Neue Dachreiter für Kirche aus dem 12. Jahrhundert

Figuren aus Narnia-Chroniken ersetzen mittelalterliche Skulpturen

Veröffentlicht am 21.08.2020 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 

Beverley ‐ Normalerweise schmücken Heiligenfiguren Kirchen – in der Pfarrkirche von Beverley im Nordosten Englands gibt es bald eine kreative Alternative: Figuren aus der Kinderbuchreihe der Narnia-Chroniken – diese Woche wurden sie eingeweiht.

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In der anglikanischen Pfarrkirche St. Mary's in Beverley (Diözese York) werden künftig Statuen mit den Figuren aus der Jugendbuchserie "Die Chroniken von Narnia" zu sehen sein. Wie die Pfarrei mitteilt, wurden die 14 Steinfiguren Anfang der Woche von Weihbischöfin Alison White gesegnet. Die Gemeinde hatte die Statuen für ihre Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert in Auftrag gegeben, um verwitterte mittelalterliche Schnitzereien an der Außenwand zu ersetzen. "Wir haben keinerlei Darstellungen, aus denen hervorging, wie es dort vorher aussah", erläutert der Leiter der auf zehn Jahre angelegten Renovierung der Pfarrkirche, Roland Deller, gegenüber dem "Guardian": "Wir konnten daher die ursprünglichen Schnitzereien nicht rekonstruieren". Daher habe man sich entschieden, etwas völlig Neues in Auftrag zu geben.

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Bei einem Kunstwettbewerb wurde eine Zeichnung von Tumnus, dem Faun aus der Narnia-Serie eingereicht. So sei die Idee entstanden, die neuen Figuren auf den Charakteren der Kinderserie basieren zu lassen. Neben dem Faun Tumnus werden etwa der Löwe Aslan, die Weiße Hexe und der Zentaur Glenstorm dargestellt – insgesamt 14 Figuren aus den Büchern des englischen Schriftstellers C.S. Lewis. Die Narnia-Chroniken gehören nicht nur in England zu den beliebtesten Kinder- und Jugendbüchern. In ihnen geht es um die fiktive Welt Narnia, in die während des Zweiten Weltkriegs vier Geschwister durch einen geheimen Eingang in einem Wandschrank gelangen und dort Abenteuer erleben.

Christliche Allegorien im Kinderbuch

Die neuen Skulpturen sind den Sommer über in Beverley zu sehen, bevor sie im Herbst in 15 Metern Höhe auf dem Dach installiert werden. Die Pfarrerin der Gemeinde verweist auf den zeitlosen Charakter der Geschichte, aus der die Figuren entnommen wurden. "Die Erzählung ist auch heute noch aktuell. Unsere Kinder sind zwar in einem ganz anderen Lockdown als die Kinder in der Geschichte während des Krieges. Aber auch sie brauchen Phantasie und Hoffnung." Die Narnia-Bücher seien nicht nur Kinderbücher: "Sie enthalten großartige Wahrheiten, die Christen heute helfen können, den eigenen Glauben und unser Gottesbild zu reflektieren."

Der Anglikaner Lewis verwendet in den zwischen 1939 und 1954 erschienenen Büchern neben Anleihen aus der antiken Mythologie und bei Märchen viele christliche Motive. So gilt der Löwe Aslan, der die Welt erschaffen hat und später stirbt und wieder aufersteht, als Allegorie auf den christlichen Gott. Der ursprünglich atheistische Lewis bekehrte sich nach Gesprächen mit dem Herrn-der-Ringe-Autor J. R. R. Tolkien zum Christentum. Später kam es allerdings zu einem Zerwürfnis, als Tolkien die christlichen Motive in der Narnia-Reihe als zu plump bezeichnete. (fxn)