Reaktion auf Kampagne von ultrakonservativer Gesellschaft

Polens Bischöfe verteidigen Handkommunion gegen Kritik

Veröffentlicht am 06.10.2020 um 19:35 Uhr – Lesedauer: 

Lodz/Warschau ‐ Wegen Corona hatten die polnischen Bischöfe im Frühjahr die Handkommunion empfohlen. Eine ultrakonservative Gruppierung startete gegen dieses "Experiment" eine Kampagne. Nun wehren sich die Oberhirten – und verweisen auf Aussagen des Vatikans.

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Polens katholische Bischöfe haben Forderungen nach einem Verbot der Handkommunion zurückgewiesen. Menschen, die die Kommunion mit der Hand empfingen, könne man "keine Respektlosigkeit gegenüber der Eucharistie" vorwerfen, heißt es in der Abschlusserklärung ihrer Vollversammlung im zentralpolnischen Lodz (Dienstag).

Wegen der Corona-Pandemie hatten die Bischöfe im Frühjahr die Handkommunion empfohlen, die bis dahin nur eine kleine Minderheit der Katholiken in Polen wählte. Der Vatikan erkenne auch diese Art als "würdevoll" an, betonten sie nun. Damit reagierten sie auf eine Online-Kampagne gegen die Handkommunion, die die ultrakonservative Pater-Piotr-Skarga-Gesellschaft gestartet hatte. Die von katholischen Laien 1999 in Krakau gegründete Gesellschaft pocht auf die traditionelle Mundkommunion, weil durch die Spende der Hostie auf die Hand der Leib Christi entweiht werden könne. Man könne die Hostie so für andere Zwecke verwenden, statt sie zu essen.

Gesellschaft: Gesundheitsschutz nur Vorwand

Die nach einem polnischen Jesuiten aus dem 16. Jahrhundert benannte Gesellschaft kritisierte, "unter dem Vorwand des Schutzes der Gesundheit" sei ein "Experiment" begonnen worden. Der Wechsel von der Mund- zur Handkommunion könne auch nicht mit Hygienevorschriften begründet werden.

Bereits 2005, als der polnische Primas Kardinal Jozef Glemp als erster Bischof in Polen in seiner Erzdiözese Warschau die Handkommunion einführte, hatte es viel Kritik gegeben. "Aus Italien gibt es Hinweise, dass die Leute geweihte Oblaten in ihre Jackentasche stecken und sie anschließend an Satanisten verkaufen", sagte damals etwa ein Abgeordneter. (KNA)