Diese Deutschen sind Bischöfe im Ausland
Bischof Lucio Alfert OMI – Paraguay
1941 als Ludger Alfert im münsterländischen Heek geboren, war Alferts Weg in den Orden quasi vorgezeichnet: Als Kind habe ihn bereits der Lebensweg seiner Tante fasziniert, die als Ordensfrau in Brasilien arbeitete. "Wir Kinder sparten für die Missionare", sagte Alfert 2017 in einem Interview mit dem Internetportal "kirche-und-leben.de". Dass er selbst in die Mission gehen wollte, war "schon immer klar". Und so führte sein Weg nach dem Abitur 1964 direkt ins Noviziat bei den Missions-Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, er studierte Theologie und Philosophie. 1972 legte er die Ewige Ordensprofess ab und ging als Missionar nach Paraguay.
Am 24. Januar 1986 wird Alfert zum Apostolischen Vikar von Pilcomayo und zum Titularbischof von Tubyza ernannt, die Bischofsweihe empfängt er am 21. Mai 1986. Seitdem leitet er das Apostolische Vikariat und ist damit der vierte Oblatenmissionar seit der Erhebung der Apostolischen Präfektur Pilcomayo zum Apostolischen Vikariat 1950. Unterstützung bekommt er dabei von einem weiteren deutschen Ordensbruder: Miguel Fritz OMI ist Generalvikar von Pilcomayo. Bischofssitz ist das Städtchen Marical Estigarribia im Nordwesten von Paraguay.
Mit dem Erreichen der Altersgrenzen von 75 Jahren bot Alfert Papst Franziskus in einem Brief seinen Rücktritt an. Angenommen hat der Papst diesen bisher nicht. Freuen kann sich Alferts Nachfolger aber über ein neues Bischofshaus, das zum Teil schon bezogen ist. Seine Büroarbeiten musste der deutsche Bischof vorher nämlich in den Räumen einer nahen Kaserne erledigen.
Bischof Johannes Bahlmann OFM – Brasilien
Ebenfalls aus dem Bistum Münster stammt Bischof Johannes Bahlmann OFM. 1960 im niedersächsischen Visbek geboren, machte er nach der Realschule aber zunächst eine landwirtschaftliche Ausbildung und studierte Agraringenieurwesen. Nach einer Begegnung mit einem Paderborner Franziskanerpater in Brasilien 1983 beschloss der junge Bahlmann, der Ordensgemeinschaft der Franziskaner beizutreten, studierte daraufhin Theologie und Philosophie in Brasilien und unterrichtete selbst später an einem ordenseigenen Kolleg.
1997 wurde der Ordensmann in Visbek zum Priester geweiht und übernahm 2001 die Leitung der Franziskanerprovinz in Sao Paulo. Papst Benedikt XVI. ernannte Bahlmann 2009 zum Prälaten von Óbidos im Nordosten Brasiliens. Die Bischofsweihe empfing er im selben Jahr in Münster. Weil die Territorialprälatur Óbidos 2011 zum Bistum erhoben wurde, wurde Bischof Bahlmann so zum ersten Oberhirten der Diözese.
Das Leben als Bischof in Brasilien sieht anders als in Deutschland aus, sagte Bahlmann in einem Interview. Er habe etwa keinen Fahrer und fahre selbst. "Das einzige, was ich nicht selber mache, ist Schnellboot fahren oder Kleinflugzeuge fliegen", so der Oberhirte. Bei seinen Autofahrten nehme er trotzdem einen Begleiter mit – auch als Schutz. "Man weiß nie, ob man überfallen werden kann."
Der Bischof nahm auch an der Amazonas-Synode in Rom teil. Im Vorfeld sagte er, er könne sich verheiratete Männer als Priester vorstellen. Ein Novum ist Bahlmann als Deutscher Bischof in Óbidos aber nicht: Auch sein Vorgänger, der mittlerweile emeritierte Bischof Martin Lammers OFM, ist Deutscher und stammt genau wie Bahlmann aus dem Bistum Münster.
Weihbischof Adolf Bittschi – Bolivien
Sein priesterliches Wirken verschlug Adolf Bittschi erst später in die weite Welt. 1950 in Ingolstadt geboren, wuchs Bittschi zunächst im Bistum Eichstätt auf. Nach dem Theologiestudium in Eichstätt und Jerusalem empfing er 1977 die Priesterweihe für das Bistum Eichstätt und arbeitete zunächst mehrere Jahre als Kaplan in der Seelsorge. 1983 wechselte er aber als Fidei-Donum-Priester in die Mission nach Bolivien und leitete dort über zwanzig Jahre lang eine Pfarrei im bolivianischen Hochland. Fidei-Donum-Priester werden von ihren Heimatdiözesen entlohnt und normalerweise für eine bestimmte Dauer für seelsorgliche Aufgaben in einem Bistum in einem Entwicklungsland freigestellt.
