Bischof Gerber: Hätte klares Zeichen der Ermutigung aus Rom gebraucht
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber hat die Pfarreien-Instruktion aus dem Vatikan kritisiert. Es hätte "ein klares Zeichen der Ermutigung aus Rom gebraucht", schrieb der Oberhirte in einem auf Donnerstag datierten Brief an die Kleriker, pastoralen Mitarbeiter und verantwortlichen Ehrenamtlichen seiner Diözese. Das Schreiben der Kleruskongregation habe "in weiten Kreisen unseres Bistums für Ärger, Enttäuschung und Frustration gesorgt", so Gerber. "Manch alte Wunde ist dabei aufgebrochen." Viele Verantwortliche in den Gemeinden fragten sich, ob die bisherigen Bemühungen um ein gutes "Miteinander von Geweihten und Nichtgeweihten", insbesondere bei "Formen von Leitung und Verantwortung" nun nichtig seien.
Gerber zeigte sich zudem davon irritiert, dass bischöfliche Mitglieder der Kongregation "nicht in die Erarbeitung des Textes der Instruktion eingebunden waren". Viele Gläubige fragten sich angesichts fehlender Einbindung, ob ihr Engagement an der kirchlichen Basis im Vatikan überhaupt als relevant "für den weiteren Weg der Kirche" wahrgenommen werde. Dabei sei es für die Wirkung einer Instruktion, die kirchliches Leben fördern wolle, entscheidend, ob die Adressaten merkten, dass hier "jemand mit unserer Situation Fühlung aufgenommen" habe.
Gerber für Leitungskultur, die Verantwortliche berührt
In seinem Bistum versuche er eine "Leitungskultur" zu pflegen, die davon lebe, dass sich "die jeweils Verantwortlichen ehrlich berühren lassen", so Gerber weiter. Dies schließe nicht aus, "dass auch dort sehr klare Entscheidungen getroffen werden, die absehbar von vielen nicht begeistert aufgenommen werden". Die Pfarreien-Instruktion mit dem Titel "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche" war im Juli von der Kleruskongregation veröffentlicht worden. Das Schreiben betont die Leitungsrolle des Pfarrers und besagt unter anderem, dass Laien von der Gemeindeleitung ausgeschlossen sind.
Die große Mehrheit der deutschen Bischöfe übte Kritik an dem Papier und bezeichnete es unter anderem als realitätsfremd. Einige Oberhirten lobten die Instruktion wegen ihrer missionarischen Stoßrichtung. Der Präfekt der Kongregation, Kardinal Beniamino Stella, hatte den deutschen Bischöfen nach ihrer Kritik ein klärendes Gespräch angeboten, das der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, annahm. Er machte zugleich den Vorschlag, dass auch Vertreter der deutschen Laien teilnehmen dürften. (rom)