Theo Paul – Deutschlands dienstältester Generalvikar gibt sein Amt ab
Der Plan war ein anderer. Am 1. Januar 1997 wurde Theo Paul vom damals frisch ernannten Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zum Generalvikar ernannt. Und nur zu gern hätten beide im Gespann auch in den kommenden Jahren die Leitung der Diözese geschultert. Nun aber gibt Deutschlands dienstältester Generalvikar sein Amt nach fast 24 Jahren und im Alter von 66 Jahren auf – aus gesundheitlichen Gründen. Am Sonntag übernimmt der bisherige Personalreferent der Diözese, Ulrich Beckwermert, die Position des wichtigsten Mitarbeiters des Bischofs. Paul wird am selben Tag in einem Gottesdienst im Osnabrücker Dom verabschiedet.
Der scheidende Generalvikar wurde am 27. Dezember 1953 in Bad Laer (Landkreis Osnabrück) geboren. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann machte er sein Abitur und studierte in Frankfurt und Münster Theologie. 1981 wurde er zum Priester geweiht und war anschließend in Meppen, Haren und Lemförde tätig. Bevor Paul das Amt des Generalvikars übernahm, war er Abteilungsleiter im Generalvikariat, Frauenseelsorger und Geistlicher Begleiter der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung.
Ein pastoraler Typ, der Verkündigung und reales Leben verbinden will
Er könne sich noch gut an den Anruf von Bode 1997 erinnern, erzählt Paul. Sein Name hätten wohl andere dem Bischof zugetragen. In seiner Planung sei das Amt des Generalvikars bis dahin "nicht am Horizont" gewesen. "Für mich war das einfach eine Chance und eine Herausforderung, das Bistum neu zu positionieren. Das habe ich gerne angenommen." Das Gestalten liege ihm. Er sei ein pastoraler Typ und habe immer Verkündigung und reales Leben verbinden wollen. "Für mich war es immer ein Anliegen, dass die Kirche in der Gesellschaft präsent bleibt."
Um zu gestalten, übernahm Paul zahlreiche Ämter. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Katholischen Krankenhausverbandes Deutschlands (KKVD), der 400 katholische Klinikstandorte mit etwa 200.000 Mitarbeitern vertritt. Paul liegt besonders Wohl und Würde der Patienten am Herzen – für ihn ein "Kernauftrag" des Christentums. Dabei warnt er immer wieder vor einer verschärften Ökonomisierung und Gewinnmaximierung zulasten der Patienten.
Von 2010 bis 2019 stand Paul dem Verwaltungsrat des Bischöflichen Hilfswerks Misereor vor. Eines seiner großen Anliegen war die Unterstützung ärmerer Länder im Kampf gegen Folgen des Klimawandels. Dieser wirke sich in vielen Ländern, etwa auf den Philippinen, bereits konkret auf das Leben der Menschen, ihre Ernährung sowie familiäre und berufliche Perspektiven aus.
Der scheidende Generalvikar setzte sich auch für Flüchtlinge ein. Als die Bilder der an der griechisch-mazedonischen Grenze bei Idomeni gestrandeten Menschen in den Medien kursierten, holte eine maßgeblich von ihm unterstützte Initiative 50 von ihnen nach Deutschland. Die Irrfahrten der Seenotretter im Mittelmeer geißelte er als "menschenunwürdiges Szenario".
Verwaltungsfachmann und Seelsorger zugleich
Auch der Ökumene gilt Pauls Engagement, wobei er die Zusammenarbeit der Konfessionen oft weiter denkt als andere. So warb er für die "Drei-Religionen-Schule", die 2012 in Osnabrück öffnete. Aus einer katholischen Bekenntnisschule wurde eine Schule der drei abrahamitischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam. 2014 folgte die damals bundesweit erste jüdisch-christliche Kita in der Domstadt.
Bischof Bode weiß, was er an Paul hat. Zum 20. Jahrestag seiner Amtseinführung 2017 dankte er ihm für Treue und Freundschaft. Paul bringe Kompetenzen des Verwaltungsfachmanns und des Seelsorgers zugleich ein. Unter den Gläubigen im Bistum wie unter den Mitarbeitern ist Paul äußerst beliebt. Seine ruhige Art zu sprechen und sein leicht schelmischer Blick sind eine Aufforderung: Erzähl mir von dir. Er wird weiter für die Menschen und das Bistum da sein. Künftig will er unter anderem als Bischofsvikar für die katholischen Krankenhäuser und als Rektor des Priesterseminars tätig sein.
Ganz früher habe er mal vorgehabt, in eine Großstadt zu ziehen, erzählt Paul. "Aber dann bin ich zu der Erkenntnis gekommen, ich bin doch ein Osnabrücker und ich möchte hier bleiben."