2008 ernannte Papst Benedikt XVI. Bittschi zum Weihbischof im Erzbistum Sucre in Bolivien. Für den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der Bittschi seit seiner Studienzeit gut kennt, ein Grund zur Freude: "Ich freue mich, dass ein eifriger, pastoral engagierter Priester aus dem Bistum Eichstätt mit dem Bischofsamt betraut wird", sagte er zur Bischofsweihe.
Die Verbundenheit des Weihbischofs mit seiner Heimatdiözese ist aber erhalten geblieben: Beinahe jährlich kommt Bittschi nach Eichstätt, um beispielsweise Firmung zu spenden und auch, um über seine Arbeit in Bolivien zu berichten. Das macht er darüber hinaus im Internet: In einem Blog berichtet der Weihbischof über sein Leben und Wirken in Bolivien.
Seit diesem Jahr hat Bittschi einen Erzbischof, den er in seiner Arbeit unterstützt: Der Bolivianer Ricardo Ernesto Centellas Guzmán ist neuer Oberhirte des Erzbistums Sucre, der 1552 gegründeten und damit ältesten Diözese des Landes.
Erzbischof Georg Gänswein – Vatikan
Er ist vielleicht der bekannteste deutsche Erzbischof, der nicht in Deutschland arbeitet, und wurde bisweilen "George Clooney des Vatikan" genannt: Georg Gänswein. 1956 in Rieden am Wald in Baden-Württemberg geboren, ging er direkt nach dem Abitur ins Priesterseminar und studierte Theologie und Philosophie in Freiburg und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Während seines Studiums arbeitet er auch als Skilehrer im Schwarzwald, um Geld zu verdienen. Gänswein sei ein so guter Skifahrer, "der könnte fast zu Olympia fahren", sagte Ex-Skirennläufer Christian Neureuther.
1984 wurde Gänswein in Freiburg zum Priester geweiht und wechselte zwei Jahre später für ein Kirchenrechts-Studium nach München. Ab 1989 wirkte er auch als Richter am Erzbischöflichen Konsistorium und Metropolitangericht der Erzdiözese. 1994 ernannte der Freiburger Erzbischof Oskar Saier den inzwischen promovierten Gänswein zu seinem persönlichen Referenten. Dort arbeitete er aber nicht lange: 1996 wechselt er nach einem Jahr in der Römischen Gottesdienstkongregation auf Wunsch von Kardinal Joseph Ratzinger in die Kongregation für die Glaubenslehre und wurde 2003 dessen persönlicher Assistent. Seitdem steht Gänswein ihm treu zur Seite.
Nach der Wahl von Ratzinger zum Papst wurde Gänswein zum neuen Privatsekretär. 2012 ernannte Benedikt XVI. ihn zum Titularerzbischof und zum Präfekten des Päpstlichen Hauses – ein Amt, das Gänswein auch unter Franziskus zunächst behielt. Erst im Februar erfolgte überraschend die Beurlaubung – offiziell, um weiter auf seine Aufgabe als Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zu konzentrieren.
Bischof Martin Albert Happe MAfr – Mauretanien
Obwohl sein Bistum flächenmäßig dreimal so groß wie Deutschland ist, leben kaum Katholiken dort: Rund 4.000 Katholiken gibt es in Mauretanien. Seit 1995 ist Martin Albert Happe MAfr Bischof im Bistum Nouakchott, dem einzigen römisch-katholischen Bistum des nordwestafrikanischen Landes.
Schon früh trat der 1954 im münsterländischen Sendenhorst geborene Happe der Ordensgemeinschaft der Afrikamissionare ("Weiße Väter") bei und ging nach seiner Priesterweihe 1973 als Missionar in das Bistum Mopti in Mali. 22 Jahre arbeitete er dort – zuletzt sogar als Apostolischer Administrator–, bis Papst Johannes Paul II. ihn 1995 zum dritten Bischof von Nouakchott ernannte. Jetzt ist er verantwortlich für 12 Priester und etwa 30 Ordensschwestern in seinem Bistum.
Alle Katholiken in Mauretanien kämen aus dem Ausland, sagte Happe in einem Interview. "Wir sind eine Kirche von Migranten für Migranten, aber auch für die armen Mauretanier", so der Bischof. Diese karitative Arbeit habe für die Kirche eine große Bedeutung: "Das ist sehr wichtig für und, dass wir die Mission, die Jesus auf der Erde ausgeführt hat auch dort ausführen, wo Gott uns hingestellt und hingeschickt hat." Die katholische Caritas hat einen guten Ruf in dem Land und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter – überwiegend Muslime.
