die Explosion schwer beschädigt worden. "Noch nie wurde NEST so schwer getroffen wie gestern, nicht einmal während der schlimmsten Tage des 15-jährigen Krieges im Libanon", sagte der Präsident der Schule, George Sabra. Glücklicherweise sei aber niemand in dem Gebäude und der Gemeinde verletzt worden.
Weltweit sprachen Kirchenvertreter dem Libanon ihr Mitgefühl aus. Der Vorsitzende der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, erklärte, die katholische Kirche in der EU stehe an der Seite des libanesischen Volkes und auch der vielen Flüchtlinge, die "in Brüderlichkeit von diesem kleinen aber großzügigen Land aufgenommen wurden". Der Libanon spiele "eine Schlüsselrolle für den Frieden im gesamten Mittleren Osten", so der Erzbischof von Luxemburg. Die EU-Bischöfe begrüßten das schnelle Reagieren und die Hilfsangebote europäischer Staaten.
Inzwischen organisieren immer mehr Hilfsorganisationen finanzielle und humanitäre Unterstützung. Caritas International mahnte schnelle und umfangreiche Hilfe an. Das Hilfswerk stellte 100.000 Euro für die Schwesterorganisation im Libanon bereit und sei mit zwei mobilen Teams selbst vor Ort. Es gehe vor allem um medizinische Hilfe für die Verletzten, da die Krankenhäuser überfordert seien, sagte der Leiter der katholischen Hilfsorganisation, Oliver Müller, im rbb-Inforadio (Donnerstag).
Der Malteser Hilfsdienst unterstützt die betroffenen Menschen nach eigenen Angaben ebenfalls mit 100.000 Euro. Zudem seien drei mobile Kliniken aus anderen Regionen des Landes in die Hauptstadt verlegt sowie knapp 200 freiwillige Helfer für Aufräumarbeiten gewonnen worden. "Die Botschaft an die Bevölkerung lautet: Wir sind bei euch, wir lassen euch nach dieser Katastrophe nicht allein, sondern packen mit an", betonte der Malteser-Länderkoordinator für den Libanon, Clemens Mirbach.
Die Katastrophenhilfe der Diakonie kündigte an, die Bewohner Beiruts über lokale Partner zu unterstützen. Auch mittelfristig brauche der Libanon Unterstützung, vor allem wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage, von der nicht nur Libanesen, sondern auch Millionen syrischer Flüchtlinge betroffen seien, sagte der Kontinentalleiter für Asien des evangelischen Hilfswerks, Michael Frischmuth. "Der Libanon hat sich seit dem Ausbruch des Krieges im Nachbarland solidarisch gezeigt - ebenso muss die Weltgemeinschaft nun Solidarität mit dem Libanon zeigen."
Maronitische Bischöfe rufen Tag für Fasten und Gebet aus
Unterdessen riefen die maronitischen Bischöfe im Libanon für Samstag (8. August) einen Tag für Fasten, Gebet und Umkehr aus. Er gelte den Opfern und ihren Familien, der Genesung der Verletzten sowie dem medizinischen Personal und den Sicherheitskräften. Der Patriarch von Babylon, Louis Raphael I. Sako, hielt die Gläubigen dazu an, dem Gebetsausruf zu folgen. Die Kirche im Libanon brauche nun Solidarität, erklärte der Bischof der mit Rom unierten chaldäische Kirche in Bagdad.
Durch die Detonation am Hafen von Beirut am Dienstagabend starben nach derzeitigen Angaben mindestens 137 Menschen; rund 5.000 wurden verletzt. In den von der Druckwelle zerstörten Häusern wurden geschätzt rund 300.000 Einwohner obdachlos. Die genaue Ursache der Explosion ist weiter unklar. Medienberichten zufolge sollen rund 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat in einer ungesicherten Lagerhalle Feuer gefangen haben und explodiert sein. Die Stadt wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Bereits am Mittwoch rief Papst Franziskus die internationale Gemeinschaft zu Gebet und Unterstützung für den Libanon auf. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wandte sich mit einem Kondolenzschreiben an den maronitischen Patriarchen, Kardinal Béchara Boutros Raï, und drückte darin seine Bestürzung und sein Mitgefühl aus. (mal/KNA)
7.8., 12:30 Uhr: ergänzt um Bistum Mainz; 13:25 Uhr: ergänzt um Erzbistümer Paderborn und Bamberg