Zeitung: Keine Hinweise auf Zunahme von Angriffen auf deutsche Kirchen
Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gibt es in Deutschland keine Hinweise auf eine Zunahme von Angriffen auf Kirchen - anders als etwa in Frankreich und in den USA. In Deutschland und auch Österreich gebe es "keine statistischen Auffälligkeiten und auch keine Sprünge in den Schadensfällen", sagte Lutz Dettmer vom Versicherungsdienst "Ecclesia" der Zeitung am Montag. Dettmer zählt dem Bericht zufolge fast alle evangelischen Kirchen sowie eine große Zahl katholischer Kirchen zu seinen Kunden.
Auch in Deutschland gebe es jedoch Angriffe, berichtet die Zeitung weiter. Als Beispiele nennt sie unter anderem die Attacke vom Sonntag auf einen Priester in einer katholischen Kirche in Berlin sowie Fälle von Vandalismus und Aufbrüche von Opferstöcken. Er beobachte, so Dettmer, dass es weniger Schadensfälle gebe in Regionen mit höherer Kirchenbindung: "Wo die Einwohner kirchenferner sind wie in Ostdeutschland, verzeichnen wir mehr Fälle."
Kaum verlässlichen Zahlen
Wie verbreitet Übergriffe auf Kirchen in Deutschland tatsächlich sind, lässt sich nach Angaben der Zeitung allerdings kaum verlässlich beziffern. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zum Beispiel verfüge nicht über bundesweite Zahlen und wisse auch nichts von Landeskirchen, die entsprechende Statistiken führen. Auch die Polizei habe keine bundesweiten Zahlen. In Nordrhein-Westfalen werde die "Tatörtlichkeit Kirche" seit zwei Jahren gesondert in der Statistik des Landeskriminalamts geführt. Die Zahl der Kirchendiebstähle habe hier 2018 bei 795 und 2019 bei 778 Fällen gelegen. Die Zahl der Sachbeschädigungen sei im gleichen Zeitraum von 400 auf 356 zurückgegangen. Zudem sei bekannt, dass die Zahl der Kirchendiebstähle im Zeitraum 2010 bis 2015 im Schnitt bei 720 gelegen habe. Die Aussagekraft solcher Zahlen sei allerdings begrenzt, hieß es.
Am Sonntag hatte ein bislang unbekannter Täter in der Kirche Sankt Joseph in Berlin-Wedding während eines Gottesdienstes den Pfarrer und dessen zu Hilfe eilenden Bruder niedergeschlagen. Beide wurden leicht verletzt, der Täter konnte fliehen. Die Hintergründe der Tat ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt. Ein international prominenter Fall von Kirchen-Angriffen war zuletzt im Juli der Brand der Kathedrale im französischen Nantes. Ein 39-jähriger Brandstifter hatte in der gotischen Kirche Feuer gelegt. Die Orgel mit ihren rund 5.500 Pfeifen wurde dabei zerstört, ebenso ein großes Tafelgemälde des Malers Hippolyte Flandrin aus dem 19. Jahrhundert. (tmg/KNA)