Sozialpfarrer: Müssen Lobby für jene sein, die keine Lobby haben

Kossen fordert von Kirche mehr Engagement gegen soziale Missstände

Veröffentlicht am 22.08.2020 um 13:21 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ "Wir müssen uns als Kirche einsetzen für jene, die keine Lobby haben und am Rande stehen": Der bekannte Sozialpfarrer Peter Kossen hat an katholische Geistliche und Laien appelliert, stärker gegen soziale Missstände einzutreten.

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Der katholische Sozialpfarrer Peter Kossen appelliert an katholische Geistliche und Laien, stärker gegen soziale Missstände einzutreten. "Wir müssen uns als Kirche einsetzen für jene, die keine Lobby haben und am Rande stehen", sagte er am Samstag in einem Interview der Deutschen Welle. "Diese Solidarität mit Menschen am Rand ist etwas, das uns die Gesellschaft noch zutraut und das sie auch von Kirchenleuten erwartet." Dies gelte bei aller Kritik an und aller Infragestellung von Kirche, die es heute gebe. Dass Kirchenleute Lobby seien für jene, die keine Lobby hätten, sei "Kernbereich von Kirche, das ist die DNA des Christlichen".

Kossen, der am Sonntag von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) den Verdienstorden des Landes verliehen bekommt, ist als Kämpfer gegen menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen sowie für Menschenwürde und Gerechtigkeit bekannt. Zuletzt hatte er sich vernehmbar in die Debatte um die Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischindustrie eingebracht.

Wehklagen der Fleischindustrie ist "blanker Unsinn"

In dem Interview pochte Kossen nun erneut auf gesetzliche Regelungen. In der Branche sei zwar einiges in Bewegung geraten. Nun gebe es aber "das Wehklagen der Fleischindustrie, dass demnächst alles wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sei". Dies halte er "für blanken Unsinn". Zugleich beklagte der Geistliche, dass sich die angeprangerte Wohnsituation der Arbeiter, die häufig aus osteuropäischen Ländern stammen, nur langsam ändere.

Das Bundeskabinett hatte Ende Juli nach mehreren Corona-Ausbrüchen in Schlachthöfen ein Gesetz zur Regulierung der Fleischindustrie auf den Weg gebracht. Es sieht unter anderem bundesweit einheitliche Regeln zur Kontrolle der Betriebe und zur Unterbringung der Beschäftigten vor. Auch sollen Werkverträge und Zeitarbeit in den Kernbereichen der Unternehmen verboten werden. Das Gesetz muss noch vom Bundestag beschlossen werden. (KNA)