Katholische Bischöfe wollen Reformationsgedenken 2017 als Christusfest und mit Aufarbeitung

Was wird da gefeiert?

Veröffentlicht am 24.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Was wird da gefeiert?
Bild: © KNA
Vollversammlung

Fulda ‐ Die Evangelische Kirche wird 2017 den 500. Jahrestag der Reformation feiern. Auch die katholische Kirche möchte zu diesem Jubiläum etwas beitragen. Nur was? Schließlich hat die Reformation zur Spaltung der Christenheit geführt. Und wie der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Gerhard Feige, sagt, zu Glaubenskriegen, Flucht, und schmerzlichen Konflikten - "und zuweilen noch heute zu gegenseitigem Misstrauen und Verletzungen".

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Feige stellte am Dienstag bei der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda einige Projekte und Wünsche der katholischen Kirche vor. Nachdem die Lutherdekade 2008 nach Feiges Worten als Feier der Protestanten begann, mehrten sich bald die Stimmen , die das Gedenkjahr 2017 ökumenisch begehen wollten. Vier Jahre vor dem Termin bestehe noch die offene Frage über den Charakter der Feiern: "Was wird da gefeiert? Die Kirchenspaltung ist jedenfalls kein Grund zur Freude", so der Bischof. Dies werde auch in dem gemeinsamen Papier "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" des päpstlichen Einheitsrats und des Lutherischen Weltbunds betont. Feige plädiert dafür, nicht "Reformationsjubiläum" zu sagen, sondern "Reformationsgedenken", so wie auch der 31. Oktober in der lutherischen Tradition heißt - jener Tag, an dem Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Stadtkirche genagelt bezwiehungsweise zur Disputation an Freunde geschickt haben soll.

Ökumenischer Kommentar zu 95 Thesen

Ein gemeinsames Zugehen auf das 500-Jahr-Gedenken werde der katholischen Kirche im Kernland der Reformation dadurch erschwert, dass der Reformator Martin Luther (1483-1546) mythologisiert und touristisch vermarktet werde. Außerdem werde die Reformationsgeschichte tendenziell als reine Erfolgsgeschichte beschrieben, sagte Feige. Dies – so Wolfgang Thönissen vom Johann-Adam-Möller-Institut für Ökumenik – geschehe teilweise auch in wissenschaftlichen Publikationen. Deshalb arbeitet jetzt erstmals eine internationale Forschergruppe an einer ökumenischen Kommentierung der 95 Ablassthesen Martin Luthers, teilte der Leiter des Paderborner Instituts mit. Kleine, konfessionell paritätisch besetzte Gruppen träfen sich jährlich zu einer Konferenz, um die Ergebnisse ihrer Forschungen vorzulegen und zu diskutieren.

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Video: © Schortemeyer, Tesoro, Lukassek

Ökumene-Bischof Gerhard Feige und Ökumene-Experte Wolfgang Thönissen erläutern die Schwierigkeiten mit dem Reformationsgedenken 2017

Weiter bereitet das Institut ein ökumenisches Buch mit dem Arbeitstitel "Was glauben wir als Christen?" vor und wird in einem Jahr im Augustinerkloster in Erfurt ein Symposion für Lutherforscher mit dem Titel "Katholizität und Reform. Luther: Wurzeln – Wege – Wirkungen" mitausrichten. Von Seiten der Bischofskonferenz sind eine ökumenische Pilgerreise nach Israel –zum Ursprung des christlichen Glaubens – angedacht und am 21. November 2014 Gottesdienste mit ökumenischen Gesprächspartnern in allen Kathedralkirchen.

Zudem möchte der Kontaktgesprächskreis von DBK und EKD 2015 einen gemeinsamen Bibelkongress durchführen. Über die unterschiedlichen Zugänge zur Bibel ließe sich die Ökumene auf mehr als nur katholisch und lutherisch ausweiten, sagte der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) betonte, dass auch die Stimmen der Freikirchen, der Orthodoxie, der Alt-Katholiken und der Anglikaner zu Wort kommen müssten.

Keinen Druck bei gemeinsamen Abendmahl erzeugen

Der katholische Ökumene-Bischof Feige hat noch zwei weitere Wünsche an die evangelische Kirche im Hinblick auf ein gemeinsames Gedenken: Zum einen dürfe mit Hinblick auf das Datum 2017 kein Druck erzeugt werden, dass bis dahin ein gemeinsames Abendmahl möglich sein müsse. Diese Forderung sei unrealistisch, das Thema an sich sei jedoch wichtig und werde weiter behandelt. Zum anderen schlug er vor, das Gedenkjahr als ein gemeinsames "Christusfest" von Protestanten und Katholiken zu feiern. Dies böte Christen in Deutschland über konfessionelle Grenzen hinweg die Chance, sich gemeinsam darauf zu besinnen, wer Jesus Christus für sie sei, und wie sie dies in überzeugender Weise vermitteln könnten. Einen Verbündeten für diesen Vorschlag findet Feige sicher im Vorsitzenden des Rates der EKD, Nikolaus Schneider: Dieser hat im Zusammenhang mit 2017 von einem "Christusjubiläum" gesprochen, das gefeiert werden sollte.

Von Agathe Lukassek