Priester und Menschenrechtsaktivist war im Alter von 87 Jahren verstorben

Öffentlichkeit nimmt Abschied von Pro-Asyl-Mitbegründer Leuninger

Veröffentlicht am 07.08.2020 um 15:44 Uhr – Lesedauer: 

Limburg ‐ Vergangene Woche starb Herbert Leuninger, Priester und einer der prominentesten Verteidiger der Rechte von Asylbewerbern in Deutschland. Beim Trauergottesdienst an diesem Freitag im Limburger Dom würdigten Weggefährten seine Verdienste.

  • Teilen:

Mit einem Trauergottesdienst im Limburger Dom haben am Freitag Weggefährten und die Öffentlichkeit Abschied von Herbert Leuninger genommen. Der Mitbegründer und langjährige Sprecher der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl war am 28. Juli im Alter von 87 Jahren in Limburg gestorben.

Leuninger – ein katholischer Priester – war einer der prominentesten Verteidiger der Rechte von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Deutschland. Im Jahr 1991 erhielt er für sein Engagement die Wilhelm-Leuschner-Medaille, die höchste Auszeichnung des Landes Hessen.

"Katholische Stimme für Migranten und Flüchtlinge in Deutschland"

Jürgen Micksch, ebenfalls Mitbegründer von Pro Asyl, betonte in seiner Trauerrede, Leuninger habe sein Leben den Menschenrechten und den Armen gewidmet. "Er war die katholische Stimme für Migranten und Flüchtlinge in Deutschland", sagte Micksch und fügte hinzu: "Wenn ich an Heilige denke – Herbert war für mich einer." Leuningers beispielhaftes Engagement werde weiter wirken, betonte Micksch, der Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus ist. Es sei auch Leuningers jahrelangem Einsatz zu verdanken, dass 2015 in Deutschland von einer "Willkommenskultur" für Flüchtlinge habe gesprochen werden können.

Der ehemalige Limburger Domdekan Günther Geis sagte in seiner Predigt, Leuninger sei "zeitlebens ein unbequemer Mahner" und ein "Anwalt von Minderheiten" gewesen. Er habe sich mit Entschlossenheit für Asylbewerber eingesetzt. "Mit Hartnäckigkeit und Widerstandskraft agierte er gegenüber politischen und kirchlichen Funktionsträgern, oft als Akteur zwischen den Fronten."

Herbert Leuninger
Bild: ©picture-alliance/dpa/Thelen (Archivbild)

Der Priester Herbert Leuninger war einer der Mitbegründer von Pro Asyl. Er starb am 28. Juli im Alter von 87 Jahren.

Leuninger arbeitete auch als Migrationsreferent des Bistums Limburg. 1986 gründete er mit anderen Pro Asyl und wurde erster Sprecher der Organisation. Von 1994 bis 1998 war er Europa-Referent der Arbeitsgemeinschaft für Geflüchtete.

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) erklärte: "Herbert Leuninger war radikaler Humanist und unbeugsamer Demokrat. Er war streitbarer Schützer unserer Verfassung, als andere das Grundrecht auf Asyl malträtierten." Für sie sei Leuninger "immer mahnendes Vorbild" gewesen.

Impulsgeber für kirchliche "Migrationspolitik"

Die Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA) zur Interkulturellen Woche, Gabriele Erpenbeck und Klaus Barwig, von 2001 bis 2011 in der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, erklärten gemeinsam: "Die christlichen Kirchen im Land haben Herbert Leuninger viel zu verdanken: Als Ausländerreferent der Diözese Limburg war er in den ersten Jahrzehnten der Anwerbung und Beschäftigung von 'Gastarbeitern' wesentlicher Impulsgeber für die Leitplanken einer kirchlichen 'Migrationspolitik'."

Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt bezeichnete Leuninger als "einen meiner politischen Väter". Burkhardt sagte: "Er vermittelte uns in oft aussichtslosen Situationen, dass wir als Menschenrechtsaktivisten nie aufgeben und nie die Hoffnung verlieren dürfen." Im Anschluss an den Trauergottesdienst war die Beisetzung am Städtischen Hauptfriedhof vorgesehen. (KNA)