Antike Fliesen in Kirche entdeckt – "Bares für Rares" konnte helfen
Dass man bei der Renovierung solch einen Schatz findet, hätte in der St.-Magnus-Kirche im westfälischen Everswinkel (Bistum Münster) wohl keiner gedacht. Seit Anfang des Jahres wird die Kirche auf Vordermann gebracht. Im Chorraum offenbarten sich überraschend historische Fliesen. Bildhafte Darstellungen, ein Adler und das Fragment eines Löwen befanden sich in den Ecken. Zunächst gingen die Everswinkeler davon aus, es handele sich um Symbole der Evangelisten; "aber Recherchen haben ergeben, dass sich die Bilder auf die vier klassischen Elemente beziehen", berichtet Heinz Kemker, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender: Der Adler symbolisiert die Luft, der Löwe die Erde, ein Fisch das Wasser und ein Salamander das Feuer.
Bei so einem Schatz war klar: Dieser Fliesenteppich muss mit seinen vier Elementen rekonstruiert werden. Das sollte teuer werden, "aber es war unser Anspruch, um historische Kunst mit ihrer Bedeutung zu bewahren", so Pfarrer Pawel Czarnecki. Mehr als zwei Monate später kam dann doch alles anders: Eine Mitarbeiterin, die um die Schwierigkeiten des Projekts wusste, schaute sich "Bares für Rares" an. In der ZDF-Fernsehsendung schätzt und bewertet ein Experten-Team um Moderator Horst Lichter unter anderem Antiquitäten. Anschließend geht es zu den Händlern, die um die Kostbarkeit eifern. Die Mitarbeiterin sendete den Link zur Sendung an die Pfarrei. Kemker konnte kaum seinen Augen trauen: In der Folge wurde "über genau diese sogenannten Mettlacher Platten beraten". In der Sendung wurde geschätzt, dass die Fliesen etwa aus dem Jahr 1900 stammen.
Große Abstimmungen und Tagungen konnten Corona-bedingt nicht stattfinden. Doch die Zeit drängte; andernfalls würde der Fliesenteppich weiterverkauft. Also schlugen die Everswinkeler zu und nahmen Kontakt mit Händler Thorsden Schlößner auf. "Es gab mehrere Interessenten für den Fliesenteppich, aber als er hörte, dass er den alten Boden unserer St.-Magnus-Kirche komplettieren soll, war er begeistert", so Kemker. Aus dem Fliesenteppich hätte er wesentlich mehr herausholen können, doch er machte "ein unschlagbar günstiges Angebot". "Dank seines Interesses an der Restauration von ehrwürdigen, historischen Gebäuden bekamen wir den Zuschlag", berichtet Pfarrer Czarnecki. 3.000 Euro zahlte die Pfarrgemeinde – statt der erwarteten 20.000 Euro für eine Nachfertigung, und das für Originalfliesen. "Wenn da nicht der Heilige Magnus seine Hände im Spiel hatte", schlussfolgert der Pfarrer sichtlich erfreut.
Ebenso besonders war auch die Art der Beschaffung. Eine Zahlungsanweisung über die Zentralrendantur des Bistums für einen Barvorschuss hätte zu lange gedauert, so Kemker. Kein Problem für die Everswinkeler: Was der Geldautomat, der bis zum Tageslimit ausgereizt wurde, nicht hergab, wurde zusammengeborgt. Mit einem Blumentransporter holte man die Fliesen ab. Jetzt warten sie darauf, verlegt zu werden. Dann ergänzen sie die Originalfragmente zu einem prachtvollen Fliesenteppich.