Sozialenzyklika über "menschliche Brüderlichkeit" erwartet

Medienberichte: Enzyklika von Papst Franziskus steht unmittelbar bevor

Veröffentlicht am 28.08.2020 um 10:50 Uhr – Lesedauer: 

Rieti ‐ Die dritte Enzyklika von Papst Franziskus könnte bald erscheinen: In einem Nebensatz hat ein italienischer Bischof das Dokument versehentlich angekündigt – und auch schon einen Ausblick auf den Inhalt gegeben.

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Noch in diesem Jahr könnte die dritte Enzyklika von Papst Franziskus zur Brüderlichkeit unter den Menschen erscheinen. Italienischen Medienberichten zufolge kündigte das der Bischof von Rieti, Domenico Pompili, am Mittwoch in einer Rede anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten der Franziskaner an. Wörtlich sagte er laut dem franziskanischen Portal ilCattolico: "Bald wird der Papst selbst eine Enzyklika zum Thema der menschlichen Brüderlichkeit herausgeben." Der Vatikan hat die Ankündigung bisher nicht bestätigt. Die Enzyklika könnte im Vorfeld des Wirtschaftskongresses zum Thema Nachhaltigkeit "The Economy of Francesco" im November in Assisi erscheinen. Denkbar wäre daher der 4. Oktober, der Gedenktag Franz von Assisis. Der Heilige ist mit der Achtung der Schöpfung und interreligiösem Dialog verbunden. Zuvor könnte der Papst am 15. September eine Botschaft an die Generalversammlung der Vereinten Nationen anlässlich deren 75-jährigen Bestehens richten.

Als Sozialenzyklika könnte sich das Schreiben verschiedenen Medienberichten zufolge mit der Welt nach der Covid-Pandemie, der Bewahrung der Schöpfung sowie Frieden und Zusammenleben verschiedener Religionen befassen. Darauf deutet auch ein am Donnerstag veröffentlichtet Interview mit dem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hin. In dem im Magazin des italienischen Wirtschafts- und Sozial-Thinktanks Riparte L'Italia erschienenen Gespräch betont Parolin, dass die Pandemie "sowohl unsere gegenseitige Abhängigkeit als auch unsere gemeinsame Schwäche und gemeinsame Zerbrechlichkeit offenbart" habe. Derartige wechselseitige Abhängigkeiten seien auch in früheren Sozialenzykliken Thema gewesen und für die Sozialverkündigung von Papst Franziskus zentral.

Dritte Enzyklika von Papst Franziskus

Die Bewältigung der Corona-Krise sei nur gemeinsam möglich: "Heute sind wir mit einer technologischen, sozialen und politischen Interdependenz konfrontiert, die dringend eine Solidaritätsethik erfordert", so der Kardinal. Parolin wies dabei auf das aus den Bantu-Sprachen stammende Konzept des "Ubuntu" hin, das sich als "Menschlichkeit" oder "Gemeinsinn" übersetzen lässt: "Ich bin, was ich bin, aufgrund dessen, was wir alle sind", erläuterte der Kardinal.

Sollten sich die Andeutungen bewahrheiten, wäre die Enzyklika die dritte in der Amtszeit von Papst Franziskus. 2013 veröffentlichte er zu Beginn seines Pontifikats "Lumen fidei" über den Glauben. Seine Antrittsenzyklika wird aufgrund der Vorarbeiten seines Vorgängers Papst Benedikt XVI. auch "Lehrschreiben der vier Hände" genannt. 2015 erschien die Umweltenzyklika "Laudato si'". Das Schreiben mit dem Untertitel "Über die Sorge für das gemeinsame Haus" befasste sich mit Umwelt- und Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit und Schöpfungsverantwortung. (fxn)