Bis heute setzt Bischof Happe sich für eine liberalere Grenzpolitik der EU und für Migranten in Mauretanien ein.
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Bischof Reinhold Nann – Peru
Auch in den entlegenen Regionen der peruanischen Anden gibt es einen deutschen Bischof: Reinhold Nann. 1960 in Breisach im Erzbistum Freiburg geboren, empfing er 1987 die Priesterweihe in Freiburg. Schon während seines Theologiestudiums wollte Nann eigentlich nach Lateinamerika, der Leiter des Priesterseminars war allerdings dagegen. Im Erzbistum arbeitete Nann daher zunächst auch als Seelsorger – bis er 1992 zum ersten Mal als Fidei-Donum-Priester nach Peru ging. Bis 1996 blieb er dort und kehrte 2002 wieder zurück, um als Pfarradministrator zu arbeiten und die Partnerschaft des Erzbistums Trujillo mit seiner Heimatdiözese Freiburg zu koordinieren. Später war er auch Bischofsvikar für die Nordregion des Erzbistums Trujillo.
2017 ernannte Papst Franziskus Nann zum Prälaten der Territorialprälatur Caravelí, im selben Jahr erhielt der Deutsche die Bischofsweihe. Papst Benedikt XVI. hätte ihn nie zum Bischof gemacht, sagt Nann. Franziskus habe einen Wandel angestoßen. "Denn die Armen und Außenseiter, aber auch die Seelsorger, die an die gesellschaftlichen Ränder gehen, sie stehen nun plötzlich im Zentrum der Kirche."
Das Gebiet von Nanns Territorialprälatur ist dabei in etwa so große wie Baden-Württemberg und reicht vom Meer bis auf 3.000 Meter Höhe – trotzdem leben gerade einmal 150.000 Menschen dort, vor allem Kleinbauern.
Anfang des Jahres war der Bischof mit einem kritischen Blogbeitrag über Erzbischof Georg Gänswein aufgefallen. Darin warf er Gänswein vor, "tief in Machtspiele in der Kurie verstrickt" zu sein und begrüßte die Beschränkung Gänsweins auf seine Aufgabe als Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Später entschuldigte Nann sich für diese Kritik und schrieb, er habe "einen gravierenden Fehler gemacht".
Erzbischof Martin Krebs – Uruguay
In seinem Leben hat der aus Essen stammende Erzbischof Martin Krebs (*1956) schon auf allen bewohnten Kontinenten der Erde gelebt und gearbeitet. Dabei war sein erster Berufswunsch eigentlich Arzt – selbst den Medizin-Studienplatz hatte er schon sicher, wie er 2008 in einem Interview mit dem Bistum Essen verriet.
Dann kam es doch anders: Nach seiner Priesterweihe 1983 und der Kaplanszeit in Deutschland ging Krebs 1987 nach Rom, um an der Päpstlichen Diplomatenakademie zu studieren. 1991 promovierte er und arbeite in den Apostolischen Nuntiaturen in Burundi, Japan, Österreich und Tschechien, bei der Europäischen Union in Brüssel und später in den USA. 2008 ernannte Papst Benedikt XVI. Krebs zum Titularerzbischof von Taborenta und bestellte ihn zum Apostolischen Nuntius in Guinea und Mali in Westafrika, 2013 wechselte Kerbs nach Neuseeland und Ozeanien. Von dort aus übernahm er auch die diplomatische Vertretung des Papstes für Gebiete wie die Cook-Inseln, Kiribati, Palau, Fidschi, Samoa, Vanuatu und Tonga.
Sein bisher letzter Wechsel erfolgte 2018 – ins rund 10.000 Kilometer entfernte Uruguay. Dort ist er seitdem als Nuntius Brückenbauer des Papstes, wie Krebs es selbst formuliert.
Bischof Clemens Pickel – Russland
Aus Sachsen an die Spitze der russischen katholischen Bischofskonferenz: Diesen Weg hat Bischof Clemens Pickel hingelegt. 1961 wurde Pickel in Colditz in der damaligen DDR geboren und studierte Theologie und Philosophie in Erfurt. 1990, zwei Jahre nach seiner Priesterweihe im Bistum Dresden-Meißen, ging Pickel als Seelsorger nach Russland.
