Kärntner Bischof seit einem halben Jahr im Amt

Bischof Marketz: Müssen auch Laien in Pfarreileitung integrieren

Veröffentlicht am 21.08.2020 um 13:03 Uhr – Lesedauer: 

Klagenfurt ‐ "Unsere Zeit braucht neue Antworten", findet der Kärntner Bischof Josef Marketz. Er steht einer Lockerung des Zölibats und dem Diakonat der Frau positiv gegenüber – um in solchen Fragen selbst als "Revoluzzer" aufzutreten, fühle er sich aber zu alt.

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Der Kärntner Bischof Josef Marketz sieht die Vatikan-Instruktion zur Pfarreireform kritisch. "Wir haben 336 Pfarren und nicht einmal die halbe Zahl an Priestern. Wir müssen also auch Laien in die Leitung der Pfarre integrieren. Wir werden Wege finden, um das umzusetzen", sagte der Oberhirte der Diözese Gurk-Klagenfurt der österreichischen "Kleinen Zeitung" am Donnerstag. "So gern wir Traditionen haben: Unsere Zeit braucht neue Antworten." 

Sein Anspruch sei es, "dass wir als Kirche missionarisch sind, dass wir wachsen, dass jeder ein gutes Gefühl hat, in dieser Kirche zu sein." Als Bischof habe man heute zwei große Aufgaben, so MarketzMan solle in der Nachfolge Christi als Hirte vorausgehen und die Menschen für einen positiven Weg begeistern. Gleichzeitig sei der Oberhirte Führungspersönlichkeit, müsse Personalmanagement betreiben und sich wirtschaftlich auskennen.  

Marketz äußerte sich auch zum Thema Zölibat und Diakonat der Frau. Er werde "froh sein, wenn Frauen in solche Ämter kommen", so der Bischof. Der Zölibat habe über Jahrhunderte Vielen Positives gebracht, stelle den älteren und einsamen Priestern allerdings neue Fragen. Er hätte nichts dagegen, so Marketz, "wenn Priester mit Familie ihren Dienst tun dürfen."

Zu alt, um "als großer Revoluzzer aufzutreten"

Selbst durchsetzen könne er solche Dinge aber nicht. "Ich fühle mich mit 65 zu alt, um in diesen weltkirchlichen Fragen als großer Revoluzzer aufzutreten, wo doch die Seelsorge für die Zukunft in Kärnten meine ganze Energie braucht.Diese Zukunft könne er aber nur mit dem Kirchenvolk gemeinsam gestalten, betonte der Bischof: "Wir wollen alle Gremien, ob Diözesanrat, Konsistorium, Priester- oder Wirtschaftsrat beleuchten und eruieren, wie wir in die Zukunft gehen wollen." 

Marketz hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach zum Thema Zölibat geäußert. Zunächst hatte er sich für eine Lockerung des Zölibats ausgesprochen, um später wieder öffentlich zurückzurudern. Eine Freistellung des Zölibats würde zu mehr Priesterberufungen und weniger Einsamkeit unter Priestern führen, so der Bischof. Später betonte er ausdrücklich die große Bedeutung des priesterlichen Zölibats, der sich an der Lebensform Jesu orientiere.  

Josef Marketz war am 2. Februar zum Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt geweiht worden. Er folgte damit auf Alois Schwarz, der 2018 nach Sankt Pölten gewechselt war. Der Wechsel war von Konflikten in der Kärntner Kirche begleitet worden. Schwarz werden Verfehlungen im wirtschaftlichen Bereich, aber auch in der persönlichen Lebensführung vorgeworfen, was der Bischof stets zurückwies. Zur Klärung ordnete Papst Franziskus eine Visitation der Diözese an. (cbr)