Zeitung: Becciu spekulierte mit Spendengeldern gegen Hertz-Pleite
Der Vatikan hat unter der Aufsicht des späteren Kardinals Giovanni Becciu anscheinend Mittel aus Spendengeldern in spekulative Finanzinstrumente investiert. Der Zeitung "Financial Times" (Donnerstag) liegen Dokumente vor, die eine Investition in verschiedene Finanzinstrumente aus Spendengeldern belegen, darunter "Credit Default Swaps" (CDS) auf die mittlerweile insolvente Autovermietung Hertz. CDS sind Finanzinstrumente, bei denen Ausfallrisiken gehandelt werden und ähneln Kreditversicherungen.
Laut Financial Times waren die Geschäfte mit den Hertz-CDS Teil eines Portfolios im Umfang von 528 Millionen Euro und wären zur Auszahlung gekommen, wenn die Autovermietung nicht bis einschließlich April 2020 insolvent sein sollte. Hertz meldete im Mai 2020 Insolvenz an, so dass der Vatikan nur knapp einem hohen Verlust entgangen sei. Papst Franziskus habe keine Kenntnis von dem in der Schweiz abgewickelten Geschäft gehabt.
Vatikan sieht Finanzinstrumente als "tickende Zeitbombe"
Das Geschäft fällt in die Amtszeit von Giovanni Becciu, der von 2011 bis 2018 Substitut im Staatssekretariat war und dessen Verzicht auf seine Ämter und die aus der Kardinalswürde erwachsenen Rechte von Papst Franziskus kürzlich angenommen wurde. Als Grund werden finanzielle Unregelmäßigkeiten angenommen. Während Becciu selbst auf Geschäfte mit einer Firma seines Bruders und Spenden für Projekte in seiner Heimatdiözese verweist, wird sein Name zudem im Zusammenhang mit Investitionen in Luxus-Immobilien in London genannt. 2018 hatte die Glaubenskongregation zusammen mit dem Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen ein Positionspapier zur Wirtschaftsethik veröffentlicht. Darin werden Finanzinstrumente wie CDS als "tickende Zeitbombe" und "Glücksspiel" bezeichnet.
Die Finanzen des Vatikans zu ordnen, gehört zu den großen Aufgaben, denen sich Papst Franziskus stellen will. In der Vergangenheit kam es aufgrund mangelnder Transparenz und Professionalität immer wieder zu Skandalen. Im August hatte der Papst einen neuen Generalsekretär für das vatikanische Wirtschaftssekretariat sowie neue Mitglieder für den Wirtschaftsrat berufen, der vom Münchner Kardinal Reinhard Marx koordiniert wird. Anfang der Woche hat das Wirtschaftssekretariat die Bilanz des Heiligen Stuhls für das Jahr 2019 vorgelegt, die im Vergleich zu den Vorjahren die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kirchenstaates deutlich transparenter darstellte. (fxn)