1998 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Weihbischof für den europäischen Teil Russlands, ein Jahr später wurde er zum Apostolischen Administrator für das Gebiet bestellt. Mit der Erhebung der Administratur zum Bistum wurde Pickel 1999 zum ersten Bischof von St. Clemens in Saratow.
Sein Bistum hat dabei nahezu unvorstellbare Dimensionen: Auf einer Fläche so groß wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal zusammen leben etwa 21.500 Katholiken unter den 45 Millionen Einwohnern.
Ausländische katholische Geistliche sind in Russland die Regel. "Wir brauchen sehr die Hilfe von Priestern und Ordensleuten aus Ländern, in denen der Priestermangel kleiner ist als bei uns", sagte Pickel 2017 in einem Interview. "Natürlich ist auch die Zahl der Katholiken bei uns klein. Aber die Entfernungen sind riesig. Stellen Sie sich Deutschland vor mit insgesamt nur zwölf Orten, an denen noch Priester wohnen – das sind unsere Dimensionen", so der Oberhirte. 90 Prozent der Geistlichen in seinem Bistum seien Ausländer. Seit 2017 ist Pickel auch Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz in Russland.
Bischof Wilhelm Steckling OMI – Paraguay
1947 wurde Wilhelm Steckling in Verl im Erzbistum Paderborn geboren. Nach seinem Abitur an einem Missionskonvikt der Oblatenmissionare trat er 1966 der Ordensgemeinschaft bei. 1974 empfing Steckling die Priesterweihe; danach ging es als Seelsorger nach Paraguay.
In Südamerika wurde er nach kurzer Zeit Ausbildungsleiter der Oblatenkandidaten und von 1986 bis 1992 sogar Provinzial der Ordensprovinz von Paraguay. Nach 18 Jahren in dem südamerikanischen Land wechselte Steckling im selben Jahr nach Rom, um als Generalassistent für die Ausbildung seines Ordens zu arbeiten. Von 1998 bis 2010 wirkte er als Generaloberer der Oblatenmissionare in Rom, bevor er wieder zurück nach Acunción in Paraguay ging.
Der Wechsel an der Spitze des paraguayischen Bistums Ciudad del Este ging dann allerdings nicht ganz reibungslos vonstatten: Im Bischofsamt folgte Steckling auf Rogelio Ricardo Livieres Plano, den Papst Franziskus aus "ernsten seelsorgerischen Gründen" seines Amtes enthoben hatte, weil dieser unter anderem einen Amtsbruder verleumdet hatte. Zum Bischof ernannt und geweiht wurde Steckling schließlich 2014. Mitkonsekrator bei der Weihe: sein deutscher Ordensbruder Bischof Lucio Alfert OMI.
Bischof Norbert Strotmann Hoppe MSC – Peru
Vor mehr als 50 Jahren zog es Norbert Strotmann Hoppe ins westliche Südamerika. Dort machte er Karriere als Theologe und Religionssoziologe – und als Bischof. 1946 in Hörstel im nördlichen Nordrhein-Westfalen geboren, trat Strotmann nach seinem Abitur an einem damals von der norddeutschen Provinz der Herz-Jesu-Missionare geleiteten Gymnasium 1967 in die Ordensgemeinschaft ein. Bereits während seines Theologie-Studiums leistete er Missionsarbeit in Peru. Dort wurde er 1973 auch zum Priester geweiht.
Im Anschluss war er unter anderem Oberer seines Ordens in Peru und lehrte Fundamentaltheologie und Soziallehre an der Päpstlichen Universität in der peruanischen Hauptstadt Lima, von 1991 bis 1997 war er zudem deren Rektor. 1992 wurde er vom Heiligen Stuhl in die internationale Theologenkommission berufen. Im selben Jahr ernannte Papst Johannes Paul II. Strotmann Hoppe zum Weihbischof im Erzbistum Lima. Die Bischofsweihe empfing der Geistliche 1993 im Rom – durch den Pontifex persönlich.
1996 wurde Strotmann Hoppe zunächst zum Apostolischen Administrator berufen und im Januar 1997 zum ersten Bischof der neu gegründeten Diözese Chosica ernannt, die die östlichen Stadtteile Limas umfasst. Seit 2017 ist Bischof Strotmann Hoppe auch Generalsekretär der peruanischen Bischofskonferenz und setzt sich vor allem für soziale Themen ein. Während der Coronapandemie hätten die Menschen in seinem Bistum mehr Angst vor dem Hungertod, als vor dem Virus, sagte Strotmann dem Bistum Münster. Seine Bindung in sein Heimatbistum Münster hält nach wie vor an: Erst 2019 besuchte Bischof Felix Genn Bischof Strotmann Hoppe in Peru.