Ulmer Münster will im Advent keinen "schwarzen" König aufstellen
Im Ulmer Münster wird dieses Jahr vor Weihnachten nicht wie üblich die Krippe mit den "Heiligen Drei Königen" aufgestellt. Damit solle eine der Figuren, der dunkelhäutige König Melchior, aus einer möglichen Rassismusdebatte genommen werden, sagte der Ulmer evangelische Dekan Ernst-Wilhelm Gohl dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Einen entsprechenden Beschluss, die Krippe in einer anderen Variante zu zeigen, habe der Kirchengemeinderat in seiner jüngsten Sitzung getroffen.
Gohl erläuterte, der von einem Künstler vor rund 100 Jahren gestaltete Ulmer Melchior sei eine Besonderheit in mehrfacher Hinsicht. Er sei vermutlich der einzige König mit Brezel in der Hand. Gleichzeitig sei er so geschaffen, dass er rassistisch geprägte Stereotype anspricht mit seinen wulstigen Lippen, seiner Körperfülle und seinem Goldreifen an den nackten Fußknöcheln. Die historische Krippe wurde vor rund 30 Jahren gestiftet mit der Auflage, sie jährlich ab Ersten Advent im Münster auszustellen. Gohl unterstrich, dass es bei der Krippenaufstellung nicht darum gehe, den schwarzen König zu unterschlagen. Infrage stehe die Art der Darstellung. Wie mit dem Ulmer Melchior künftig umgegangen wird, soll trotz des vorzeitigen Aufsehens erst nach Weihnachten und in Ruhe öffentlich diskutiert werden, kündigte der Dekan an.
Die Kirche feiert das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar. Das Matthäus-Evangelium berichtet von Sterndeutern aus dem Osten, die über Jerusalem nach Bethlehem kamen, um Jesus als neugeborenen König der Juden zu suchen. Der Volksglauben machte aus ihnen Könige verschiedener Erdteile und legte ihre Zahl auf drei fest. Seit dem sechsten Jahrhundert werden ihre Namen mit Caspar, Melchior und Balthasar angegeben. In der Kunst wird zumeist Caspar als Myrrhe schenkender Afrikaner, Melchior als Goldschätze überreichender Europäer und Balthasar als asiatischer König gezeigt, der Weihrauch zur Krippe bringt. Die Gebeine der Könige kamen der Überlieferung nach 1164 als Kriegsbeute nach Köln. Bekannt ist die jährliche Sternsingeraktion, bei der Kinder Anfang Januar als Könige verkleidet Spenden für ihre notleidenden Altersgenossen in den Entwicklungsländern sammeln. (tmg/epd/KNA)